Studenten fordern kritischen Gegenpol zu drei Referenten
Von Mario Beck
Der Studentenrat der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und
Kultur (HTWK) macht gegen drei Veranstaltungen mobil, die im Rahmen der
unter dem Thema "Migrationsziel Deutschland - Hoffnung, Furcht und
Populismus" stehenden Ringvorlesung geplant sind. Konkret geht es um die
Vorträge des Dresdner Politikwissenschaftlers Professor Werner Patzelt,
des Direktors der Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter,
und um den Auftritt von Paul Voß von der europäischen
Grenzschutzagentur Frontex. Es sei untragbar, diesen Referenten
unkommentiert die Bühne zu überlassen, erklärte gestern der Sprecher des
Studentenrates (Stura) Paul Hösler, weil sie teils inhumane Positionen
vertreten würden. Patzelt und Richter war in der Vergangenheit
vorgeworfen worden, sie stünden der Pegida-Bewegung zu undistanziert
gegenüber, Frontex steht wegen der Flüchtlingsproblematik in der Kritik.
Der Stura fordert in den drei Fällen eine Podiumsdebatte, damit den
Referenten Paroli geboten werden kann. Die HTWK sei ein Ort der Debatte
und nicht der einseitigen Argumentationen.
Auf LVZ-Anfrage meinte Patzelt, er stehe immer für einen Diskurs zur
Verfügung - egal, ob als Teilnehmer einer Podiumsdiskussion oder nach
einem Vortrag. "Im Übrigen scheint ziemlich bizarre Vorstellungen über
mich zu hegen, wer meint, man müsse bei mir einen ,Gegenpol zu inhumanen
Positionen' sowie ,Relativierungen der Menschenwürde' setzen."
HTWK-Sprecher Reinhard Franke erklärte, der Stura habe bisher nicht das
Gespräch mit der Hochschulleitung gesucht, sondern nur mit dem
Organisator der Vorlesungsreihe, die das Thema Migration auf vielfältige
Weise behandle. Dabei liege der Schwerpunkt "ganz klar im Bereich der
aktiven Willkommenskultur". In jeder der Veranstaltungen gebe es die
Gelegenheit zum Meinungsstreit. Für den Frontex-Vortrag sei dem Stura
eine kritische Einführung und die maßgebliche Gestaltung der Diskussion
nach dem Referat angeboten worden.