Meßstetten: NPD hat großes Interesse am "Waldhorn"

Wird die ehemalige Gaststätte Waldhorn zu einer Landesgeschäftsstelle der NPD? Besitzer Niko Lustig jedenfalls muss sein Lokal aus finanziellen Gründen verkaufen.
Erstveröffentlicht: 
09.05.2015

Meßstetten - Niko Lustig hat Angst. Seit es die Runde gemacht hat, dass er sein Lokal Waldhorn möglicherweise an Jan Zimmermann verkaufen wird, den Vorsitzenden im NPD-Kreisverband Breisgau, sieht er sich nach eigenen Angaben "massiven Drohungen" ausgesetzt – gegen Leib sowie gegen Hab und Gut.

 

Von Christoph Holbein

 

Deshalb blickt er mit Bangen der heutigen Kundgebung gegen die NPD in Meßstetten entgegen, hat mit der Polizei gesprochen und um Polizeischutz gebeten: "Ich will verhindern, dass etwas passiert und die Gaststätte beschädigt wird", erklärt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Doch besonderen Polizeischutz wird es nicht geben, wie seitens der Polizei verlautet. Die Polizei hat zwar mit Lustig auf dessen Anfrage hin geredet und ihm erläutert, wie er sich verhalten soll, Polizisten werden aber keine abgestellt: "Es liegt keine besondere Situation vor, die Polizeischutz rechtfertigen würde", teilt die Pressestelle mit.

Noch ist das Gebäude nicht verkauft, wie Lustig betont. Aber das Angebot von Zimmermann über 410.000 Euro steht, und Lustig will bald den Termin mit dem Notar machen: "Das ›Waldhorn‹ lief richtig gut, aber ich bin unverschuldet in finanzielle Schwierigkeiten geraten und deshalb gezwungen zu verkaufen", sagt er und fühlt sich von der Stadtverwaltung und Stadträten im Stich gelassen bei der Suche nach einem anderen Käufer. Derweil glaubt man dort nicht an einen Deal mit der NPD, sondern wirft Lustig Preistreiberei vor und gemeinsame Sache mit Zimmermann zu machen. Lustig hatte das Gebäude auch der Stadt angeboten – für 380 000 Euro. In einem Brief bezeichnet Bürgermeister Lothar Mennig allerdings diesen Kaufpreis als "überteuert" und erkennt keinen Verwendungszweck für die Stadt, zumal das Gebäude nicht im Sanierungsgebiet liege. Ohnehin würde Mennig bei einem möglichen Kauf das Objekt zunächst vom Gutachterausschuss schätzen lassen, wie er schreibt.

Das Vorhaben, das "Waldhorn" an Jan Zimmermann zu veräußern, hat zwischenzeitlich die Kritiker auf den Plan gerufen, etwa die antifaschistische Kampagne "Alboffensive – Kein brauner Alb(t)raum)". Sie informiert, dass Jan Zimmermann seit April 2014 Vorsitzender im Vorstand des NPD-Kreisverbands Breisgau ist, zuvor eine Zeit lang NPD-Funktionär in Hamburg war und darüber hinaus Käufer der neuen Erfurter Geschäftsstelle der NPD in Thüringen ist. Zimmermann plane in Meßstetten die neue NPD-Landesgeschäftsstelle.

Nach Erkenntnissen der "Autonomen Antifa Freiburg" soll das "Waldhorn" bereits 2014 Schauplatz für diverse NPD-Veranstaltungen gewesen sein. Derweil betont Lustig, dass er kein NPD-Sympathisant sei. Die "Alboffensive" dagegen befürchtet, dass ein Engagement der NPD vor Ort dazu führt, dass Rechtsextreme, darunter auch gewaltbereite Personen, nach Meßstetten kommen: "Mit einer Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in unmittelbarer Nähe besteht die ernstzunehmende Gefahr von rassistisch motivierten Übergriffen."

"Keine gemeinsame Sache mit der NPD"

Einen weiteren Gesichtspunkt, den die Antifaschisten ins Spiel bringen: Es sei in der Vergangenheit vorgekommen, dass die NPD mit Immobilienbesitzern zusammengearbeitet habe in der Gestalt, dass die Partei als Schein-Interessent aufgetreten sei, um die Kommune zu einem Vorweg-Kauf zu motivieren. Für diese Dienste sei die NPD mit Geld vom Ex-Besitzer entlohnt worden. Gegen solche Vorwürfe wehrt sich Lustig: Er mache weder gemeinsame Sache mit der NPD, noch wolle er den Preis in die Höhe treiben. Selbst die "Alboffensive" hält eine solche Kooperation in diesem Fall eher für unwahrscheinlich.

Dennoch schätzt die Gruppe das Risiko eines Immobilien-Erwerbs in Meßstetten durch die NPD als groß ein. Sie empfiehlt der Kommune, alles zu tun, um einen solchen Erwerb zu verhindern. Moritz Elser, Pressesprecher der "Alboffensive", erklärt: "Ein Verkauf des ›Waldhorn‹ an die NPD wäre eine Katastrophe. Dem gilt es einen Riegel vorzuschieben." Niko Lustig hat zwischenzeitlich seine Gaststätte geschlossen: "Ich bin im Ort verschrien." Er sieht den Verkauf als einzige Möglichkeit: "Ich hätte sehr gerne hier weiter gemacht."