Politdiskubeisl: Entwicklungen und Perspektiven der anarchistischen und linken Autonomen

Entwicklungen und Perspektiven der anarchistischen und linken Autonomen. Als Appetithappen soll der Text: „Das Jahr als wir nirgendwo waren“ dienen, doch wollen wir nicht ausschließlich diesen Text diskutieren, aber vielleicht mit Hilfe dessen einige Debatten untereinander ins Rollen bringen. Der Text „Das Jahr als wir nirgendwo waren“ wurde u.a. auf linksunten sowie im autonomenblättchen veröffentlicht und ist ein weiterer Beitrag im deutschsprachigen Raum über den derzeitigen Stand, Entwicklungen und Perspektiven der anarchistischen und linken Autonomen.


Vielleicht oder sogar mit Bestimmtheit werden sich die eine oder der andere an diesem Text stossen oder ihn gar zerreissen wollen, aber genau darin sehen wir die Möglichkeit einer Diskussion und vielleicht ergeben sich ja doch die ein oder anderen Ansatzpunkte, ob jetzt direkt von diesem Text ausgehend, der Kritik daran oder wir Anwesenden picken uns ein ganz anderes Thema heraus, um einen gemütlichen und anregenden Diskussionsabend - vielleicht mit einigen Kontroversen (erwünscht) ausgestattet – miteinander zu verbringen. Es wird wohl keine klassische Textdebatte sein, ausser es ist vielleicht sogar erwünscht, aber sonst wäre es eben wünschenswert, wenn wir alle miteinander uns – genauso wie in der Anarchistischen Bibliothek – auf verschiedene Inhalte einigen und daraus vielleicht sogar ein kontinuierlicher Diskurs entsteht (Aber das führt ja jetzt schon viel zu weit …). Der Text ist sozusagen die Anregung und hier im Rapidite ist ein kleiner Auszug zu lesen, des weiteren werden noch komplett ausgedruckte Exemplare ausliegen und natürlich können sich alle auch „im Netz“ darüber schlau machen. Das heisst aber nicht, dass alle den Text gelesen haben müssen … Die Einladung ist für alle, welche an einem weiteren Versuch über unsere eigenen Perspektiven vermischt mit Geschichte zu sprechen, teilnehmen wollen, welche lecker in der Medienwerkstatt etwas essen und in einer gemütlichen Runde sitzen, zuhören und reden wollen. Kommt zahlreich!

[Und vielleicht stosst Ihr Euch an dem „Piefke“-Text: na dann doch erst recht
kommen und wir fassen mal unsere derzeitige Lage in Wien, Umgebung, etc. ins
Auge, wobei sich in derlei Regionalismen zu verlieren mit Sicherheit ebenso ein
diskussionswürdiges Thema wäre!]

“Jenseits des Spektakels – Jenseits des Milieus Die linke Politik der Identität ist am Ende. Zwangsläufig. Identität ist der zentrale Begriff der Postmoderne. Alles wird aufgesaugt, auf Verwertbarkeit abgetastet. Subkultur ist der neue Mainstream. Die Differenz ist die neue Mode. Der binäre Code erscheint (fast) allumfassend. Was bleibt, ist die Suche nach den Orten, an denen das Rauschen überhaupt möglich erscheint. Ohne Zweifel gibt es Gesetzmäßigkeiten und Strukturen, die nicht auflösbar sind ohne ein grundsätzlich anderes System. Die Besitzverhältnisse gehören ebenso dazu wie der Staat und sein Gewaltmonopol, auch wenn dieses an private Repräsentanten delegiert werden kann. Oder in failed states durch andere Macht Optionen wie Gangs, Milizen, o.Ä. ausgeübt wird. Deshalb ist der Angriff auf den Staat, der Angriff auf die Bullen eine Regung, die nicht integriert werden kann, nicht das System modernisiert und noch unangreifbarer macht. D.h. jeder Ansatz, der es ernst meint mit der Tendenz zur Aufhebung, muss zwangläufig in der strategischen Ausrichtung auf die Konfrontation, auf den Zusammenstoß abzielen, auch wenn er in der taktischen Natur anfänglich andere Wege gehen kann, weil die eigenen Kräfte zu schwach, zu zersplittert, zu unorganisiert sind. Dabei gilt es die vorhandenen Möglichkeiten auch wahrzunehmen. Nur in diesem Sinne macht die Beteiligung an den vom Bewegungsmanagement initiierten Events Sinn. Es wird ein Raum aufgemacht, um sich in der Aktion zu finden, praktische Erfahrungen zu sammeln, Erfolge gegen die Ohnmacht zu organisieren. Der M31 in FFM war ein gelungenes Beispiel dafür, wie so etwas jenseits des anvisierten Spektakels funktioniert, die folgenden blockupy Aktionstage waren dann wieder genau jene Reproduktion von Ohnmacht und Protest. Generell gilt es jene Spektakel zu meiden, ja zu denunzieren, wenn es nicht möglich ist, sie zu nutzen. Die Möglichkeiten, jenseits des Spektakels eigene Massenaktionen zu kreieren, sind sehr begrenzt. In Berlin gab es die Demo zum zehnten Jahrestag der Ermordung von Carlo und die unangemeldete Demo zum Bullenkongress Anfang 2013. Zu beobachten waren auch hier eine weitgehende Passivität jenseits einiger vorbereiteten Zusammenhänge und ein Gegner, der schnell taktisch dazulernt und solche Aktionen innerhalb kürzester Zeit so unter Kontrolle bekommt, das nur noch demonstrative – oder Kleingruppen Aktionen möglich sind. Ebenso auffällig war, das es nicht gelungen ist, Menschen außerhalb der Szene zu mobilisieren, die tendenziell bullenfeindlich eingestellt sind und z.B. am 1. Mai anwesend sind. Dies erklärt sich u.a. relativ simpel aus den gewählten Aufhängern für diese selbstbestimmten Aktionen. Weder Genua 2001 noch der Polizeikongress haben unmittelbar etwas mit der sozialen Realität jener Leute zu tun.”

 

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