Am letzten Donnerstag, 30.04., konnten wir mit einem Go-In bei der Berlinovo Immobilien AG die Absage eines Zwangsräumungstermins am morgigen Montag, 4.5., erkämpfen. An diesem Tag hätte Nils aus seiner Wohnung in Marzahn-Hellersdorf geräumt werden sollen.
Hintergrund der angesetzten Räumung ist ein nachbarschaftlicher Konflikt im Haus, der eng verbunden ist mit einer akuten psychischen Belastung von Nils. Für die Berlinovo Grund zur Aussage, dass Nils unzumutbar für den Rest des Hauses sei. Für uns Anlass klarzustellen, dass eine Zwangsräumung keine Lösung sein kann. Im Vorfeld der Aktion hatte es hier auch mehrere Versuche gegeben, die Berlinovo auf dem Wege des Gesprächs von einer Zwangsräumung abzubringen, bis zum letzten Donnerstag jedoch erfolglos.
Am Nachmittag gegen 15:30 Uhr besetzten dann rund 25 solidarische Menschen das Foyer der Zentrale der Berlinovo am Halleschen Ufer in Kreuzberg. Gut ausgerüstet mit Schildern und Transparenten, Flyern und Schokoküssen, sowie einigen Journalist_innen und einem Kamerateam des rbb im Schlepptau machten wir es uns sofort gemütlich. Während eine kleine Abordnung direkt in den obersten Stock (wo sonst?) fuhr um der Geschäftsführung unseren Besuch zu verkünden, wurde unten die schwarze Ledergarnitur in Beschlag genommen und die Räumlichenkeiten erstmal umdekoriert. Bestimmt und freundlich wurde sich um die beiden Menschen am Empfang gekümmert, die vorbeikommenden Mitarbeiter_innen mit Infoflyern in den Feierabend verabschiedet.
Nach kurzer Bedenkzeit präsentierte sich dann ein Duo der Presseabteilung des Unternehmens. Hier wurden sich dann die erwartet verschiedenen Meinungen ausgetauscht, was insofern zusammengefasst werden kann, dass am Ende dieses Austausches die Aufforderung zum Verlassen des Hauses inklusive vorfahrender erster Wanne stand, auf der anderen Seite die klare Ansage, dieser Aufforderung nicht nachzukommen, solange die Zwangsräumung am 4.5. Bestand hat. Nach einigem Hin und Her zwischen uns und der Berlinovo sowie den umherwuselnden Journalist_innen und der Polizei wurde das Presseduo dann abgelöst durch den Hausjuristen der Berlinovo. Hier war es sehr hilfreich, dass es für alle anwesenden Gruppen gut vorbereitete Kontakthalter_innen unsererseits gab, die immer wieder aktiv das Gespräch suchten und so der Berlinovo nicht die Hoheit über die Situation ließen. Das zeigte dann derart Wirkung, dass der Hausjurist zu einem weiteren Gespräch bereit war.
Noch zwei Wochen zuvor hatte die Berlinovo nach unserer ersten Intervention gesagt, Nils solle doch selbst Vorschläge machen, wie seine Wohnsituation geändert werden kann. Nachdem er dies dann tat, lehnte die Berlinovo jede weitere Auseinandersetzung mit diesen Vorschlägen abrupt ab und schwenkte wieder auf Räumungskurs. Dieses fragwürdige Vorgehen wurde dann auch gezielt angesprochen, aber auch das generelle Unding, Menschen in dieser Stadt angesichts des Wahnsinns auf dem Wohnungsmarkts sowie des kollabierenden Hilfesystems noch zwangsräumen zu lassen. Erst gerade hatte ja eine Studie zum Thema nochmal klargestellt, dass eine Zwangsräumung der Höchststrafe auf dem Wohnungsmarkt gleichkommt: Einmal raus, immer raus.
Am Ende des letzten Gesprächs mit dem Hausjuristen, dem dabeistehenden Presseduo und einer leicht mysteriösen Frau, die ab und zu flüsternd in die Runde kam und daraufhin wieder verschwand, stand dann ein vorrübergehender Erfolg: Der Zwangsräumungstermin wurde abgesagt! Inwieweit die Berlinovo jedoch dazu bereit ist, das Mietverhältnis generell fortzusetzen, werden Berlinovo und Nils jetzt klären. Der Räumungstitel bleibt weiterhin gültig. Trotzdem ist klar: Ohne die Aktion sowie der Solidarität und Hartnäckigkeit der Beteiligten wäre es am 4.5. zu einer Zwangsräumung inklusive deren Folgen gekommen.
Die Berlinovo haben wir jetzt sowieso auf dem Zettel. Super war dafür übrigens das Berlinovo Bavaria Bullshit Bingo, eine verteilte 5x5 Tabelle mit den schönsten Begriffen rund ums Go-In. Von "fair" über "Vollstreckung" bis "Hausordnung" - wer als erstes die Reihe voll hat, gewinnt! Als landeseigenes Unternehmen verwaltet Berlinovo die Altlasten des Berliner Bankenskandals, nennt sich "fair", wirtschaftet aber für die Rendite, und hat den größten Ferienwohnungsbestand der Stadt. Kein kleiner Fisch also.
Wenn es Neuigkeiten gibt, sagen wir Bescheid. Ansonsten erstmal ein "yeah" mit allen, die dabei gewesen sind!
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