Patriotismus, die Liebe zu Heimat und Nation gilt als
selbstverständlich, sogar natürlich. Für die Liebe zur Nation muss man
nicht argumentieren. Schon die Frage nach Gründen dafür wirkt seltsam,
fast zersetzend. Dennoch! Es gibt gute Gründe, sich einmal Klarheit
darüber zu verschaffen, was das eigentlich ist – die Nation und das zu
ihr gehörende nationale Gefühl. Dazu wollen wir folgende Thesen
begründen und zur Diskussion stellen:
1. Nation ist die Verklärung einer Gesellschaft, die auf Konkurrenz beruht und aus Klassen besteht. Während sich ihre Mitglieder im Alltag gegenseitig in die Quere kommen und die ökonomischen Nutznießer die Lohnabhängigen schädigen, wird zur nationalen Feierstunde die Gemeinschaft beschworen.
2. Nation ist die Verklärung eines Zwangszusammenhangs. Kein Mensch
entscheidet frei und nach seinen Interessen, welchem nationalen Verein
er wie lange und unter welchen Bedingungen angehören möchte – und
natürlich ist das schon gar nicht.
3. Die Begründungen für die
nationale Gemeinschaft sind unhaltbar: Ihre Herleitung aus Sprache,
Kultur, Geschichte, Religion oder Abstammung sind logisch wenig haltbar.
So populär diese Vorstellungen sind – von ihnen hängt nichts ab, weder
die Existenz der Nation noch das nationale Gefühl ihrer Mitglieder.
4. Diese Gesellschaft braucht das verlogene Gerede von der nationalen Gemeinschaft.
5. Nation braucht Identifikation: Dummheit, Gefühlsduselei, Fahnen und Phrasen.
Aber gibt es nicht auch den guten, den harmlosen Patriotismus? Viele,
die sich am überschäumenden Nationalismus der Ausländerhasser, der
Fußballfans, der Stammtische stören, plädieren für eine aufgeklärte,
respektvolle, die Vorzüge aller Nationen anerkennende und niemanden
ausgrenzende oder herabwürdigende Form der Heimatliebe! Gibt es die?