Großes Polizeiaufgebot und Überwachung aus der Luft per Hubschrauber für einen Aufzug mit nur sechs Personen: Im Vorfeld der für heute avisierten neuerlichen Demonstration des islamkritischen Legida-Bündnisses hatte für gestern Abend eine andere Gruppe unter dem Motto "WIR SIND DAS VOLK Demo 89" zu einer Kundgebung auf dem Nikolaikirchhof und einen Marsch um den Ring aufgerufen.
Doch die kurzfristig vom Ordnungsamt genehmigte Aktion, die auf Facebook zunächst mit fremdenfeindlichen Forderungen versehen worden war, floppte total. Den wenigen Teilnehmern standen gegen 19 Uhr rund 70 Gegendemonstranten gegenüber, die an der Nikolaikirche "Ihr macht euch lächerlich" und "Nationalismus raus aus den Köpfen" skandierten. Gerufen wurde auch "Geht nach Hause, ihr langweilt".
Wenig später ließen die Gegendemonstranten den Veranstaltungsort links liegen, zogen selbst durch die City und traten dabei lautstark für ein Bleiberecht für alle ein. In der Grimmaischen Straße wurden sie von Beamten gestoppt, während sich nur wenige Meter entfernt die Handvoll Sonntagabend-Marschierer mit Polizeieskorte auf den Weg machte. In einer Stellungnahme vor Ort distanzierten sie sich von Legida, Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Ihnen gehe es um soziale Themen wie einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, die Einhaltung des Mindestlohnes, die Bekämpfung der Altersarmut und bezahlbare Mieten. Allerdings hatte es bei Facebook zunächst geheißen, die Überhäufung der Bundesrepublik durch Flüchtlinge müsse unterbunden werden. Zwei Drittel der Migranten seien hochkriminell. Im Verlaufe des gestrigen Tages war das Positionspapier der Initiative mehrfach geändert worden.
Nach Angaben von Stadtsprecher Matthias Hasberg war der Aufzug am
späten Freitagabend durch eine Privatperson beantragt worden und hatte
vom Ordnungsamt grünes Licht bekommen. Für heute genehmigte die
Veranstaltungsbehörde von 19 bis 22 Uhr eine Legida-Demo mit
angemeldeten 1500 Personen auf der Route Augustusplatz, Georgiring,
Wintergartenstraße, Querstraße, Grimmaischer Steinweg, Augustusplatz.
Auch für vier Gegendemonstrationen liegen Anmeldungen vor. mabe