Sozialbürgermeister äußert sich zur Friederikenstraße 37 Von Jens Rometsch Im Leipziger Rathaus wurde gestern erstmals die Mega-Panne beim Verkauf des kommunalen Grundstücks Friederikenstraße 37 offiziell eingeräumt. "Aus heutiger Sicht wäre eine Sicherung dieses Objektes für eine Nutzung durch die Stadt sinnvoll gewesen", sagte Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD) auf Anfrage. "Die Stadtverwaltung bedauert es sehr, dass es hierzu keine hinreichenden Abstimmungen gegeben hat."
Wie die LVZ exklusiv berichtete, hatte das Liegenschaftsamt das fast
zwei Hektar große Areal in Dölitz für 500000 Euro verkauft, obwohl es
die Kommune selbst als Flüchtlingsheim dringend gebraucht hätte. Der
Notartermin muss im Zeitraum zwischen Juli und November 2014
stattgefunden haben. Laut Fabian nahm der neue Eigentümer - die KKS
Projekt GmbH - Anfang November Kontakt mit dem Sozialamt auf. Am 17.
November gab es eine erste Besichtigung der ehemaligen Ingenieurschule
samt Wohnheim, am 22. Dezember folgten konkrete Verhandlungen über eine
Anmietung als Asylbewerber-Unterkunft.
Doch daraus wurde nichts. Vielmehr mietete der Freistaat Sachsen am 28.
Januar das Grundstück für gut zwei Jahre als Erstaufnahmeunterkunft für
Asylbewerber an. Ab Juli 2015 sollen dort 350 Plätze in den vorhandenen
Gebäuden, später weitere 151 Plätze in Wohncontainern zur Verfügung
stehen. Dietrich Gökelmann, Präsident der Landesdirektion Sachsen, bat
bei einem Bürgerforum am Dienstagabend um Verständnis, dass bei der
Abstimmung mit den Kommunen zuletzt "vieles nicht so gelaufen ist, wie
es laufen sollte". Doch die stark ansteigenden Flüchtlingszahlen Ende
2014 hätten den Freistaat "über Nacht vor ein Riesenproblem gestellt".
Die Frage einer Dölitzerin zum Mietpreis für das Objekt ließ Gökelmann
indes unbeantwortet.
Die KKS Projekt GmbH - gegründet durch einen Berliner Architekten und
übrigens nicht identisch mit dem Leipziger Immobilienmaklerbüro KKS -
erklärte jetzt auf Anfrage, sie habe die Fläche ursprünglich für eine
kulturelle Nutzung (etwa als Atelierhaus) erwerben wollen. Erst einen
Tag nach dem Notartermin habe die Bundesregierung verkündet, dass
Asylheime künftig auch in Gewerbegebieten zulässig sind. Nach
LVZ-Informationen liegt dem Liegenschaftsamt der Stadt inzwischen ein
anwaltliches Schreiben vor, in dem die Rechtmäßigkeit des Verkaufs
angezweifelt wird.