Die Lebensbedingungen für die Asylbewerber in der Notunterkunft der Erstaufnahmeaußenstelle Schneeberg sollen verbessert werden. Bürgermeister Frieder Stimpel sagte MDR 1 RADIO SACHSEN, als Zwischenlösung würden mobile Toiletten für die 254 Flüchtlinge aufgestellt, die derzeit in der Turnhalle der ehemaligen Jägerkaserne untergebracht sind. Noch in dieser Woche werde eine mobile Sanitärstation angeliefert.
Provisorium könnte länger benötigt werden
Die vorhandenen hygienischen Einrichtungen in der Halle reichen für so viele Menschen bei weitem nicht aus. So soll es nur zwei Toiletten geben. Auch die Anzahl der Duschen sei absolut ungenügend, erklärte Stimpel. Zugleich kritisierte er, dass die angekündigten Sanitärcontainer nicht schon installiert worden seien. Unklar ist zudem, wie lange die Flüchtlinge in der Turnhalle bleiben müssen, deren Einrichtung aus nicht viel mehr als Pritschen zum Schlafen besteht. Schneebergs Bürgermeister erklärte, die Notunterkunft solle bis Ende kommender Woche freigezogen werden. Die Landesdirektion teilte dagegen auf Anfrage von MDR SACHSEN mit, sie wisse nicht, wie lange die Turnhalle belegt werden müsse. Neu angekommene Asylsuchende sollten jedoch nicht länger als zwei bis drei Tage hier leben müssen. In dieser Zeit würden für sie Plätze in anderen Einrichtungen gesucht.
Außenstelle Schneeberg überfüllt
In der ehemaligen Bundeswehrkaserne in Schneeberg sind derzeit weit mehr Asylbewerber untergebracht als vorgesehen. Ursprünglich hatte die Außenstelle von Sachsens bislang einziger Erstaufnahmeeinrichtung eine Kapazität von 800 Plätzen. Diese sollte nicht komplett ausgenutzt werden, hieß es noch kurz nach der Eröffnung 2013. Am 6. Februar 2015 waren jedoch 849 Asylbewerber hier untergebracht. Am gleichen Tag war die Notunterkunft in Schneeberg kurzfristig eingerichtet worden, weil Sachsen ungeplant mehr Flüchtlinge aufnehmen musste. Andere Bundesländer hatten wegen Erkrankungen in ihren Erstaufnahmeeinrichtungen eine Quarantäne verhängt.
Informationsdefizit bei schnellen Lösungen
Auch in anderen Städten wurden Notunterkünfte eingerichtet. So wurden in
Böhlen mehr als 100 Asylbewerber in einem Hotel untergebracht. Diese
laut Landesdirektion als Zwischenlösung für wenige Tage gedachte
Maßnahme soll sich nach Informationen des MDR SACHSENSPIEGEL nun bis
Ende April hinziehen. In Görlitz wurde ein ehemaliges Polizeigebäude am
Flugplatz für 140 Flüchtlinge hergerichtet. Am Dienstag trafen die
ersten ein, unter ihnen 44 Menschen, die zuvor in der Turnhalle in
Schneeberg untergebracht waren. In Leipzig soll ein früheres Lehrlings-
und Studentenwohnheim im Stadtteil Dölitz vorübergehend als
Erstaufnahmeeinrichtung für bis zu 350 Asylbewerber dienen.
In
allen Fällen klagten die Kommunen weniger über die plötzliche Belastung,
als über die nach ihrer Aussage ungenügende Kommunikation von
Innenministerium und Landesdirektion. Die Informationen kämen viel zu
spät oder nur scheibchenweise, so dass die Kommunen kaum Zeit hätten,
sich und ihre Einwohner darauf vorzubereiten. Die Landesdirektion hat
jedoch nach eigenen Angaben das gleiche Problem. Auch sie wisse oft
erst, wie viele Flüchtlinge aufgenommen werden müssten, wenn sie
praktisch schon vor der Tür stünden.