Antifa-Demonstration verläuft unfriedlich

Erstveröffentlicht: 
15.11.2009

Die Polizei beharrt auf Vermummungs-Verbot


Eine Demonstration "gegen Faschismus" ist gestern in Freiburg unfriedlich verlaufen. Im Grunde fand sie als Protestzug gar nicht statt, denn die Polizei hielt die 500 bis 600 Demonstranten an dem Ort fest, an dem sie sich versammelt hatten - zwischen Schwabentor und Salzstraße. Um 18.15 Uhr erklärte Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid gegenüber Der Sonntag, dass die Polizei die Personalien aller Demonstrationsteilnehmer erfassen und ihnen gegenüber einen "Platzverweis" aussprechen werde. Allerdings galt dieser zwar für die Innenstadt, nicht aber für das Quartier "Grün" in der Nähe des Hauptbahnhofs.

 

Zur Eskalation zwischen der Polizei und den Demonstranten kam es um circa Uhr, als sich der Demonstrationszug vom Schwabentor über Salzstraße und Bertoldsbrunnen in Richtung Theater in Bewegung setzen wollte. Der Einsatzleiter der Polizei war vor die erste Reihe getreten und hatte sie aufgefordert, auf Vermummungen und Bewaffnungen zu verzichten. Laut Sprecher Schmid will die Polizei über gesicherte Erkenntnisse verfügen, wonach einige Demonstranten mit "Reizgas und Messern" bewaffnet gewesen wären.

Prompt antworteten zahlreiche Demonstranten mit Buhrufen und Pfiffen und skandierten: "Wir demonstrieren, wo wor wollen, ohne Überwachung und Kontrollen." Die Situation eskalierte weiter, als aus dem Pulk der Demonstranten mehrfach Bierflaschen und Böller in Richtung der zahlreich aufmarschierten Polizisten flogen. Der Einsatzleiter der Polizei, der zuvor mehrfach darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Vermummte nicht an der Demonstration durch die Innenstadt teilnehmen könnten, appelierte danach an die "friedfertigen Teilnehmer", sich von den "Störern der Demonstration" zu distanzieren. Unmittelbar danach kündigte er an, die Polizei werde in absehbarer Ziet gegen die Störer einschreiten.

Die Polizei evakuierte schaulustige Passanten aus einem Teil der Salzstraße, nur wenige Minuten später drangen Polizisten in die Reihen der Demonstranten und nahmen einige von ihnen fest. Mit Plastikbändern gefesselt, mussten sie Körperuntersuchungen über sich ergehen lassen. Zudem wurden alle fotografiert. Unter den Festgenommenen waren auch einige überaus junge Frauen.

Maria Viethen, die Fraktionschefin der Grünen im Freiburger Gesmeinderat, die es sich nicht nehmen ließ, an der Schnittstelle zwischen Polizei und Demonstranten das komplette Geschehen zu verfolgen, erklärte gegenüber Der Sonntag: "Ich finde den Polizei-Einsatz übertrieben. Doch es kam so, wie man es befürchten musste, wenn Polizei-Chef Heiner Amann sich persönlich darum kümmert." Die Politikerin zeigte zudem Verständnis für Demonstranten, die sich vermummen: "Man muss auch sie verstehen, denn sie haben Angst, von Neonazis fotografiert zu werden." Polizei-Sprecher Schmid hingegen erklärte, unter den Festgenommenen seien die meisten aus Frankreich, Schweiz und Österreich: "Hier haben sie ihr Mütchen gekühlt."


TN