Tagesseminar: Die Ausländerfrage

"Ausländerproblem", "Asylantenflut" und "Überfremdung" Klarstellungen zur sogenannten Ausländerfrage

 

Vortrag mit Diskussion

Zeit: 04. Oktober 2014

Ort: Deggendorf, Cafè Holler, Amanstr. 8

Referent: Rolf Röhrig

 

Der Beschluß der bayrischen Landesregierung, die dritte im Freistaat geplante Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Deggendorf zu stationieren, sorgt vor Ort für Aufregung.

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Dabei ist es kein Privileg von Neonazis, Ausländer auf deutschem Boden für ein "Problem" zu halten. Ganz normale Bürger wollen wissen, dass Fremde uns Arbeitsplätze und Wohnraum stehlen; auch unter Verbrechern entdecken sie Ausländer, so dass für sie Ausländer Verbrecher sind. Freilich, einen "guten" Ausländer, der fast so fleißig und reinlich wie ein echter Deutscher ist, kennt jeder. Man will sich ja schließlich nicht den Vorwurf machen lassen, man hänge einem Pauschalurteil an, wenn man denkt oder fordert: "Deutschland den Deutschen!" Gut meinende Menschen halten dagegen, wie nützlich doch Ausländer für Deutschland sind: Sie nutzen der Wirtschaft, erledigen sogar die "Drecksarbeit" und sind eine kulturelle Bereicherung. Mit demselben Maßstab, den Ausländerfeinde anlegen - Deutschland und sein Nutzen -, wollen diese Leute das Gegenteil zeigen: Fremde schaden nicht, sie sind für die Nation nützlich. Einfach so hat auch in ihrem Denken nur der Deutsche ein Anrecht aufs Hiersein; der Ausländer muss sich das erst durch besondere Leistungen verdienen, kann es also auch verwirken.

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Erst recht gelten Asylbewerber als Plage. Die meisten, so heißt es, sind ohnehin nur "Wirtschaftsflüchtlinge", also Leute, die dem Elend davonlaufen. So etwas verträgt unsere humanistische Gesinnung gar nicht: Materielle Not ist ein fraglos guter Grund, Leute ins Elend zurück zu schicken. Wer sich um ein Attest als "politisch Verfolgter" bewerben darf, wird dann in Wohncontainern verstaut und mit einem Arbeitsverbot belegt, so dass jeder sehen kann: Asylanten lungern herum statt zu arbeiten und sind eine Umweltverschmutzung in der sauberen Stadt. Sie erscheinen eben als das, als was sie behandelt werden - als eine Plage! Dagegen halten kritisch Gesonnene hoch, der Staat müsse doch seiner menschenrechtlichen Verantwortung gerecht werden und helfen. Das tut er nicht einmal gegenüber seinem einheimischen Prekariat, das er aufs Existenzminimum herunter drückt. Und schon gar nicht kommt ihm Mildtätigkeit gegenüber Fremden in den Sinn. Die verlogene Zurückweisung allerdings geht anders: "Wir können nicht das Elend der ganzen Welt heilen!" Deutschland und Europa schreiben einen Großteil des Globus und seine Menschen ab, und zwar aus der Pose des überforderten Samariters, der schon mit seiner bloßen Flächenausdehnung den Abermillionen von Elendsgestalten nicht gewachsen sein kann. Die so ins Licht gerückte Rolle des gutwilligen, aber ohnmächtigen Helfers unterschlägt allerdings die Hauptsache, nämlich die Rolle des mächtigen Täters: Deutschland und Europa sind mit ihrem grenzüberschreitenden Kapitalismus eine der wesentlichen Ursachen für die elende Lage der Menschen in Afrika und anderswo und Produzent Nummer eins für deren Fluchtgründe. 

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Über Fremdenhaß, Asylrecht und den imperialistischen Gehalt der sogenannten Ausländerfrage soll diskutiert werden.