"1,2,3! Gebt die Wagen frei!" - diese Parole ertönt am Montagnachmittag auf dem Rathausplatz. Die Wagengruppe "Sand im Getriebe" hatte kurzerhand Wagen zu Demonstrationszwecken vor dem Rathaus geparkt.
Es ist 14:30Uhr am Montag, als laute Motorengeräusche
und Gehupe über den Rathausplatz tönen. Fünf große Trucks und ein
kleines Auto fahren auf den Rathausplatz. Fahrerinnen und Fahrer parken
die Fahrzeuge direkt vor dem Rathaus. Irgendwer macht laute Musik an.
Die Aktion der Wagenburgler-Gruppe "Sand im Getriebe"
ist eine Reaktion auf die Räumung nach einer Kurzzeitbesetzung im
Gewerbegebiet Hochdorf am vergangenen Samstag. Dort hatten 150
Wagenbewohner das Gelände besetzt, auf dem momentan elf von der Stadt
Freiburg beschlagnahmte Wagen von "Sand im Getriebe" stehen. Die
Fahrzeuge waren am 14. April 2014 Jahres abgeschleppt worden, da es für
die Wagenburg kein offiziell genehmigtes Gelände gab.
"Wir
fordern einen Dialog auf Augenhöhe", "Weg sind wir noch lange nicht" und
"Von Wägen Freiburg" steht auf den Bannern an den Fahrzeugen vor dem
Rathaus. Aktivistinnen und Aktivisten verteilen leuchtend pinkfarbene
Infozettel. Direkt vor dem Rathauseingang haben sie eine Ladung Sand
abgeladen, damit gleich offensichtlich ist, wer hier am Werk ist.
"Wir wollen ein Zeichen setzten", sagt Sandra Bauer von Sand im
Getriebe. "Das empfohlene Grundstück von der Stadt, nahe beim Ikea,
beträgt nur 400 m². Das ist viel zu klein. Wir brauchen mindestens 1000
Quadratmeter für unsere 20 Wagen." Um die von der Stadt vorgeschlagene
Fläche zu visualisieren, hat Sand im Getriebe vor dem Rathausplatz die
besagte Zahl an Quadratmeter abgesteckt. 400m², da sei eine Stellfläche
für lediglich 5 1/2 Wagen.
Die Fahrzeuge, die jetzt vor dem Rathaus stehen, stammen von Wagenfreunden der Gruppe, die sich am Wochenende beim "Wagentage"-Treffen vorrangig deutschsprachiger Wagenbewohner in Freiburg getroffen haben.
Die
Demonstration am Montagnachmittag verläuft friedlich; Wagenbewohner
schwatzen, trinken Bier und fordern Oberbürgermeister Dieter Salomon zur
Kontaktaufnahme auf. Alsbald taucht die Polizei auf. "Grundsätzlich
räumen wir den Platz erstmal nicht", sagt Einsatzleiter Schneider vom
Polizeirevier Freiburg-Nord. "Uns wurde gesagt, dass die Wagen in zwei
Stunden wieder weggefahren werden sollen. Wir gehen jetzt erstmal davon
aus, dass das stimmt."
Auch Sandra bestätigt, dass sie spätestens
um 17 Uhr wieder weg sein wollen: "Hier würde ich ja nicht wirklich
wohnen wollen. Außerdem wollen wir um 18 Uhr auch noch eine
Demonstration auf dem Augustinerplatz starten und dann Richtung Stadt
laufen. Wohin genau wissen wir noch nicht."
Legal ist die Aktion
jedoch nicht. "Die Kundgebung ist nicht angemeldet, also liegt hier
eigentlich eine Straftat vor", erklärt Einsatzleiter Schneider. "Doch im
Verhältniss brauchen wir um den Platz zu räumen ebenfalls zwei Stunden -
und bis dahin soll der Platz ja frewillig geräumt sein. Deshalb
beziehen wir erstmal noch die Verstärkung, die wir bekommen könnend und
warten ersteinmal ab."
17:45 Uhr: Die Rathausuhr
klingelt. Die Wagen stehen immer noch auf dem Platz. Die Polizei steht
mit Polizeiwagen an den Platzseiten und versperrt so den Abfahrtsweg.
Alle Wagenfahrer müssen ihre Personalien angeben, erst dann können sie
abfahren. Straßenfeger schaufeln den inzwischen nassen Sand weg. In
wenigen Minuten wird hier nichts mehr an die Demonstration erinnern.