Wie demokratische Medien nicht manipulieren, oder: Wenn profil einmal die „Fakten“ „checkt“ Dienstag 17. Juni, 19:00 Uni Wien, NIG, HS 2
In der Öffentlichkeit ist eine nicht alltägliche Auseinandersetzung entbrannt. Anlässlich der sich zuspitzenden Konfrontation in der und um die Ukraine verlangen europäische Politiker ihren Bürgern ein Umdenken ab – und die Vorgaben lassen nichts zu wünschen übrig: Russland unter Putin ist der neue Staatsfeind. Es muss in die Schranken gewiesen werden, wenn’s geht mit Sanktionen, also mit vorkriegerischen Mitteln, die „hoffentlich“ verfangen, damit der Konflikt nicht weiter „eskalieren“ muss. Die Russen sind in der Pflicht, dem Westen durch Nachgeben weitergehende Übergänge zu ersparen.
Presse und Fernsehen kommen ihrer Aufgabe, als Sprachrohr der Regierungen das Volk auf Linie zu bringen, wie üblich ganz ohne Zensur nach; die Medien erfüllen also ihre Pflicht und versorgen das Volk mit dem passenden Bild vom bösen Feind. Das scheint in diesem Fall nicht ganz einfach zu sein. Wie man Talkshows, Leserbriefen, Blogs und Umfragen entnehmen kann, teilen ziemlich viele Bürger die neue Linie nicht. Deutsche Altpolitiker melden sich auch zu Wort und erheben warnend ihre Stimme gegen die „Verteufelung der Russen“ und mahnen, einen Weg zurück zur Politik des „Ausgleichs“ zu suchen.
Medien sehen sich genötigt – mehr oder weniger empört –, den Stimmen Raum zu geben, die das neue Feindbild nicht so ohne weiteres nachvollziehen, und treiben viel Aufwand, um den „Putinverstehern“ die Leviten zu lesen. Als hätte nicht die selbe Öffentlichkeit und die Politik jahrelang verkündet: Mit dem Ende des Kalten Krieges sei die Gefahr eines großen Krieges aus Europa verbannt. Russland durfte und sollte man sich nicht mehr als den alten Feind vorstellen, sondern als Partner in Geschäft und Weltpolitik, dem zwar noch mit Vorsicht zu begegnen sei, der sich aber im Prinzip zu „unserem System“ – und damit zu „uns“? – transformiert habe. Das alles soll nicht mehr gelten, nun soll man sich Putin als Hitler-Klon vorstellen und in Russland das wieder auferstandene „Reich des Bösen“ sehen, das auf „imperiale Politik“ setzt. Da melden sich Kritiker zu Wort:
„Es war zunächst der Westen, der keine Ruhe gab und unaufhaltsam Richtung Osten drängte.“ Alice Schwarzer, feministische Autorin
„Als historisch denkender Mensch hat Wladimir Putin auch gewisse Einkreisungsängste.“ Gerhard Schröder, deutscher Bundeskanzler a. D.
„Der Westen verfolgt durch die Unterstützung von Protestbewegungen eine subversive Agenda, um Russland zu schwächen.“
„Die Protestbewegung in der Ukraine war doch von Rechtsextremisten unterwandert – und die sind jetzt an der Regierung.“
„Der Westen hat angesichts der Kriege im Irak, in Afghanistan und im Kosovo kein Recht, Putin an den Pranger zu stellen.“
„Krim hat das gute Recht, sich für eine Angliederung an Russland zu entscheiden.“
In dieser schweren Stunde eines kleinen Meinungsaufstandes, eines Meinungs-Maidan sozusagen, wendet sich profil an die obigen Irrläufer der deutschen Kulturgemeinschaft, um sie durch einen „nüchternen Faktencheck“ wieder einzufangen.
Heraus kommt ein Lehrstück in Sachen demokratisch-kritisch-parteilicher Propaganda.
Der Argumente-Check folgt am 17.6. um 19:00 im NIG.