Münchner Burschenschaften laden für Samstag zum großen Ball. Wo der stattfinden soll, ist noch geheim. Im Gespräch ist das Künstlerhaus am Lenbachplatz - dort ist das Entsetzen über die potentiellen Gäste groß.
Von Sebastian Krass
Es ist eine Veranstaltung, auf die sich Münchens Burschenschafter freuen, ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender. Mehrere dieser Verbindungen haben den Münchner Burschenschafterball 2014 auf ihren Internetseiten angekündigt: die Franco-Bavaria etwa, in deren Altherrenverband der Bundestagsabgeordnete und ehemalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) Mitglied ist, aber auch die Danubia. Deren Aktivitas, also die studierenden Mitglieder, sind im bayerischen Verfassungsschutzbericht als rechtsextremistische Organisation geführt. Sie agiere "revisionistisch" und propagiere "einen übersteigerten Nationalismus im völkischen Sinne".
An diesem Samstag soll der Ball stattfinden. Nur eines verschweigen die Burschenschaften: wo. Der Ort werde "auf Anfrage" bekannt gegeben, schreibt etwa die Danubia. Offenbar wollen die Burschenschafter verhindern, dass die Öffentlichkeit vorab erfährt, wo sie sich treffen. Doch die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle (Aida) berichtet, das Künstlerhaus am Lenbachplatz sei der Veranstaltungsort. Ein Aufmarsch von teils rechtsextremen Burschenschaftern in voller Montur in diesem traditionsreichen Haus mit bisher untadeligem Ruf?
Im Künstlerhaus ist man entsetzt von diesem Szenario. Maja Grassinger, Vorstandsvorsitzende der Trägerstiftung, erklärt der SZ, man habe mit einer Privatperson einen Vertrag über einen Ball abgeschlossen. Von Burschenschaften oder gar der Danubia sei nie die Rede gewesen. In der Einladung, die in der Burschenschaftsszene kursiert, sind "die Münchner Burschenschaften" und eine "Vereinigung alter Burschenschafter" (VAB) in München als Veranstalter genannt. Die VAB gibt im Impressum ihrer Internetseite die Adresse des Danubia-Hauses in der Möhlstraße an.
Künstlerhaus hat Kündigung verschickt
Grassinger versucht nun, die Notbremse zu ziehen: Man habe am Mittwochnachmittag dem Vertragspartner die Kündigung geschickt, erklärt sie. Das Künstlerhaus berufe sich auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Demnach sei man zur Kündigung berechtigt, wenn eine Veranstaltung "Ruf oder Sicherheit des Hauses" gefährde.
Eine Rufschädigung wäre allemal zu befürchten. Ob auch die Sicherheit gefährdet gewesen wäre? In Wien löst der Akademikerball, an dem ebenfalls Rechtsaußen-Burschenschafter teilnehmen, regelmäßig große, teils konfliktträchtige Gegendemonstrationen aus. Das wäre in München wohl derzeit nicht zu erwarten. Aber vermutlich wollten die hiesigen Burschenschaften mit der Geheimhaltung auch möglichen Protesten vorbeugen.
Die Danubia ließ eine Anfrage unbeantwortet. Der geplante Ball zeigt auch, dass die Abgrenzung vergleichsweise liberaler Burschenschaften von extrem rechten nicht funktioniert. Ramsauers Franco-Bavaria etwa ist aus dem Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) ausgetreten, weil der sich nicht von "rechtslastigen und rassistischen Leuten" trennt, wie ein Mitglied damals erklärte. Die Franco-Bavaria beteiligt sich auch an dem Versuch, einen neuen Dachverband zu gründen. Doch wenn die Szene in München zu einem vermeintlich nur geselligen Abend wie diesem Ball zusammenkommt, verfliegen die Berührungsängste offenbar. Das Büro von Peter Ramsauer ließ eine Anfrage zur Rolle der Franco-Bavaria bei dem Ball unbeantwortet.