Es ist eines der schlimmsten Feuer der vergangenen Jahre: Bei einem Hausbrand an der Eimsbütteler Straße sind am Mittwochabend eine Mutter und ihre zwei Kinder ums Leben gekommen. 27 Verletzte müssen versorgt werden. Die Ermittler des LKA vermuten Brandstiftung als Ursache!
Um 20:07 Uhr geht der Alarm bei der Feuerwehr ein: Brand an der Eimsbütteler Straße! Ein Mehrfamilienhaus steht in Flammen. Dichter Rauch quillt aus den Fenstern.
Vier Minuten später sind die ersten zehn Einsatzkräfte vor Ort. Dort spielen sich dramatische Szenen ab: Etliche Bewohner stehen an den offenen Fenstern des vierstöckigen Altbaus (vier Stockwerke) und schreien panisch um Hilfe. Die Retter rufen sofort Verstärkung.
Mutter und ihre beiden Kinder sterben
Dichter, tödlicher Qualm dringt durch die Flure – und zieht nach oben ins Dachgeschoss, wo die Mutter (33) mit ihren beiden Söhnen (sechs und sieben Jahre alt) lebt. Die Familie stammt aus Pakistan.
Mit Dreh- und Steckleitern holen die Einsatzkräfte die Menschen aus ihren Wohnungen. Die Mutter und ein Kind werden tot aufgefunden, das zweite Kind stirbt wenig später. Alle Reanimationsversuche bleiben ohne Erfolg. Vermutlich starben die drei an einer Rauchgasvergiftung.
Der Vater der Kinder war während des Feuers nicht zu Hause. Er kam zurück, als die Einsatzkräfte gegen die Flammen kämpften. Der Mann wurde noch am Abend in die Rechtsmedizin gebracht, um die Toten zu identifizieren und sich von ihnen zu verabschieden. Er wird psychologisch betreut, so eine Polizeisprecherin.
Feuerwehr: Schlimmster Brand seit langem
Ein Mitarbeiter der Feuerwehr: „Unsere Leute sind hier an der Grenze ihrer psychischen Belastbarkeit angelangt.“ Insgesamt 100 Feuerwehrleute, zehn Notärzte, mehrere Rettungswagen (darunter auch der Großraumrettungswagen) sind im Einsatz. Die Lage ist lange unübersichtlich: Niemand weiß genau, ob noch jemand vermisst wird.
15 Bewohner aus dem Haus werden verletzt in Krankenhäuser eingeliefert - darunter ein Säugling. Insgesamt müssen 27 Menschen ambulant versorgt werden. Mitarbeiter des Bezirksamtes kümmern sich um die Unterbringung der Bewohner. Einige von ihnen müssen psychologisch betreut werden.
„Ich kann mich nicht erinnern, dass es in den letzten zehn Jahren in Hamburg einen Brand mit so vielen Toten und Verletzten gegeben hat“, sagt Feuerwehrsprecher Martin Schneider. „Es gibt leider Situationen, da kommt auch die Feuerwehr zu spät.“
Ermittler vermuten Brandstiftung
Augenzeugen berichten später von einem „hellen Blitz“, der im Haus zu sehen gewesen sei. Offenbar hatte ein Sicherungskasten im Erdgeschoss aus bislang unbekannten Gründen Feuer gefangen. Auch Brandstiftung wird bislang nicht ausgeschlossen. Der tödliche Qualm zog in die oberen Stockwerke. Die Brandermittler des Landeskriminalamts haben Untersuchungen aufgenommen. Sie vermuten Brandstiftung als Ursache für das tödliche Feuer!
Der mutmaßliche Brandherd: ein Kinderwagen, der im Eingangsbereich der von Flüchtlingen und Asylbewerbern bewohnten Unterkunft stand. „Das ist die wahrscheinlichste Variante“, sagte Polizeisprecher Holger Vehren. Die Polizei hat eine Sonderkommission eingerichtet.
Das Motiv für die Brandstiftung ist noch völlig unklar. Die Beamten suchen nun Zeugen, die rund um den Brandort verdächtige Beobachtungen gemacht haben. Die Brandermittler könnten auch einen technischen Defekt nach wie vor nicht vollständig ausschließen. Der Kinderwagen stand in der Nähe eines Elektroverteilerkastens.
Die Stadt Hamburg nutzt das Mehrfamilienhaus mit elf Wohnungen als Unterkunft für Flüchtlinge, Asylbewerber und Obdachlose. 46 Menschen hätten bisher dort gelebt, sagte eine Sprecherin des zuständigen Landesbetriebs „Fördern & Wohnen“.