Rätsel um Tod des Botschafters für Palästina

Erstveröffentlicht: 
02.01.2014

Der Botschafter Palästinas in Prag, Jamal al-Jamal, ist am Neujahrstag nach einer Explosion in seiner Residenz gestorben. Wie Untersuchungen inzwischen ergeben haben, stand die Detonation kaum im Zusammenhang mit einem Anschlag und dürfte keinen politischen Hintergrund haben. Vielmehr sei sie durch unsachgemässen Umgang mit einem Tresor verursacht worden. Der Tresor sei mit einer Einrichtung ausgestattet gewesen, die bei unautorisiertem Öffnen wohl den Inhalt hätte vernichten sollen.

 

«Kein üblicher Tresor»

 

Der fragliche Tresor war kurz zuvor in einen neu gebauten Gebäudekomplex mit den Büros und der Residenz der Vertretung Palästinas gebracht worden. Al-Jamal und seine Familie waren erst den zweiten Tag im Neubau. Der 56-jährige Diplomat hatte den Posten im Oktober 2013 angetreten.

 

Die Polizei liess vorübergehend einige umliegende Häuser evakuieren, weil sie bei der Durchsuchung von Residenz und Büros auf einen weiteren Tresor gestossen war. Laut Polizeiangaben wurden ferner Waffen gefunden, über deren Art und Anzahl allerdings mit Rücksicht auf die laufenden Untersuchungen keine Angaben gemacht wurden. Die Wochenzeitung «Respekt» schrieb jedoch, es habe sich um automatische Gewehre in einer Anzahl für eine «zehnköpfige Truppe» gehandelt.

 

Tschechische Medien zitierten verschiedene Sicherheitsexperten, die sagten, Tresore mit Sprengstoff-Sicherung seien in Europa keine handelsübliche Ware. Hingegen sei es möglich, einen Safe auf diese Art nachzurüsten. Ebenso sei die Möglichkeit nicht auszuschliessen, dass die Vertretung Palästinas den Tresor nicht in Prag habe nachrüsten lassen, sondern ihn bereits mit der Sprengstoff-Sicherung ins Land gebracht habe. In jedem Fall sei es aber illegal, eine Einrichtung zu haben, die das Leben von Menschen bedrohen könne. Vielleicht sei im Tresor aber auch Sprengstoff gelagert gewesen.

 

Gegensätzliche Darstellungen

 

Die Agentur AP zitierte laut tschechischen Medien den Aussenminister Palästinas, Riad Malki, mit den Worten, der Tresor sei in den letzten 20 oder sogar 25 Jahren nie geöffnet worden. Allerdings sei unklar, wie Malki dies wissen wolle, schrieb die Agentur. Ein Sprecher der Vertretung Palästinas in Prag widersprach Malikis Darstellung. Der Tresor sei in normalem Gebrauch gewesen. Hingegen sei der zweite Safe, in dem allerdings kein Sprengstoff gefunden worden sei, seit langer Zeit nicht geöffnet worden.

 

Der tschechische Sicherheits- und Informationsdienst (BIS) geht nicht davon aus, dass es sich bei der Explosion um einen gezielten Angriff auf Al-Jamal gehandelt hat. Man habe kein einziges Indiz für eine solche Theorie, erklärte der BIS-Sprecher Jan Subert. Die Untersuchung werde durch die Polizei geführt, mit der man in Kontakt sei. Auch ein Team von Ermittlern aus Palästina soll demnächst in Prag eintreffen. Erste konkrete Resultate dürften in einigen Tagen vorliegen.