Anlässlich des 10. Jahrestages der K2-Morde rufen wir zu einer Demonstration in Heidenheim auf. Wir wollen die damaligen Geschehnisse der Vergessenheit entreißen und den Opfern rechter Gewalt gedenken. In der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember 2003 wurden die drei jugendlichen Spätaussiedler Viktor Filimonov, Waldemar Ickert und Aleksander Schleicher vor der Heidenheimer Diskothek K2 von dem Neonazi Leonhard Schmidt ermordet. Schmidt war Teil der regionalen rechten Szene und hatte bereits zuvor Gewalttaten gegen Andersdenkende verübt.
Am 14.12.2013, eine Woche vor dem Jahrestag, wollen wir ein starkes Zeichen gegen jede Form nationalistischer, rassistischer und antisemitischer Ideologien und Bewegungen setzen, die den Nährboden für die Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung gesellschaftlicher Minderheiten bilden.
Gewalttaten durch Neonazis, rassistische "Bürgerinitiativen", die gegen Flüchtlinge hetzen, Anschläge auf Synagogen und Moscheen, die Verstrickung deutscher Behörden in das faschistische Netzwerk des NSU - all dies macht klar, dass rechte Ideologien kein Problem "extremer Ränder" darstellen, sondern tief in der "Mitte der Gesellschaft", ihren Institutionen und ihrem politischen Mainstream verankert sind.
Insbesondere in Zeiten der kapitalistischen Krise treten reaktionäre, menschenfeindliche Strömungen immer offener in Erscheinung, was wir weltweit beobachten müssen. Sich für diese gefährlichen Tendenzen zu sensibilisieren und sich dagegen zu organisieren, halten wir eine der drängendsten Aufgaben unserer Zeit.
Im Gedenken an all die Opfer faschistischer Gewalt - Für eine solidarische Gesellschaft!
14/12/2013, Beginn 14 Uhr
Auftakt der Demonstration am Bahnhof Heidenheim.
Bisherige Unterstützer:
Kollektiv 26 Ulm
AG KuK Heidenheim
Autonome Antifa Heidenheim
Progress Stuttgart
Mobilisierungsseite: http://heidenheim.blogsport.eu/
Kontaktadresse und -formular für UnterstützerInnen: mail-progress@riseup.net
http://heidenheim.blogsport.eu/kontakt/
Hintergrund:
Eine Bluttat im Dezember
In der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember 2013 jährt sich die Ermordung der drei jugendlichen Spätaussiedler Viktor Filimonov, Waldemar Ickert und Aleksander Schleicher zum 10. Mal. Der Täter Leonhard Schmidt nahm sich im August 2012, ein Jahr nach seiner Haftentlassung, in seiner Berliner Wohnung das Leben.
Schmidt war zum damaligen Zeitpunkt Teil einer im Heidenheimer Umland organisierten Nazi-Szene, die im Vorfeld durch mehrere Gewalttaten in Erscheinung getreten war. Knapp drei Monate vor der tödlichen Messerattacke hatte er am Tag der deutschen Einheit an selber Stelle gemeinsam mit seinen Kameraden einen Punk zusammengeschlagen. Die Neonazis hatten sich gezielt vor dem K2 postiert um mit rechten Parolen linksalternative Jugendliche ins Freie zu locken, die sie dort vermuteten. Das Opfer wurde von Schmidt mit einem Schlagstock niedergeknüppelt - eine Tat, wegen der gegen Schmidt noch ein Ermittlungsverfahren lief, als er drei Monate später zum Mörder wurde.
In der Tatnacht tauchte Schmidt in Begleitung seiner Freundin und eines weiteren Neonazis erneut vor dem K2 auf, wo ihm aufgrund seiner Gesinnung und der wenige Wochen zurückliegenden Gewalttat der Einlass verweigert wurde. Nachdem er sich nicht abweisen lassen wollte, rief der Besitzer der Diskothek die Polizei, die Schmidt zwar einen Platzverweis erteilte, ihn aber nicht durchsuchte. Eine halbe Stunde kehrte er erneut mit seinem Kameraden zum K2 zurück, wo er auf Viktor (15), Waldemar (16), und Aleksander (17) traf. Es kam zu einer kurzen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Schmidt unvermittelt ein Messer zog und die drei Jugendlichen mit wenigen gezielten Stichen in Herz und Hals tödlich verletzte. Waldemar und Viktor verstarben noch am Tatort, Aleksander kurze Zeit später in der Notaufnahme.
Schmidt floh vom Tatort, schlüpfte kurzfristig bei Kameraden im benachbarten Dillingen unter und stellte sich schließlich einen Tag später der Polizei. In der folgenden Gerichtsverhandlung kam zwar der "ausländerfeindliche Hintergrund" Schmidts zur Sprache, ein rassistisches Motiv für die Tat wollte das Gericht allerdings nicht erkennen.
Während Schmidts Gesinnungsgenossen in rechten Internetforen dem Dreifachmörder zujubelten, blieb er im Rahmen der juristischen und öffentlichen Aufarbeitung ein Einzeltäter, dessen feste Einbindung in die gewaltbereite regionale Neonazi-Szene weitestgehend ausgeblendet wurde.
Dass es vorallem der konservativen Stadtführung weniger an einem Bekenntnis gegen faschistische Ideologie und Gewalt als vielmehr an der Wahrung ihres miefigen Burgfriedens gelegen war, verdeutlichte auch ein Auftritt des CDU-Oberbürgermeisters Bernhard Ilg im Rahmen einer städtischen Gedenkkundgebung. In seiner Rede schwadronierte Ilg über "weitestgehend gelungene Integration", den "Fehler, sich in Linke und Rechte spalten" zu lassen und die angebliche Wahrheit, dass "ein Deutscher drei andere Deutsche umgebracht habe".
Eine Gedenktafel am Tatort trägt bis heute die nichtssagende Inschrift "Heidenheim sagt Nein zur Gewalt".
Rechte Kontinuitäten
Auch als zwei Jahre später Neonazi-Kameradschaften innerhalb weniger Wochen drei Aufmärsche in Heidenheim veranstalteten, blieb die Stadt ihrer offiziellen Linie der Verdrängung und Ignoranz treu und rief die Heidenheimer Bürger zum Wegsehen auf. Auf einer mehrere Tage im Vorfeld angesetzten städtischen "Gegenkundgebung" spielte OB Ilg erneut die extremismustheoretische Karte aus und hetzte gegen antifaschistische Gegendemonstranten, die zur Blockade der rechten Aufmärsche aufgerufen hatten.
Die Nazi-Demonstrationen, auf denen auch Gesinnungsgenossen aus Leonhard Schmidts Umfeld auftraten, stießen trotz eines massiven Polizeiaufgebots auf den energischen Widerstand hunderter Gegendemonstranten und markierten bis heute das Ende des Versuchs der regionalen Faschisten, in Form großer öffentlicher Auftritte in Heidenheim Fuß zu fassen. Dennoch kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zur Verbreitung rechter Propaganda auf Heidenheims Straßen. Zuletzt brachte die NPD anlässlich der Bundestagswahl 2013 unmittelbar vor dem Heidenheimer Flüchtlingsheim in der Walter-Wolf-Straße Plakate mit rassistischem Inhalt an.
Eine massive Mobilisierung gegen Flüchtlinge gab es auch in Elchingen (ebenfalls Kreis Heidenheim). Hier waren es jedoch nicht Neonazis, sondern "Aktive Bürger", die innerhalb kürzester Zeit 800 Unterschriften gegen die geplante Aufnahme von 35 Flüchtlingen in ihrem 1500-Seelen-Kaff auftreiben konnten.
Die Feindseligkeit gegenüber Flüchtlingen in beängstigend großer Teilen der Bevölkerung fand sich auch immer wieder in entsprechenden Online-Umfragen der Heidenheimer Zeitung bestätigt.
Auch das Denkmal für Nazi-General Erwin Rommel, das nach wie vor auf dem Zanger Berg in Heidenheim thront, wurde zuletzt anlässlich des Todestages Rommels am 14. Oktober zur Pilgerstätte für Neonazis aus dem Großraum Neckar-Alb, die auf ihrer Facebook-Seite über ihre "Wanderung auf den Spuren des Wüstenfuchses" schwärmten.
Neben den offenen Faschisten ist es in Heidenheim vorallem die christdemokratische Fraktion, die Rommels Andenken gegen jede Kritik verteidigen will, und gegen deren Widerstand kürzlich durch die anderen Fraktionen des Gemeinderats die Einrichtung einer kritischen Arbeitsgruppe zum Thema Rommel-Denkmal beschlossen wurde.
Nationalismus, Geschichtsrevisionismus und ein "Anti-Extremismus", der Faschisten mit ihren linken Gegnern gleichsetzt, sind bis heute Ausdruck des konservativen Miefs, der antifaschistische Arbeit auch in Heidenheim oft behindert und denunziert hat. Als lokale Antifaschisten 2008 einen Vortrag zum Thema Neo-Faschismus der Region organisieren wollten, wurden mehrere potentielle Gastwirte und Vereinsheime vom Heidenheimer Staatsschutz solange eingeschüchtert, bis diese die Veranstaltungen absagten.
Ein Überfall einer vierköpfigen Gruppe rechter Hooligans aus dem Großraum Dresden auf einen einzelnen Heidenheimer Antifaschisten im Rahmen eines Stadtfests im nahe gelegenen Herbrechtingen im Jahr 2011 nötigte die Heidenheimer Justiz nicht etwa dazu, die Neonazis vor Gericht zu stellen, sondern den Antifa, der sich halbwegs erfolgreich verteidigen konnte. Das Gericht stellte das Verfahren letztlich wegen erwiesener Notwehr ein - der Antifaschist blieb auf den Anwaltskosten sitzen, gegen die Neonazis wurde zu keinem Zeitpunkt ermittelt.
Die genannten Ereignisse verdeutlichen, welchen Bärendienst die Heidenheimer Stadtführung sowie die lokale Justiz und Polizei dem antifaschistischen Engagement in der Vergangenheit erwiesen hat. Trotz dieses politischen Klimas besitzt auch das antifaschistische und antirassistische Bewusstsein in Heidenheim eine Tradition, die die Ausbreitung rechten Ungeistes oft eingedämmt hat. Beispielsweise wurde der Einfluss rechter Gruppen im Heidenheimer Fußball-Stadion durch den Einsatz antirassistischer Ultras und Fußball-Fans weitestgehend marginalisiert - ein bedeutsamer Unterschied beispielsweise zum nahe gelegenen Aalen, wo Neonazis und Rechtsradikale teilweise Fangruppen und Ultras dominieren.
All die genannten Beispiele und das politische Klima, in das sie eingebettet sind, verdeutlichen die Notwendigkeit einer antifaschistischen Präsenz gerade auch in eher provinziellen, konservativ geprägten Landstrichen, die zumeist wenig Raum für alternative Gegenwelten bieten.
Der Fall Göppingen zeigt hierbei auf, wie schnell gesellschaftliche Ignoranz, Verdrängung und ein tief verwurzelter politischer Konservatismus den günstigen Nährboden für die Entstehung faschistischer Strukturen mitbereiten können.
Links:
http://jungle-world.com/artikel/2004/02/12090.html
http://unvergessen.blogsport.de/filimonov-ickertschleicher/
https://linksunten.indymedia.org/de/node/53455
http://www.swp.de/heidenheim/lokales/kreisheidenheim/Aktive-Buerger-samm...
http://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/Gruenen-Politikerin-Marg...
http://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/hz-rommel./Rommel-Gedenken-Es-rumort-weiterhin...
Auch zehn Jahre danach: Kein Vergeben, Kein Vergessen!
Am 14.12.2013, eine Woche vor dem Jahrestag, wollen wir ein starkes Zeichen gegen jede Form nationalistischer, rassistischer und antisemitischer Ideologien und Bewegungen setzen, die den Nährboden für die Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung gesellschaftlicher Minderheiten bilden.
Gewalttaten durch Neonazis, rassistische "Bürgerinitiativen", die gegen Flüchtlinge hetzen, Anschläge auf Synagogen und Moscheen, die Verstrickung deutscher Behörden in das faschistische Netzwerk des NSU - all dies macht klar, dass rechte Ideologien kein Problem "extremer Ränder" darstellen, sondern tief in der "Mitte der Gesellschaft", ihren Institutionen und ihrem politischen Mainstream verankert sind.
Insbesondere in Zeiten der kapitalistischen Krise treten reaktionäre, menschenfeindliche Strömungen immer offener in Erscheinung, was wir weltweit beobachten müssen. Sich für diese gefährlichen Tendenzen zu sensibilisieren und sich dagegen zu organisieren, halten wir eine der drängendsten Aufgaben unserer Zeit.
Im Gedenken an all die Opfer faschistischer Gewalt - Für eine solidarische Gesellschaft!
14/12/2013, Beginn 14 Uhr
Auftakt der Demonstration am Bahnhof Heidenheim.
Bisherige Unterstützer:
Kollektiv 26 Ulm
AG KuK Heidenheim
Autonome Antifa Heidenheim
Progress Stuttgart
Mobilisierungsseite: http://heidenheim.blogsport.eu/
Kontaktadresse und -formular für UnterstützerInnen: mail-progress@riseup.net
http://heidenheim.blogsport.eu/kontakt/
Hintergrund:
Eine Bluttat im Dezember
In der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember 2013 jährt sich die Ermordung der drei jugendlichen Spätaussiedler Viktor Filimonov, Waldemar Ickert und Aleksander Schleicher zum 10. Mal. Der Täter Leonhard Schmidt nahm sich im August 2012, ein Jahr nach seiner Haftentlassung, in seiner Berliner Wohnung das Leben.
Schmidt war zum damaligen Zeitpunkt Teil einer im Heidenheimer Umland organisierten Nazi-Szene, die im Vorfeld durch mehrere Gewalttaten in Erscheinung getreten war. Knapp drei Monate vor der tödlichen Messerattacke hatte er am Tag der deutschen Einheit an selber Stelle gemeinsam mit seinen Kameraden einen Punk zusammengeschlagen. Die Neonazis hatten sich gezielt vor dem K2 postiert um mit rechten Parolen linksalternative Jugendliche ins Freie zu locken, die sie dort vermuteten. Das Opfer wurde von Schmidt mit einem Schlagstock niedergeknüppelt - eine Tat, wegen der gegen Schmidt noch ein Ermittlungsverfahren lief, als er drei Monate später zum Mörder wurde.
In der Tatnacht tauchte Schmidt in Begleitung seiner Freundin und eines weiteren Neonazis erneut vor dem K2 auf, wo ihm aufgrund seiner Gesinnung und der wenige Wochen zurückliegenden Gewalttat der Einlass verweigert wurde. Nachdem er sich nicht abweisen lassen wollte, rief der Besitzer der Diskothek die Polizei, die Schmidt zwar einen Platzverweis erteilte, ihn aber nicht durchsuchte. Eine halbe Stunde kehrte er erneut mit seinem Kameraden zum K2 zurück, wo er auf Viktor (15), Waldemar (16), und Aleksander (17) traf. Es kam zu einer kurzen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Schmidt unvermittelt ein Messer zog und die drei Jugendlichen mit wenigen gezielten Stichen in Herz und Hals tödlich verletzte. Waldemar und Viktor verstarben noch am Tatort, Aleksander kurze Zeit später in der Notaufnahme.
Schmidt floh vom Tatort, schlüpfte kurzfristig bei Kameraden im benachbarten Dillingen unter und stellte sich schließlich einen Tag später der Polizei. In der folgenden Gerichtsverhandlung kam zwar der "ausländerfeindliche Hintergrund" Schmidts zur Sprache, ein rassistisches Motiv für die Tat wollte das Gericht allerdings nicht erkennen.
Während Schmidts Gesinnungsgenossen in rechten Internetforen dem Dreifachmörder zujubelten, blieb er im Rahmen der juristischen und öffentlichen Aufarbeitung ein Einzeltäter, dessen feste Einbindung in die gewaltbereite regionale Neonazi-Szene weitestgehend ausgeblendet wurde.
Dass es vorallem der konservativen Stadtführung weniger an einem Bekenntnis gegen faschistische Ideologie und Gewalt als vielmehr an der Wahrung ihres miefigen Burgfriedens gelegen war, verdeutlichte auch ein Auftritt des CDU-Oberbürgermeisters Bernhard Ilg im Rahmen einer städtischen Gedenkkundgebung. In seiner Rede schwadronierte Ilg über "weitestgehend gelungene Integration", den "Fehler, sich in Linke und Rechte spalten" zu lassen und die angebliche Wahrheit, dass "ein Deutscher drei andere Deutsche umgebracht habe".
Eine Gedenktafel am Tatort trägt bis heute die nichtssagende Inschrift "Heidenheim sagt Nein zur Gewalt".
Rechte Kontinuitäten
Auch als zwei Jahre später Neonazi-Kameradschaften innerhalb weniger Wochen drei Aufmärsche in Heidenheim veranstalteten, blieb die Stadt ihrer offiziellen Linie der Verdrängung und Ignoranz treu und rief die Heidenheimer Bürger zum Wegsehen auf. Auf einer mehrere Tage im Vorfeld angesetzten städtischen "Gegenkundgebung" spielte OB Ilg erneut die extremismustheoretische Karte aus und hetzte gegen antifaschistische Gegendemonstranten, die zur Blockade der rechten Aufmärsche aufgerufen hatten.
Die Nazi-Demonstrationen, auf denen auch Gesinnungsgenossen aus Leonhard Schmidts Umfeld auftraten, stießen trotz eines massiven Polizeiaufgebots auf den energischen Widerstand hunderter Gegendemonstranten und markierten bis heute das Ende des Versuchs der regionalen Faschisten, in Form großer öffentlicher Auftritte in Heidenheim Fuß zu fassen. Dennoch kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zur Verbreitung rechter Propaganda auf Heidenheims Straßen. Zuletzt brachte die NPD anlässlich der Bundestagswahl 2013 unmittelbar vor dem Heidenheimer Flüchtlingsheim in der Walter-Wolf-Straße Plakate mit rassistischem Inhalt an.
Eine massive Mobilisierung gegen Flüchtlinge gab es auch in Elchingen (ebenfalls Kreis Heidenheim). Hier waren es jedoch nicht Neonazis, sondern "Aktive Bürger", die innerhalb kürzester Zeit 800 Unterschriften gegen die geplante Aufnahme von 35 Flüchtlingen in ihrem 1500-Seelen-Kaff auftreiben konnten.
Die Feindseligkeit gegenüber Flüchtlingen in beängstigend großer Teilen der Bevölkerung fand sich auch immer wieder in entsprechenden Online-Umfragen der Heidenheimer Zeitung bestätigt.
Auch das Denkmal für Nazi-General Erwin Rommel, das nach wie vor auf dem Zanger Berg in Heidenheim thront, wurde zuletzt anlässlich des Todestages Rommels am 14. Oktober zur Pilgerstätte für Neonazis aus dem Großraum Neckar-Alb, die auf ihrer Facebook-Seite über ihre "Wanderung auf den Spuren des Wüstenfuchses" schwärmten.
Neben den offenen Faschisten ist es in Heidenheim vorallem die christdemokratische Fraktion, die Rommels Andenken gegen jede Kritik verteidigen will, und gegen deren Widerstand kürzlich durch die anderen Fraktionen des Gemeinderats die Einrichtung einer kritischen Arbeitsgruppe zum Thema Rommel-Denkmal beschlossen wurde.
Nationalismus, Geschichtsrevisionismus und ein "Anti-Extremismus", der Faschisten mit ihren linken Gegnern gleichsetzt, sind bis heute Ausdruck des konservativen Miefs, der antifaschistische Arbeit auch in Heidenheim oft behindert und denunziert hat. Als lokale Antifaschisten 2008 einen Vortrag zum Thema Neo-Faschismus der Region organisieren wollten, wurden mehrere potentielle Gastwirte und Vereinsheime vom Heidenheimer Staatsschutz solange eingeschüchtert, bis diese die Veranstaltungen absagten.
Ein Überfall einer vierköpfigen Gruppe rechter Hooligans aus dem Großraum Dresden auf einen einzelnen Heidenheimer Antifaschisten im Rahmen eines Stadtfests im nahe gelegenen Herbrechtingen im Jahr 2011 nötigte die Heidenheimer Justiz nicht etwa dazu, die Neonazis vor Gericht zu stellen, sondern den Antifa, der sich halbwegs erfolgreich verteidigen konnte. Das Gericht stellte das Verfahren letztlich wegen erwiesener Notwehr ein - der Antifaschist blieb auf den Anwaltskosten sitzen, gegen die Neonazis wurde zu keinem Zeitpunkt ermittelt.
Die genannten Ereignisse verdeutlichen, welchen Bärendienst die Heidenheimer Stadtführung sowie die lokale Justiz und Polizei dem antifaschistischen Engagement in der Vergangenheit erwiesen hat. Trotz dieses politischen Klimas besitzt auch das antifaschistische und antirassistische Bewusstsein in Heidenheim eine Tradition, die die Ausbreitung rechten Ungeistes oft eingedämmt hat. Beispielsweise wurde der Einfluss rechter Gruppen im Heidenheimer Fußball-Stadion durch den Einsatz antirassistischer Ultras und Fußball-Fans weitestgehend marginalisiert - ein bedeutsamer Unterschied beispielsweise zum nahe gelegenen Aalen, wo Neonazis und Rechtsradikale teilweise Fangruppen und Ultras dominieren.
All die genannten Beispiele und das politische Klima, in das sie eingebettet sind, verdeutlichen die Notwendigkeit einer antifaschistischen Präsenz gerade auch in eher provinziellen, konservativ geprägten Landstrichen, die zumeist wenig Raum für alternative Gegenwelten bieten.
Der Fall Göppingen zeigt hierbei auf, wie schnell gesellschaftliche Ignoranz, Verdrängung und ein tief verwurzelter politischer Konservatismus den günstigen Nährboden für die Entstehung faschistischer Strukturen mitbereiten können.
Links:
http://jungle-world.com/artikel/2004/02/12090.html
http://unvergessen.blogsport.de/filimonov-ickertschleicher/
https://linksunten.indymedia.org/de/node/53455
http://www.swp.de/heidenheim/lokales/kreisheidenheim/Aktive-Buerger-samm...
http://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/Gruenen-Politikerin-Marg...
http://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/hz-rommel./Rommel-Gedenken-Es-rumort-weiterhin...