Neonazi-Verhaftungen: Spuren führen nach St. Georgen

Erstveröffentlicht: 
28.01.2016

Ralph K. hat Kontakte zur NPD und kandidierte für die DLHV. Mindestens zwei weitere Rechtsextremisten sind in St. Georgen ansässig.

 

Ein bundesweiter Schlag gegen die Neonazi-Szene wirft das Scheinwerferlicht auf die rechtsextreme Szene im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Bundesanwaltschaft hat zwei mutmaßliche Betreiber der Propagandaplattform Altermedia festnehmen lassen. Unter dem Verdacht, volksverhetzende Inhalte zu verbreiten, steht Ralph K. aus St. Georgen.

 

Die rechtsextreme Biografie des heute 27-Jährigen reicht bis in die Jugend zurück. Offenbar schon in der Zeit des Realschulabschlusses 2005 in St. Georgen trat er mit einschlägiger Wortwahl im Bekanntenkreis in Erscheinung. Ralph K. hat eine Berufsausausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung absolviert und steht in einem Beschäftigungsverhältnis. 2014 hat Ralph K. für die Kommunalwahl kandidiert. Er stand im Wahlkreis IV St. Georgen-Triberg auf der Liste der Deutschen Liga für Volk und Heimat (DLVH), die von dem früheren NPD-Landesvorsitzenden und jetzigen NPD-Landtagskandidaten Jürgen Schützinger aus Villingen-Schwenningen dominiert wird. Problemlos lassen sich weitere Kontakte zur NPD Konstanz-Bodensee nachweisen.

 

Laut deren Homepage hat der St. Georgener auf einer Kundgebung in Villingen eine Rede gehalten. Ralph K. gilt auch als Gründungsmitglied des so genannten Freikorps Villingen Bodensee, dessen Gründung die Aktivisten mit einer Wanderung zur Burgruine Waldau bei Königsfeld verbanden.

 

Dabei scheint eine Häufung rechtsextremer Aktivitäten und Personen im Schwarzwald keine Zufall zu sein. Das Portal Indymedia bezeichnet sich als weltweites Netzwerk sozialer Bewegungen und ist in der Antifa-Szene zu verorten. Es nennt mit Manuel F. und Markus G. zwei weitere St. Georgener als Mitstreiter von Ralph K.

 

Über Indymedia erschließt sich auch ein Zusammenhang mit den SBH-Gida-Demonstrationen im vergangenen Jahr in Villingen-Schwenningen. Ein Bild zeigt Ralph K. als Ordner.

 

Dass regelmäßig rechtsradikale Aktionen in St. Georgen stattfinden, beweist ein Blick auf die Homepage der Freien Kräfte Schwarzwald-Baar-Heuberg. „Kameradinnen und Kameraden, die durch kreative Aktionen auf Missstände in unserem Land hinweisen“, weisen ein besonderes Verhältnis zur nationalen Solidarität auf. Höhepunkte sind neben einem Konzert im März mit der Band A3stus bisher vier mit „Recht und Wahrheit“ betitelte Stammtische, bei denen Begrüßung und Organisation „Kamerad Ralph“ übernommen hat. Beim dritten Stammtisch stellte dieser den Anwesenden das erweiterte Konzept von „Recht und Wahrheit“ vor. Offenbar mit Zustimmung.

 

Gestern Abend protestierten in Villingen auf dem Marktplatz rechte Sympathisanten gegen die Verhaftung von Ralph K. Sie trugen Fahnen, Transparente und Fackeln. Die Polizei beobachtete die rund 20 Teilnehmer.