Erneut hetzt eine Gruppierung, die sich Freie Nationalisten Esslingen nennt, mit einem Flugblatt gegen Asylbewerber – diesmal in Nürtingen. Der Flyer ist an Haushalte im Gebiet rund um die Kanalstraße verteilt worden. In dem benachbarten Containerdorf auf dem Parkplatz der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule hat der Landkreis Esslingen seit einigen Wochen Asylbewerber untergebracht. Die Verfasser des Flugblatts warnen vor einem „Gefahrenpotenzial, das mit der Unterbringung von Asylanten“ einhergehe.
Als Beispiel dient den Unbekannten auch die Tötung eines Mannes Mitte März in Kirchheim. Damals hatte ein 19-Jähriger vor dem Asylbewerberwohnheim in der Charlottenstraße einen 22-Jährigen erstochen. Nach der Bluttat hatten die Freien Nationalisten zum ersten Mal ein Pamphlet gegen Flüchtlinge verbreitet.
Ebenso billige wie perfide Polemik
In dem jüngst verteilten Flugblatt bedienen sich die Unbekannten auf subtile Weise der Kritik, die sich in der Bevölkerung an der Einquartierung entzündete. Wie berichtet hatte das Landratsamt die Stadt Nürtingen erst eine Woche vorher über die bevorstehende Ankunft der ersten rund 30 von insgesamt 120 Flüchtlingen unterrichtet. „Zurecht sind Sie darüber sehr empört, wurde doch diese wichtige Entscheidung über Ihre Köpfe hinweg entschieden und Sie einmal mehr vor vollendete Tatsachen gestellt“, heißt es im Flugblatt. „Die Asylflut muss gestoppt werden. Ferner fordern wir die sofortige Abschiebung krimineller Asylanten“, so die kaum verhohlene fremdenfeindliche Botschaft des Flugblatts.
Polizei beobachtet die Gruppe
„Bis jetzt liegt keine Straftat vor“, erklärt ein Sprecher der Esslinger Polizei. Er versichert jedoch, dass die auch im Internet aktive Gruppe beobachtet werde. Neben den Asylbewerbern haben die Freien Nationalisten auch die Villa Galgenberg ins Visier genommen. Das Nürtinger alternative Wohnprojekt bezeichnen die Rechten auf einem weiteren Flugblatt als „ein Hort gewaltbereiter Linksextremisten“. Bei ihrer Forderung nach einer Schließung der Villa beziehen sich die Nationalisten auf Otmar Heirich. Der Oberbürgermeister hatte vor einiger Zeit Ruhestörungen bemängelt, die von den Bewohnern der Villa ausgegangen seien. Heirich distanziert sich indessen von den Inhalten des Flugblatts und wehrt sich gegen eine Instrumentalisierung seiner „aus dem Zusammenhang gerissenen“ Kritik für politische Zwecke.