Beim rätselhaften Tod von Jassir Arafat spielt möglicherweise doch das Gift Polonium eine Rolle. Schweizer Wissenschaftler haben laut al-Dschasira und "Guardian" 18-fach erhöhte Werte des radioaktiven Stoffes in Knochenproben gefunden. Die Witwe des ehemaligen Palästinenser-Führers spricht von Mord.
Paris - Vor fast einem Jahr ist die Leiche Jassir Arafats exhumiert worden. Damals wurden Proben genommen, um dem Verdacht nachzugehen, der frühere Palästinenserpräsident sei vergiftet worden. Nun haben Schweizer Wissenschaftler die ersten Ergebnisse ihrer Untersuchungen präsentiert. Laut dem britischen "Guardian" und dem TV-Sender al-Dschasira fanden sie unerwartet hohe Werte des radioaktiven Stoffs Polonium-210. Das könnte dem Bericht zufolge bedeuten, dass der giftige Stoff mit dem rätselhaften Tod Arafats in Zusammenhang steht.
"Wir decken ein echtes Verbrechen auf, ein politisches Attentat." Auch der Fernsehsender al-Dschasira berichtete, die Schweizer Experten hätten eine tödliche Dosis Polonium-210 in Arafats Leichnam entdeckt.
Arafat war vor neun Jahren in einem Pariser Krankenhaus gestorben. Bereits damals wurde gemutmaßt, dass Fremdverschulden im Spiel sein könnte.
Vor kurzem berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax, dass russische Wissenschaftler keine Spuren von Polonium in Arafats Körper gefunden hätten. Die Forensiker jedoch bestritten später die Berichte und stellten klar, dass sie ihre Untersuchungsergebnisse noch nicht öffentlich kommentiert hätten.
Viele Palästinenser verdächtigen Israel, ihren früheren Präsidenten vergiftet zu haben, was das Land jedoch zurückweist. Die Exhumierung der sterblichen Überreste Arafats erfolgte, nachdem im Sommer des vergangenen Jahres Spuren von Polonium an persönlichen Gegenständen Arafats gefunden worden waren.
Polonium wurde der breiten Öffentlichkeit ein Begriff, als 2006 der ehemalige KGB-Agent und spätere Putin-Kritiker Alexander Litwinenko an den Folgen einer durch Polonium-210 verursachten Strahlenkrankheit starb. Litwinenkos Krankheitssymptome vor seinem Tod ähnelten denen Arafats.
ler/Reuters