Randale in der Schanze: Demo für Lampedusa-Flüchtlinge eskaliert

Randale in der Schanze: Demo für Lampedusa-Flüchtlinge eskaliert (1)

Rund 1000 Menschen haben sich am Dienstagabend vor dem autonomen Kulturzentrum Rote Flora versammelt, um gegen die Flüchtlingspolitik des Senats zu protestieren. Bei der Spontandemo nach dem verstrichenen Ultimatum gegen den Senat kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Etwa zehn Polizeibeamte seien leicht verletzt und drei Demonstranten vorläufig festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher.

 

Als sich die Demonstranten um 20.10 Uhr in Richtung S-Bahnhof Sternschanze bewegen, kommt es direkt auf der Schanzenstraße zum Zusammentreffen mit der Polizei. Böller, Flaschen und Straßenschilder fliegen durch die Luft. Auch Bauzäune werden niedergerissen, Mülleimer angezündet. Randalierer zertrümmern Gehwegplatten, um sich Wurfgeschosse zu verschaffen. Rund 1000 Beamte stehen den Demonstranten gegenüber, zusätzlich fährt die Polizei Wasserwerfer, die Reiterstaffel, Schlagstöcke und Reizgas auf: Chaos in der Schanze!

Vor dem Falafelstern stehen sich Demonstranten und Polizei gegenüber.
Vor dem Falafelstern stehen sich Demonstranten und Polizei gegenüber.
Foto: ruega

"Bleiberecht für alle, kein Mensch ist illegal!" brüllt die Menge. Oder: "Schill und Scholz - das WIR entscheidet!" Um 20.30 Uhr versucht die Polizei die Menge einzukesseln. Es gab bis zu diesem Zeitpunkt keine Festnahme, allerdings einen verletzten Polizisten.

Nachdem nahezu alle Straßen in der Schanze abgeriegelt wurden, hat sich die Demo kurzerhand auf die Weidenallee verlagert. Die Polizei ist ebenfalls mit Wasserwerfern vor Ort, setzt erneut Reizgas ein.

Bei Twitter halten sich die Demonstranten gegenseitig auf dem Laufenden.

Um 22.15 Uhr brennen Müllcontainer auf der Weidenallee, die Demonstranten splittern sich immer mehr in kleine Gruppen auf. Einige ziehen ab in Richtung Grindel, andere zurück Richtung Schanze. Sie beschädigen ein Polizeiauto und zündeten einen weiteren Wagen an. Eine Gruppe von rund 30 Demonstranten wirft Gegenstände auf das Landgericht Hamburg. Ab 22.20 Uhr fordert die Polizei die Demonstranten über Durchsagen auf, zurück zum S-Bahnhof Sternschanze zu gehen und von dort aus nach Hause zu fahren.

Ab etwa 22.35 Uhr geht die Polizei gegen die Barrikaden auf der Kreuzung Weidenallee/Altonaer Straße vor, will die Demo beenden. Ab 23 Uhr entspannt sich die Lage langsam. Immer mehr Demonstranten verlassen die Schanze. Die Polizei bleibt weiter mit einem Großaufgebot vor Ort.

Die Kämpfe verlagern sich zur S-Bahn Sternschanze.
Die Kämpfe verlagern sich zur S-Bahn Sternschanze.
Foto: ruega

Die Aktion richtete sich gegen die Überprüfung und Registrierung von in Hamburg gestrandeten "Lampedusa-Flüchtlingen" durch Polizei und Ausländerbehörde. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Schanzenviertel präsent, um Ausschreitungen zu verhindern.

Zuvor hatten die Protestler in einem Internetaufruf mit Gewalt gedroht und ein Ultimatum an den Hamburger Senat gestellt. Sie gaben Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bis Dienstagabend 20.00 Uhr Zeit, die Überprüfungen zu stoppen, andernfalls würde die Gruppe mit gewaltsamen Protesten reagieren. "Wir beschränken uns nicht mehr auf legale Protestformen", drohten die Aktivisten.

Senatssprecher Christoph Holstein hatte angesichts der Drohungen erklärt, dass sich an der Haltung des Senats nichts geändert habe. Es werde für die "Lampedusa-Flüchtlinge" keine Pauschallösung geben.