Stellungnahme der Gefangenen zur Aussetzung des Hungerstreiks in Kalifornien, USA - 5. September 2013 - dt. Übersetzung: Mumia-Hörbuchgruppe
Grüße und Respekt! Die PBSP-SHU, Short Corridor Collective Representatives (1) machen hiermit allen interessierten Parteien kenntlich, dass wir nach neun Wochen kollektiv beschlossen haben, unsere Hungerstreik Aktion am 5. September 2013 auszusetzen.
Um es ganz deutlich zu machen: unsere gewaltfreien Aktionen im Widerstand gegen unsere anhaltende Unterwerfung unter jahrzehntelange staatlich sanktionierte Folter durch systematische Isolationshaft sind noch lange nicht vorbei. Unsere Entscheidung, unseren dritten Hungerstreik innerhalb von zwei Jahren auszusetzen, fällt uns nicht leicht. Diese Entscheidung fällt uns besonders vor dem Hintergrund schwer, dass die meisten unserer Forderungen nicht erfüllt worden sind, obwohl eine beinahe umfassende Zustimmung zur Berechtigung unserer Forderungen existiert. Die Kerngruppe der Gefangenen war und ist zu 100% entschlossen, diesen langwierigen Kampf für echte Verbesserungen bis zum Erfolg durchzuführen, selbst wenn das von uns das ultimative Opfer verlangt. Trotz des eben gesagten stellen wir klar, dass der Tod von Gefangenen niemals das Ziel war. Wir erkennen jedoch an, dass ein solches Opfer manchmal die einzige Möglichkeit zur Beendigung faschistischer Unterdrückung darstellt.
Tatsache ist, dass Gouverneur Brown und den CDCR (2) Sekretär Beard auf unsere dritte, gewaltfreie Aktion lediglich mit typischer Ablehnung und Unwahrheiten geantwortet haben. Sie behaupteten, dass Isolationshaft gar nicht existiere. Sie haben versucht, die Fortsetzung unser unbegrenzten Folter damit zu rechtfertigen, indem sie die gewaltfreien Repräsentanten öffentlich verunglimpft haben. Dabei wurden sie auch vom Gesundheitsbeauftragten (Kelso) und dem Rechtsbeauftragten im Gefängnisbüro unterstützt - Spector, der eigentlich die Belange von Gefangenen vertreten soll, aber stattdessen als Gehilfe des Staates agierte. (Ziel war es), ihre Lügen an das öffentliche sowie das föderale Gericht weiter zu geben, nämlich, dass Gefangene zur Teilnahme an dem Hungerstreik gezwungen worden seien. Damit erhielten sie am 19. August dann die Erlaubnis zur Zwangsernährung.
Wir betrachten es daher als bestes für unsere Sache, die Hungerstreik Aktion bis auf weiteres auszusetzen.
Wir möchten daran erinnern, dass wir unseren gegenwärtigen Widerstand mit unseren beispiellosen kollektiven und gewaltfreien Aktionen (in Abstimmung mit gesetzlichen Initiativen) bereits im Frühjahr 2010 begannen, als wir eine formale Beschwerde erstellt und verbreitet haben, um die Öffentlichkeit zu informieren und ein weitreichende Aufmerksamkeit auf unsere qualvollen Bedingungen zu werfen.
Nach ausführlichem Dialog und Überlegungen mündete das 2011 in unseren ersten und zweiten Hungerstreik, an denen zuerst 6500 und später 12.000 Gefangene teilnahmen. Wir erreichten weltweite Aufmerksamkeit und Unterstützung, was zu kleinen Verbesserungen seitens der CDCR in Bezug von Isolations-Abteilungs-Programmen und Haftprivilegien führte. Sie behaupteten ferner, große Veränderungen in Bezug auf Gang Einstufungen und die unbefristete Isolationshaft mit dem STG/SDP Pilot Programm einführen zu wollen. Sie entließen einige Hundert Gefangene aus dem unbefristeten Einzeleinschluss zurück in den Normalvollzug. Aber um ehrlich zu sein, war das alles nur Augenwischerei, um zu behaupten, dieses Programm greife bereits. (Sie wollten) uns von unser Sammelklage abbringen. Das hat nicht funktioniert.
Als Reaktion haben wir höflich klargestellt, dass das STG/SDP Programm der CDCR nicht die Antwort auf unsere Forderungen nach einer Abschaffung der langanhaltenden Isolationshaft darstellt und es als nicht akzeptabel bezeichnet. (siehe auch die Erklärung zum Ende aller feindlichen Handlungen - 3).
Unsere Ausführungen fielen auf taube Ohren, was am 28. Januar 2013 zu unserer Ankündigung führte, den Hungerstreik am 8. Juli 2013 erneut aufzunehmen, sollten unsere Forderungen bis dahin nicht erfüllt sein. Wir reichten zusätzlich 40 ergänzende Forderungen ein.
Anfang Juli verfasste CDCR verschiedene Rundschreiben über eine Steigerung von Privilegien und Besitztümern, was eine teilweise Anerkennung unserer Forderungen darstellte. Die Mehrheit der Forderungen blieb jedoch ungelöst, was zu unserem dritten Hungerstreik führte, an dem diesmal über 30.000 Gefangene teilnahmen. Das führte zu noch stärkerer weltweiter Wahrnehmung, Unterstützung sowie Verurteilung der CDCR.
Aus unserer Perspektive haben wir eine positive Ausgangslage erreicht, um unsere Ziele zu erreichen. Es bleibt jedoch noch viel zu tun. Unser Widerstand wird weitergehen und wachsen, bis wir Menschenrechte für uns erkämpft haben.
In Respekt,
für die gemeinsame Gefangenen-Menschenrechtsbewegung
Todd Ashker, C58191, D1-119
Arturo Castellanos, C17275, D1-121
Sitawa Nantambu Jamaa (Dewberry), C35671, D1-117
Antonio Guillen, P81948, D2-106
And the Representatives Body:
Danny Troxell, B76578, D1-120
George Franco, D46556, D4-217
Ronnie Yandell, V27927, D4-215
Paul Redd, B72683, D2-117
James Baridi Williamson, D-34288. D4-107
Alfred Sandoval, D61000, D4-214
Louis Powell, B59864, D1-104
Alex Yrigollen, H32421, D2-204
Gabriel Huerta, C80766, D3-222
Frank Clement, D07919, D3-116
Raymond Chavo Perez, K12922, D1-219
James Mario Perez, B48186, D3-124
(1) PBSP-SHU, Short Corridor Collective Representatives: die Delegierten der hungerstreikenden Gefangenen - derzeit fast alle im kurzen Gang vom Isolationstrakt im Pelican Bay Gefängnis
(2) CDCR: Kalifornische Gefängnisbehörde
(3) AGREEMENT TO END HOSTILITIES: Erklärung von vielen verschiedenen Gefangenen vom Oktober 2012, Gewalt und feindschaftliche Handlungen unter Gefangenen und Gruppen (Gangs) einzustellen, um gemeinsam gegen die lebensbedrohlichen Haftbedingungen zu kämpfen. Text im Original: http://prisonerhungerstrikesolidarity.wordpress.com/agreement-to-end-hos...
