++ Razzia bei Lübecker Neonazis ++ Überblick über die aktuelle Situation ++
Jörn Gronemann und Reneé Rudi Eggert stehen seit Jahren im Fokus antifaschistischer Initiativen in Schleswig-Holstein. Ihr Wohnort in der Friedenstraße 54, im Lübecker Stadtteil St. Lorenz Nord, ist mit der Zeit selbst vielen nicht-rechten Menschen in Lübeck als „Neonazi-WG“ bekannt geworden. Immer wieder ist die Erdgeschosswohnung des Mehrfamilienhauses Dreh- und Angelpunkt neonazistischer Propaganda und Aktionen im gesamten Lübecker Stadtgebiet.
Ein arbeitsbezogener Umzug nach Nürnberg brachte den schwer alkoholabhängigen Gronemann dazu, kurzfristig die Segel in Lübeck zu streichen, um in Nürnberg eine Tätigkeit als Mediengestalter fortzuführen. Die Hoffnung, sich in einer neuen Stadt antifaschistischen Aktionen entziehen zu können, scheiterte. Bereits nach einigen Monaten stand für Gronemann fest, erneut in Lübeck Fuß fassen zu wollen. Eine Entscheidung, die er kurze Zeit später bereute. Zusammen mit seiner Ehefrau Beate Gronemann (Mitglied des NPD-Kreisverbands Lübeck-Ostholstein), seiner zweitgeborenen Tochter Kim Grace Gronemann und deren Freund Reneé Rudi Eggert (Mitglied des „Aktionsbündnis Lübeck-Stormarn“) zog Jörn Gronemann in die beschriebene Erdgeschosswohnung in die Friedenstraße.
Die intern als nationale Wohngemeinschaft titulierte „Neonazi-WG“ verhalf Gronemann, seine weggebrochenen Kontakte und sein Ansehen innerhalb extrem rechter Strukturen auszubauen. Reneé Rudi Eggert fungierte Gronemann hierbei als Werkzeug. Der technisch versierte Eggert machte bereits 2009 als Mitglied der „Autonome Nationale Sozialisten Stormarn“ auf sich aufmerksam. Zusammen mit René-Oliver Gasze und Dennis Brandt betrieb er mehrere Webblogs wie das „Infoportal Stormarn“ und die Internetseite der „Autonome Nationale Sozialisten Stormarn“. [1] Darüber hinaus stellte er den technischen Support vieler verschiedener Projekte in der Region. Selbst bezeichnete sich Eggert als „Hacker88“ und ist verantwortlich für eine 2010 durchgeführte DDos-Attakte auf die Internetseite des „Autonomen Jugendhaus“ in Bargteheide. Zusammen mit René-Oliver Gasze trug Eggert maßgeblich dazu bei, dass sich die extrem rechten Gruppierungen des „Nationalen Widerstands Lübeck“ und der „Autonome Nationale Sozialisten Lübeck“ zum „Aktionsbündnis Lübeck-Storman“ zusammenschlossen.
Gronemann, der aufgrund verschiedener interner Konflikte von der NPD ausgeschlossen wurde, konnte durch Eggerts Engagement in der Szene profitieren. Zusammen bildeten sie ein Duo, das ausschließlich erlebnisorientiert für eine Vielzahl von Aktionen in Lübeck einstand, die dann jeweils anschließend im Internet propagandistisch ausgeschlachtet wurden.
Am 31. August 2013 titelte die „Lübecker Nachrichten“ im „Norddeutschlandteil“ ihrer Tageszeitung: „Razzia bei rechten Hetzern“. Am 27. August, einem Dienstag, durchsuchten Bullen unter „Federführung“ des in die Kritik geratenen Kommissariats 5 (Staatsschutz-Abteilung Lübeck), unter Leitung des Kriminalkommissars Neuendorf die Wohnräume der Neonazi-WG in der Friedenstraße. Bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmten die Beamten Computer, Festplatten, Sprühschablonen und Propagandamaterial. Konkreter Anlass für die Durchsuchung der Wohnung ist der Verdacht der „Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“. Neben dem früheren Bundeskanzler Willy Brandt wurde auch der von den Nazis ermordete SPD-Reichstagsabgeordnete Dr. Julius Leber vom Aktionsbündnis Lübeck-Stormarn als „Mordanstifter“ verunglimpft. Außerdem wird geprüft, inwiefern Gronemann und Eggert für weitere „ungeklärte Straftaten mit rechtsextremistischen Hintergrund“ verantwortlich sind.[2]
Dass sich die Staatsschutz-Abteilung in Unwissenheit rühmt, ist das Ergebnis langjährig praktizierter Unfähigkeit. Wir möchten daher die Gelegenheit ergreifen, einige „ungeklärte Straftaten“, die im Zusammenhang mit den zwei betroffenen Neonazis stehen, zu beleuchten. Wir haben jahrelang bewiesen, dass kontinuierlich betriebene antifaschistische Arbeit bessere Ergebnisse erzielt, als die der gutbezahlten Schreibtischtäter und Bullenschweine im Behördenhochhaus.
Für uns steht fest: Alles muss mensch selber machen...
- 17.08.2013: „Rudolf Hess – Unvergessen“ titelte das ABLS in ihrem aktuellsten Bericht über Aktionen [3] bezüglich des „Gedenkens an Rudolf Hess“. Ebenfalls unvergessen dürfte für Gronemann seine verpatzte Demonstration in Neumünster am 21.08.2010 sein, bei der er als Anmelder und Versammlungsleiter mit 0,4 Promille alkoholisiert erschien. Diese wurde aus diesem Grund von Seiten der Polizei abgesagt. Die Demonstration war unter dem Motto „Friedrich der Große, steig hernieder“ angemeldet worden, bezog sich aber augenscheinlich auf den Todestag Rudolf Heß'. Die angereisten Neonazis aus Schleswig-Holstein mussten missmutig ihren Heimweg antreten.
- 29.03.2013 Im Artikel „Die Toten sind unvergessen“ wird der am 28.03.1942 durchgeführte Luftangriff auf Lübeck thematisiert. Das Aktionsbündnis Lübeck-Stormarn hat unter Federführung von Gronemann und Eggert diverse Aktionen in Lübeck durchgeführt, um durch geschichtsrevisionistische Propaganda deutsche Täter zu Opfer zu stilisieren. [4]
- Am 17.03.2013 wurde das „Kein Ort für Neonazis“-Schild am DGB-Haus in Lübeck entwendet. Anschließend posiert Gronemann „rotzevoll und hackedicht“ zusammen mit Mitgliedern des ABLS für ein Foto. Zufall oder wohl eher reiner Stumpfsinn ist die Tatsache, dass die Aktion an Gronemanns Geburtstag stattfand, der am 17.03.1970 geboren wurde. [5]
- 01.02.2013 Unter der Überschrift „Blutzeugen der Bewegung“ veröffentlichte das Aktionsbündnis Lübeck-Stormarn im Februar ein Bild [6], das die Orte markiert, an denen die Nazis Willi Meinen und Rudolf Brügmann von NS-Widerstandskämpfer_innen getötet worden sind. In geschichtsrevisionistischer Manier wurden Brügmann und Meinen als Märtyrer gefeiert. Verantwortlich für diese Propaganda ist Gronemann, der sich mitunter direkt zu den Aktionen zum „Gedenken an Rudolf Brügmann“ in den letzten Jahren bekennt. [7] Außerdem registrierte Gronemann 2012 eine Domain für sein „Nationales Satire Magazin – maulwurfen.info“ unter dem Namen Rudolf Brügmann. Bilder der jährlichen Aktionen [8]
- 16.01.2013 Zum Jahrestag des Brandanschlags auf ein Lübecker Asylbewerberheim, das in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar 1996 von vier Neonazis aus Grevesmühlen angezündet worden war und infolgedessen 10 Menschen starben, während 38 weitere zum Teil schwer verletzt wurden, schrieb das ABLS auf ihrer Seite: „Ein Schrei der Empörung hallte durch unser Land, denn in Lübeck war ein schönes Asylheim abgebrannt.“ In der Nacht zur jährlich stattfindenden Trauerfeier wurde der Gedenkstein in der Hafenstraße von Mitgliedern des Aktionsbündnisses beschmiert. [9]
- 06.11.2012 „Heldenmut für Deutschland – Carl Hans Lody“ titelte das ABLS auf seiner Webseite, um dem „ersten ermordeten deutschen Spion des 2. Kaiserreichs“ zu gedenken. Auch hierzu wurden großflächig Plakate im Lübecker Stadtgebiet geklebt. Auf dem Foto zu sehen, mit dem Rücken zur Kamera, Reneé Rudi Eggert. [10]
- 03.10.2012 Am Abend des 2. Oktobers trafen sich Nazi-Aktivisten aus Lauenburg, Lübeck und Stormarn, um an „die Opfer des kommunistischen DDR-Regimes“ zu erinnern. [11] Rechts neben dem Transparent, Jörn Gronemann.
- 29.08.2012 Zusammen mit der „Weissen Wölfe Terrorcrew / Hamburger National Kpllektiv“ und dem „ABLS“ wurde Anfang September das Video „Solidarität mit allen Aktivisten“ veröffentlicht, in dem sich mit den von Hausdurchsuchungen betroffenen „Kameraden“ des „Nationalen Widerstands Dortmund“ solidarisiert wird. Die Zusammenarbeit der „WWT/HNK“ und dem „ABLS“ besteht nicht nur aus der gemeinsamen Beteiligung an Aktionen und Veranstaltungen, sondern auch aus der Unterstützung medialer Aufbereitung des Propaganda-Materials. Reneé Rudi Eggert unterstützte die „WWT/HNK“ in der Vergangenheit durch die Herstellung von „Aktionsbuttons“, die u.a. im Vorfeld zum „Tag der Deutschen Zukunft“ in Hamburg als Mobilisierungsmaterial genutzt wurden. [12]
- 08.05.2012 „8. Mai – Wir sind nicht frei!“ und auch hier darf wieder richtig doll herumgeheult werden. Geschichtliche Ereignisse werden verdreht und deutsche Täter als Opfer verharmlost. Für das ABLS ein willkommenes Ereignis, sich selbst bemitleiden zu dürfen. Ganz vorne mit dabei: Jörn Gronemann und Reneé Rudi Eggert. [13]
Es bleibt dabei:
keine Kompromisse, kein Vergeben, kein Vergessen!
Neonazi sein heißt Probleme kriegen!