Er rappt über Gewaltphantasien gegen Polizisten, vergleicht sie mit Hunden: Der tunesische Rapper Weld El 15 ist in seiner Heimat wegen beleidigender Songtexte zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Auch ein anderer Musiker muss hinter Gitter. Anhänger haben Proteste angekündigt.
Tunis - Eigentlich schien der Fall um Weld El 15 schon abgeschlossen, der tunesische Rapper mit einer Bewährungsstrafe auf freien Fuß gesetzt. Doch nun nimmt der Fall eine drastische Wendung. Der Musiker wurde in Abwesenheit wegen Beamtenbeleidigung zu einer Haftstrafe verurteilt. Weld El 15 erhielt eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Gleiches gilt für seinen Rap-Kollegen Klay BBJ, wie Anwalt Ghazi Mrabet am Montag mitteilte.
Die jungen Musiker waren vor zwei Wochen nach einem Konzert in der Stadt Hammamet festgenommen worden, weil ihre Songs Polizisten und Beamte beleidigt haben sollen. Das Duo wurde nach einem Tag wieder freigelassen. Laut seinem Anwalt wurde Weld El 15, dessen echter Name Ala Yaacoubi ist, in der Haft von der Polizei verprügelt. Trotzdem hatte er sich für seine drastischen Texte entschuldigt. Keineswegs habe er öffentlich zum Mord aufrufen wollen.
Er war bereits im Juni wegen eines Lieds namens "Boulicia Kleb" ("Polizisten sind Hunde") zu zwei Jahren Haft verurteilt worden, doch war das Urteil im Juli auf sechs Monate auf Bewährung reduziert worden. Darin rappt er unter anderem: "Anstatt Schafe sollten an Id al-Adha (dem islamischen Opferfest - d. Red.) Polizisten geschlachtet werden."
Anwalt Mrabit sagte, das Urteil zeige, dass die Kampagne gegen die Kunst- und Meinungsfreiheit andauere. Thameur Mekki vom Unterstützerkomitee der Musiker sprach von einer Rache der Behörden, die nicht verstanden hätten, dass derartige Äußerungen zu einer öffentlichen Debatte, nicht aber zu einem Gerichtsverfahren führen sollten.
Ganz ohne Kampf will das Lager des Rappers das Urteil jedoch nicht akzeptieren. Während der Anwalt ankündigte, Einspruch gegen das Urteil einzulegen, erklärte Mekki, öffentliche Proteste gegen die Entscheidung organisieren zu wollen.