Die "Blockupy Zeil" Aktion fand am 31. Mai in Frankfurt/ Main statt und hatte das Ziel, auf einer der umsatzstärksten Einkaufsmeilen Europas, den Geschäftsbetrieb zu blockieren, Ausbeutung zu markieren und Solidarität zu demonstrieren. Sie thematisierte im Kontext der Blockupy Aktionstage die Arbeitsbedingungen und -verhältnisse. Dabei wurde gleichzeitig versucht, die internationale Perspektive der aggressiven Ausbeutung in den Produktionsländern der globalen Textilindustrie mit den prekären Beschäftigungsverhältnissen und den Tarifauseinandersetzungen im Einzelhandel der BRD zu verbinden.
"Blockupy Zeil" gelang es einen Nachmittag lang gemeinsam mit mehreren hundert Menschen den kapitalistischen Normalbetrieb einer der umsatzstärksten Einkaufsmeilen Europas zu unterbrechen. Es gab größere Sitzblockaden vor Geschäften als auch eine Reihe von Go-Ins in einen Großteil der Geschäfte auf der Zeil. Viele von ihnen schlossen daraufhin ihre Eingänge für mehrere Stunden und teilweise für den Rest des Tages. Die Aktion führte so zu erheblichen Umsatzeinbußen der ansässigen Unternehmensfilialen.
Das solidarische Aufeinanderbeziehen einer Filial-Belegschaft, die an diesem Tag streikte und der Blockupy-Aktivist*innen, die auf der Zeil unterwegs waren, machte das Potenzial, das in dieser Aktionsform liegt, deutlich: Während die Beschäftigten die Arbeit niederlegten und nach Darmstadt zu einer Kundgebung fuhren, wurde der Geschäftsbetrieb durch Streikbrecher*innen aufrecht erhalten. Das Geschäft wurde aber trotzdem durch eine Blockade der Eingänge von Blockupy-Aktivist*innen geschlossen.
Neben der Effektivität und Durchsetzungskraft der Aktion wurde von Anfang an darauf geachtet, mit den Beschäftigten und Konsument*innen in Kommunikation zu treten und ihnen zu vermitteln, dass sich die Aktion nicht gegen sie richtet, sondern vielmehr Konsument*innen für die prekären Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sensibilisieren und die Beschäftigten unterstützen will. Beide Aspekte unter einen Hut zu bekommen war und ist nicht einfach, hat unserer Einschätzung nach aber ziemlich gut funktioniert.
Der Erfolg von "Blockupy Zeil" liegt auch darin begründet, dass ein Aktionsrahmen gefunden und vereinbart wurde, in dem die unterschiedlichen teilnehmenden Gruppen und Individuen trotz ihrer Heterogenität, ihrer unterschiedlichen Aktionsformen und -niveaus, einen kollektiven Ausdruck fanden. Feministische und (post-)autonome Gruppen sowie Gewerkschafter*innen, Gesangs- und Tanzgruppen als auch Menschen aus dem Occupy-Spektrum machten sich die Aktion zueigen und setzten ihren eigenen Punkt darin ohne die Balance zwischen der Rücksichtnahme auf Belegschaften sowie Kund*innen und dem Ziel, die Läden zu schließen, zu verlieren.
Wir verstehen "Blockupy Zeil" als ein erfolgreiches Beispiel, wie Beschäftigte und Unterstützer*innen gemeinsam Druck auf Unternehmensleitungen ausüben können. Daran gilt es in kommenden Arbeitskämpfen anzuschließen. Und gleichzeitig aber über diese Perspektive hinausweisend zeigte die Aktion Ansätze dessen, was wir einen "sozialen Streik" nennen möchten; nämlich die Blockade und Unterbrechung des kapitalistischen Normalbetriebs durch unterschiedliche Menschen und Gruppen an ihren jeweiligen sozialen Orten und entsprechend ihrer jeweiligen sozialen Rollen (Belegschaften, Kund*innen, Studierende, ÖPNV-Nutzer*innen, Mieter*innen, etc.) aber gleichzeitig in enger Kooperation.
Eine ausführliche Dokumentation (Ziel, Inhalt, Vorbereitung, Verlauf, Material und Pressespiegel) von "Blockupy Zeil" findet ihr hier:
http://berlin.blockupy-frankfurt.org/wp-content/uploads/2013/07/Dokumentation-Blockupy-Zeil-2013.pdf
Vorbereitungskreis "Blockupy Zeil", Juli 2013