Zur Bundestagswahl im Herbst 2013 versucht auch die faschistische NPD mit verschiedensten Propagandaaktionen an die Öffentlichkeit zu treten und mit ihrer rassistischen Hetze Stimmen zu ködern. In der aktuellen Situation spielt die NPD zumindest bundesweit keine bedeutende Rolle und stellt auch ersteinmal keine konkrete politische Gefahr dar, wenngleich ihre Mitglieder und Sympathisaten immer wieder durch Übergriffe auf Andersdenkene und MigrantInnen in Erscheinung treten. Nichtsdestotrotz nutzt auch die NPD in Baden-Württemberg den Wahlkampf um mit öffentlichen Aktionen ihre Strukturen zu stärken und um Sympathie zu werben. Das gilt es nicht hinzunehmen!
Für uns gilt es jeden Versuch die menschenverachtende Ideologie der Faschisten auf die Straße zu tragen zu sabotieren und aufzuhalten. Um den NPD-Wahlkampf so wirkungsvoll wie möglich einzuschränken und zu behindern, haben wir die Kampagne “Ob Straßen, Köpfe oder Parlamente: Kein Fußbreit den Faschisten!” ins Leben gerufen. Mit der Kampagne wollen wir vielen Menschen die Möglichkeit geben sich über die NPD zu informieren und gemeinsam aktiv gegen die Propagandaversuche der faschistischen Partei aktiv zu werden.
Im Folgenden der Aufruf zur Kampagne:
Zur Bundestagswahl am 22. September 2013 tritt unter anderem die „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD) an. Mit populistischen Forderungen nach dem Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union und ihrer Selbstinszenierung als „soziale Heimatpartei“ versuchen sich die Faschisten auch in diesem Jahr wieder in Anzug und Krawatte bürgernah und seriös zu geben. Wenngleich die NPD nicht die einzige rassistische Partei ist, die zur Wahl antritt, so ist sie doch in jedem Fall diejenige, die mit ihrem menschenverachtenden Gedankengut am offensivsten in die Öffentlichkeit drängt. Auf Grund ihrer Funktion als Sammelbecken im faschistischen Spektrum und ihrer Position als bundesweit nach wie vor bedeutsamste faschistische Struktur, muss sich eine antifaschistische Intervention während des Wahlkampfs in erster Linie gegen die NPD richten.
Faschistisch…
Um so wichtiger ist es zu erkennen, in welcher ideologischen Tradition
die Nazi-Partei steht. Mit der direkten Bezugnahme auf den deutschen
Faschismus tritt die NPD ganz unverblümt die historische Nachfolge der
NSDAP an. Der NPD geht es also weder um ein solidarisches Miteinander
noch um gute Lebensbedingungen für alle Menschen. Ganz im Gegenteil: Der
Faschismus hat für die große Mehrheit der Bevölkerung nichts zu bieten.
Die um ein Vielfaches verschärfte Ausbeutung der Lohnabhängigen, bei
zeitgleicher Zerschlagung der Gewerkschaften, Gleichschaltung des
öffentlichen Lebens, Verbot und Verfolgung von fortschrittlichen
Kräften, imperialistische Kriege und Vernichtung, sind nur einige
Facetten faschistischer Herrschaft.
So steht im Zentrum faschistischer Politik zudem immer auch die
rassistische Hetze gegen all jene, die ihrer Meinung nach nicht zur
sogenannten „Volksgemeinschaft“ gehören. Der propagierte Rassismus zielt
dabei nicht nur auf die unmittelbar Betroffenen ab, also beispielsweise
MigrantInnen, sondern soll auch für eine Spaltung der Erwerbstätigen
sorgen, um diese daran zu hindern, vereint und mit Nachdruck für ihre
Interessen einzustehen.
Auch aus diesem Grund ist die NPD eine ständige Gefahr für JüdInnen,
MigrantInnen, Andersdenkende, Homosexuelle und alle anderen Menschen,
die nicht in ihr faschistisches, menschenverachtendes Weltbild passen.
… und mörderisch!
Im Hinblick auf beinahe 200 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990, ist
nicht erst seit dem Bekanntwerden der Mordserie des selbsternannten
„Nationalsozialistischen Untergrunds“ klar: Faschismus ist auch heute
noch eine mörderische Ideologie. Wie tief die NPD auch in den Terror des
„NSU“ involviert ist, wird aktuell immer deutlicher. So waren die
„NSU“-Terroristen jahrelang im „Thüringer Heimatschutz“ aktiv, mit dem
die NPD stark verflochten war und auch ihre vielen Unterstützer
rekrutierten sich aus diesen Kreisen. Das wohl bekannteste Beispiel
hierfür ist Ralf Wohlleben. Der langjährige NPD-Funktionär aus Thüringen
soll die Waffe beschafft haben, womit der „NSU“ mordend durchs Land
zog. Aktuell steht er, verteidigt von seiner ehemaligen Stellvertreterin
im NPD-Kreisverband Jena und Anwältin Nicole Schneiders, gemeinsam mit
Beate Zschäpe vor dem Münchner Oberlandesgericht.
Vor diesem Hintergrund sind auch die vorgeschobenen Distanzierungen
der NPD-Führung von den Morden des „NSU“, leicht als bloße
Wahlkampfmanöver und der Versuch einem drohenden Verbot zu entgehen, zu
entlarven. Die NPD-Basis übrigens, will von diesen Distanzierungen in
der Regel nichts wissen und bezieht sich oft durchaus positiv auf die
Taten der Nazimörder.
Doch auch abseits des „NSU“ sind – gerade auch in
baden-württembergischen NPD-Strukturen – Faschisten aktiv, die die
Bereitschaft, ihre Ideologie in die Tat umzusetzen, schon deutlich unter
Beweis gestellt haben. Zu nennen wären hier beispielsweise der
baden-württembergische NPD-Vorsitzende Alexander Neidlein, ein
verurteilter Posträuber, der unter anderem als Söldner an der Seite
kroatischer Faschisten kämpfte oder der Nazi Thomas Baumann, der Bomben
baute, um in Freiburg ein autonomes Zentrum und das DGB-Haus in die Luft
zu jagen. So ist es nicht verwunderlich, dass gerade der
baden-württembergische JN-Verband, die Jugendorganisation der NPD, durch
die konsequente Einbindung militanter Kameradschaftsstrukturen, wie
etwa den sogenannten Autonomen Nationalisten, einer der größten der
gesamten Bundesrepublik ist.
Sammelbecken für die extreme Rechte
Trotz aufkommender Konkurrenz im extrem rechten Lager durch die neue
Partei „Die Rechte“ des bekannten Neonazi-Aktivisten Christian Worch,
ist die NPD nach wie vor die bedeutendste Gruppierung im deutschen
faschistischen Lager. Dies liegt sowohl an der bundesweiten
Organisierung als Partei als auch an einem in der Vergangenheit gezielt
praktizierten Annäherungskurs an die militante Kameradschaftsszene,
häufig inklusive deren Einbindung in die Parteistrukturen der NPD. Auch
wenn die Nazi-Partei im Moment aufgrund ihrer schlechten finanziellen
Situation, einer zunehmenden Ausdifferenzierung und Spaltung in der
faschistischen Szene und zuletzt schlechter Wahlergebnisse einer
ungewissen Zukunft entgegensieht, bleibt sie ein gefährliches
Sammelbecken für Faschisten aller Couleur.
Kasten: Andere rassistische Parteien:
Die NPD ist nicht die einzige Partei aus dem stark zersplitterten
rechten Lager, die zur Bundestagswahl 2013 antritt. Auch die rechte
Partei „Die Republikaner“ wird wieder mit ihren
geschichtsrevisionistischen und populistischen Inhalten präsent sein.
Diese Partei hat allerdings bundesweit stark an Bedeutung verloren, da
auch Gruppierungen wie „Die Freiheit“ und „Pro Deutschland“ versuchen,
sich mit ihren rassistischen und rechtspopulistischen Inhalten im
Wahlkampf zu positionieren. Mit ihrer vor allem antiislamischen,
rassistischen Hetze versuchen sie, Wählerstimmen rechts von der CDU
abzugreifen. Dabei beziehen sie sich sehr stark auf den bekannten Autor und Rassisten Thilo Sarrazin.
Zudem versucht sich seit neuestem auch die „Alternative für
Deutschland“ mit nationalistischen Parolen und der Forderung nach dem
Ende des Euro im Wahlkampf rechts der CDU zu positionieren.
Der Kampf um die Parlamente
Mit ihrer im Jahr 1998 ausgegebenen Strategie, den Kampf um die Köpfe,
die Straßen und die Parlamente zu führen, wendete sich die NPD vom
Konzept einer reinen Wahlpartei ab. Fortan stellte sie vor allem auch
massives Auftreten auf der Straße und ideologische Schulungen in den
Mittelpunkt ihrer Politik.
Nichtsdestotrotz bleibt auch der Kampf um die Parlamente ein zentrales
Aktionsfeld der NPD. Erst einmal im Parlament präsent, bietet sich den
Nazis eine politische Bühne und eine mediale Aufmerksamkeit, von der sie
sonst nur träumen können. Mit der instrumentalisierten Parlamentsarbeit
versuchen sich die Nazis einerseits als etablierte politische Kraft
darzustellen, so z.B. mit der Herausgabe von eigenen Zeitungen, und sie
sind andererseits dadurch in der Lage, Aktivisten in Vollzeit
anzustellen.
Ganz in der Tradition des deutschen Faschismus, versucht die NPD, die
Parlamente als Sprachrohr für ihre Hetze zu nutzen und ihr erklärtes
Ziel dabei ist die Abschaffung jeglicher Form der demokratischen
Mitbestimmung. Ein zentraler Aspekt ist zudem, dass sich die Nazi-Partei
zu einem nicht unwesentlichen Teil durch Steuergelder finanziert, da
sie ab Wahlergebnissen von über einem Prozent in den Genuss der
staatlichen Parteienfinanzierung kommt.
Den NPD-Wahlkampf sabotieren!
Wir wollen und werden uns im Kampf gegen faschistische Strukturen und
rechte Ideologien nicht auf ergebnislose Lippenbekenntnisse von
bürgerlichen Politikern verlassen. Ein Staat, der Naziaufmärsche mit
massiver Polizeigewalt durchprügeln lässt, antifaschistischen Protest
gegen rechte Propaganda und rassistische Hetze mit allen Mitteln
versucht zu unterbinden, faschistischen Terrorzellen jahrelang beim
Morden zuschaut und der NPD finanzielle und infrastrukturelle
Unterstützung gewährt, ist der falsche Ansprechpartner im Kampf gegen
die Gefahr von rechts. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, selbst aktiv zu
werden, antifaschistische Strukturen aufzubauen und zu stärken, um somit
langfristig eine breite Bewegung gegen die Faschisten zu schaffen. Nur
wenn wir es schaffen, eine umfassende Basis für antifaschistische Arbeit
auf die Beine zu stellen, kann es uns gelingen, faschistische Tendenzen
frühzeitig zu erkennen und im Keim zu ersticken.
Es liegt also an uns allen, zu verhindern, dass die NPD im Wahlkampf ihre menschenverachtende Propaganda in die Öffentlichkeit tragen und Werbung für ihre Strukturen machen kann. Wir müssen den Nazis unseren antifaschistischen Widerstand entgegensetzen und dürfen ihnen weder den öffentlichen Raum noch die Parlamente überlassen. Es gilt, jedes öffentliche Auftreten der Faschisten – von der Plakatieraktion bis hin zum Infostand – zu sabotieren und dadurch den Wahlkampf der NPD zum Desaster zu machen!
Ob Straßen, Köpfe oder Parlamente:
Kein Fußbreit den Faschisten!
Den Wahlkampf der NPD unmöglich machen!
Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda!
http://www.unmoeglichmachen2013.tk
Eine Initiative von:
- Antifaschistische Linke Bühl-Achern
- Antifaschistische Aktion Heilbronn
- Antifaschistische Aktion Lörrach
- Antifaschistische Jugend Ludwigshafen/Mannheim
- Antifaschistische Aktion (Aufbau) Rastatt/Baden-Baden
- Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart
- Antifaschistische Aktion (Aufbau) Tübingen
- Antifaschistische Aktion [o] Villingen-Schwenningen