Der Bundesvorstand der Rechtshilfeorganisation Rote Hilfe nimmt die Drohungen des inhaftierten Neo-Nazis Mario M. „sehr ernst“. Der Vorstand der Roten Hilfe, deren Bundesgeschäftsstelle in Göttingen ihren Sitz hat, werde „alles in ihrer Macht stehende tun, die eigenen Strukturen vor möglichen faschistischen Angriffen zu schützen“, heißt es in einer Mitteilung.
Göttingen. Auch eine Sprecherin der Antifaschistischen Linken International (A.L.I.) hält M.s Drohungen, die er, wie am Montag bekannt wurde, in einem Brief aus dem Gefängnis an die Rote Hilfe gesandt hat, für „durchaus realistisch“. Zwar, so räumt die A.L.I. ein, scheine M. derzeit nicht in der Neo-Nazi-Szene organisiert zu sein, er gelte aber als „unberechenbar“ und gewaltbereit“.
Kritik üben Rote Hilfe und A.L.I. an der Göttinger Staatsanwaltschaft. „Schon jetzt zeigt sich, dass die Oberstaatsanwaltschaft nicht willens zu sein scheint, einen äußerst gefährlichen, nazistischen Waffennarr davon abzubringen, Menschen aus linken Zusammenhängen ernsthaft zu bedrohen“, heißt es in einer Mitteilung der Roten Hilfe. Trotz des Wissens über „regelmäßige Briefe“ von M. greife die Staatsanwaltschaft nicht ein, M. dürfe „ungehindert weiter seinen rechten Aktivitäten nachgehen“.
Die Leiterin der Justizvollzugsanstalt Rosdorf, in der Mario M. seit 2009 eine fünfjährige Haft verbüßt, dementiert unterdessen auf Tageblattanfrage, Behauptungen der Roten Hilfe und der A.L.I., dass M. bereits Freigang habe. Bereits in einem Brief vom März 2011 an die Rote Hilfe hatte M. von „häufigen Ausgängen“ geschrieben.