Südländisches Flair versus Anwohner-Nachtruhe: Der Freiburger
Augustinerplatz birgt Zündstoff. Die Stadt will nun den Konflikt lösen,
versucht es mit einem sanften Konzept und neuen Spielregeln – gespickt
mit einigen ungewöhnlichen Ideen.
Lichteinschalten wie in der Disco soll jede Nacht um 23 Uhr wenigstens
die Musikdarbietungen beenden. Dazu gibt es Info-Teams, die mit
Flugblättern ihre Runden drehen sollen – und Altglascontainer mit
Schalldämmung für die leeren Flaschen.
Der Augustinerplatz ist zuständig für die italienischen Momente in Freiburg: Seit Jahren dient er an warmen Abenden als Treffpunkt zum Feiern ohne Konsumzwang. Das ist schön für die jungen Platzbenutzer und schön laut für die Anwohner, die sich lange im Stich gelassen fühlten. Doch nun hat die Stadtverwaltung ein Konzept mit dem schönen Titel "Toleranz und Kommunikation" auf den Weg gebracht, das auf sanftem Wegen einen Ausgleich sucht zwischen Partyvolk und Nachbarn, zwischen Freiburg-Flair und Nachtruhe – ein schwieriger Spagat wie BZ-Redakteur Joachim Röderer kommentiert.
"Es ist kein stramm ordnungsrechtliches Konzept", meinte der Erste
Bürgermeister Otto Neideck, der auf gegenseitiges Verständnis hofft,
damit sich Wohnen in der Innenstadt und Nutzung des Platzes vereinbaren
lassen.
Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach nannte am Montag die
Spielregeln, die alle respektieren müssten. Mit Hilfe dieser Regeln
soll der Konflikt entschärft werden: Die Anwohnerinitiative habe den
Vorschlag positiv bewertet, so die Stadt, "Schüler- und
Studierendenvertretungen waren dabei eingebunden", heißt es. Oberstes
Ziel: Um 23 Uhr soll mit den Musikdarbietungen auf dem Platz Schluss
sein – Trommeln, Trompeten und elektronische Verstärker sollen gar
nicht mehr gestattet werden.
Um das Ende der Musikzeit anzuzeigen, wird es jeden Abend um 23 Uhr ein
"optisches Signal" geben – ob dieses mit eine Art Lichthupe oder mit
ungemütlichem Flutlicht funktionieren wird, konnte Bürgermeister von
Kirchbach am Montag nicht sagen. Schüler der Walther-Rathenau-Schule
und der Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule werden Vorschläge erarbeiten.
Zudem soll an allen Augustinerplatz-Abenden zwischen Mai und Oktober
ein Infoteam unterwegs sein, das die Platzbesucherinnen und -besucher
direkt anspricht und Flugblätter mit den neuen Platzregeln überreicht.
Die Stadt will dafür Studentenjobs auf 400-Euro-Basis schaffen. Der
Getränkeverkauf auf dem Platz durch den längst berühmten Biermann soll
gestoppt werden. Der Altglascontainer für die geleerten mitgebrachten
Flaschen wird schallgedämmt.
Damit nicht genug: Weiter sollen die Toilettenanlagen an der Platzseite
zur Gerberau umgebaut werden und künftig bis Mitternacht mit
Toilettenpersonal besetzt werden. Unabhängig vom ganzen
Augustinerplatz-Thema hat sich hier ein anderes Problem entwickelt: die
WC-Anlage ist Treffpunkt für die Stricher-Szene geworden.
Die Stadtverwaltung will zudem den Augustinerplatz von öffentlichen
Veranstaltungen weitgehend freihalten. Von Mai an wird das neue
Platzkonzept gelten. Die Nachbarn sind fürs erste vorsichtig
optimistisch: "Toll, dass sich nach zehn Jahren etwas tut", meint
Anwohnerin Henrike Beck. Die Platzanlieger hoffen, dass es "zu
deutlichen Verbesserungen" kommt. Und was sagen die Platznutzer? Wegen
der Semesterferien war bei der Studierendenvertretung der Universität
u-Asta gestern leider niemand für eine Stellungnahme verfügbar.
Gemeldet hat sich Stadträtin Monka Stein von der Grünen Alternative. Er
kritisiert, dass das Konzept gegen die Störungen auf dem
Augustinerplatz nicht im Sozialausschuss behandelt wurde, sondern am
Ausschuss vorbei am 17. März im Gemeinderat entschieden wird.