[Blockupy] „Der Kessel war geplant!“

Erstveröffentlicht: 
03.06.2013

Frankfurt – 7000 friedliche Demonstranten, 5000 Polizisten, aber auch 400 Vermummte. Die Blockupy-Großdemo – nach nur 30 Minuten wurde sie von der Polizei knallhart gestoppt. Bittere Bilanz: Dutzende Verletzte, 45 Festnahmen.

 

12 Uhr: Sonnenschein am Baseler Platz. Trillerpfeifen, Fähnchen, Väter mit Kindern auf den Schultern. Dazwischen aber auch Vermummte mit Sonnenbrillen.

Der Zug bewegt sich Richtung Wilhelm-Leuschner-Straße. Ziel: die EZB.

 

12.30 Uhr: Am Schauspielhaus eskaliert die Situation. Eine Hundertschaft stürmt in die Menge, teilt den Zug.


Kessel! 900 Demonstranten sitzen fest. Verstecken sich unter Regenschirmen. Ein Beamter aus Sachsen kriegt einen Schraubenzieher in die Wade gerammt – Krankenhaus. Eine Kollegin bewerfen Chaoten mit einem Pflasterstein. Farbbomben fliegen. Stillstand für Stunden! Die Aktivisten wollen weiter: „Polizei raus aus der Demo, uns wurde dieser Protestzug genehmigt!“

 

Mehrere Polizisten bestätigen BILD gegenüber anonym: „Der Kessel war geplant!“


Grund: Die Personalien der Vermummten sollen aufgenommen werden, um sie mit den M31-Randalierern vom März 2012 abzugleichen. Ein Beamter: „Doch diese Strategie war ein Fehler!“

 

Stundenlange Diskussionen zwischen Veranstalter und Polizei-Einsatzleitung.

 

In diese Patt-Situation mischen sich Linken-Politiker ein. Doch sie zögern das Ende nur noch unnötig hinaus. Um 17.40 Uhr werden die Abgeordneten Katja Kipping und Janine Wissler aus dem Kessel abgeführt.


Jetzt greift die Polizei durch. Besonders Beamte aus NRW fallen durch ihre Härte auch gegen Journalisten negativ auf. Die Aktivisten bleiben ruhig: „Wir sind friedlich, was seid Ihr?“

 

Die Rausgezerrten müssen ihre Personalien abgeben, kriegen einen Platzverweis – und dürfen wieder gehen. 21 Polizisten verletzt, laut Blockupy müssen über 100 Demonstranten behandelt werden.

 

Erst kurz vor Mitternacht ist der Kessel aufgelöst, 3000 Demonstranten ziehen friedlich zum Hauptbahnhof – die Blockupy-Demo ist beendet.

 

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So erlebte der BILD-Reporter den Polizei-Kessel.

Frankfurt – Polizei-Kessel vorm Schauspielhaus. BILD-Chefreporter Stefan Schlagenhaufer unfreiwillig mittendrin!

➜ 12.50 Uhr Hofstraße, Ecke Neue Mainzer: Mega-Engpass, nach gut 30 Minuten friedlicher Demo explodieren vor mir zwei Leuchtfeuer, ein Busch qualmt. Eine Hundertschaft drängt uns ab, kesselt 900 (teils vermummte) Protestler ein – auch mich und meinen Foto-Kollegen Mario Vedder erwischt‘s.

➜ Der Zug steht. Vor uns Polizei, hinter uns die Wand des Schauspiels, über uns Hubschrauber. Ein Knallkörper fliegt, ein Beamter humpelt verletzt aus der Polizeikette, die Kollegen antworten mit Pfefferspray-Salven. Weinende Kinder und Rentner bitten die Polizei darum, aus dem Kessel zu dürfen – mit Erfolg.

➜ Die Luft, geschwängert durch Reizgas. Wir husten, die Augen tränen, die Nase läuft. 7 Stunden ist BILD eingekesselt, inmitten von Protest und Polizei.

➜ Ab 15.35 Uhr schicken Schauspiel-Mitarbeiter Wasserflaschen und Essen über Seilen zu uns hinab. Die Menge jubelt, singt, tanzt.

Als die Polizei gegen Abend Demonstranten aus dem Kessel abgreift, ist die Menge wütend, aber überraschend friedlich – viele sind einfach zu erschöpft und zermürbt ...