Eine turbulente Aktionärsversammlung der Deutschen Bank: Vor der Festhalle Frankfurt fahren „Panzer“ auf, Aktivisten sprengen das Aktionärstreffen und Co-Chef Anshu Jain spricht gut Deutsch. Kritik gibt es trotzdem.
Frankfurt Explosionen donnern, Panzermotoren wummern und Gewehrsalven peitschen über den Platz vor der Frankfurter Festhalle. Auf den Treppen vor dem Eingang des Messe-Geländes liegen reglose Körper, die Kleider rot verschmiert – mit Tomatenmark und roter Beete. Menschenrechtsorganisationen fahren Papp-Panzer auf und lassen Kriegsgetöse vom Band laufen.
Damit protestieren die Aktivisten von Gruppen wie Blockupy, Pax Christi oder Aktion Aufschrei vor der Hauptversammlung der Deutschen Bank gegen die Geschäftspraktiken des Geldhauses. Sie werfen dem Institut „Kriegstreiberei“ vor. Die Bank unterstütze Rüstungsunternehmen und missachte damit die Menschenrechte. Am Mittwoch hatten Nichtregierungsorganisationen dem neuen Führungsduo bereits ein verheerendes Zeugnis ausgestellt.
In der Festhalle in Frankfurt geht es turbulent weiter. Co-Chef Anshu Jain tritt mit einem breiten Lächeln ans Rednerpult – und spricht zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auf Deutsch. Doch nach ein paar Sätzen wird er unterbrochen: Aktivisten skandieren Parolen wie „Krisenprofiteure“ oder „Kriegstreiber Deutsche Bank“ und werfen Flugblätter. Ordner zerren die mit roten T-Shirts und weißen Augenbinden bekleideten Blockupy-Anhänger aus dem Saal.
Jain setzt seine Rede auf Deutsch fort – und erntet den Applaus der versammelten Aktionäre. Der 50-Jährige Investmentbanker lernt seit längerem Deutsch, sprach bei öffentlichen Anlässen bisher aber immer Englisch. Er spricht noch etwas stockend und mit Akzent, aber sehr gut verständlich.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr kommen die Anteilseigner von Deutschlands größtem Geldhaus zusammen. Erst wenige Wochen vorher hatte das Institut die Aktienbesitzer zu einer außerordentlichen Versammlung zusammengetrommelt. Die Erben des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch, mit dem die Bank im Dauer-Clinch liegt, hatten erfolgreich Beschlüsse des letztjährigen Treffens angefochten. Diese mussten dann erneut bestätigt werden.
Jain spricht hingegen mehrere Minuten über den Kulturwandel, den er und sein Co-Chef Jürgen Fitschen immer wieder propagieren. Zudem haben sie dem Institut ein Sparprogramm verordnet und einen radikalen Umbau angestoßen. „Wir hatten uns klare Ziele gesetzt: Dies bedeutete: Harte Entscheidungen treffen“, sagt Jain. „Das war nicht schön.“