Hacke, Spitze, 1,2,3 … Wie Politik und Fußball zusammen spielen
Am Samstag findet das erste rein deutsche Champions-League-Finale statt. Auf der Tribüne des Londoner Wembley-Stadions wird dann auch die Bundeskanzlerin sitzen. Ihr Besuch ist Ausdruck der großen Nähe, die Politik und Fußball prägen.
Ob Angela Merkel in London die Begegnung mit Uli Hoeneß sucht? Nach Bekanntwerden der Steueraffäre hatte sie sich ganz schnell vom Präsidenten des FC Bayern distanziert.
Ganz viele Menschen seien enttäuscht von Hoeneß, "die Bundeskanzlerin gehört auch zu diesen Menschen". Das ließ sie über ihren Regierungssprecher ausrichten und suchte damit schnell maximale Distanz zu einem Mann, den sie in den letzten drei Jahren immerhin sieben Mal getroffen hat, wie eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken ergeben hat.
Merkels Beispiel zeigt, dass Politiker gerne und oft die Nähe des Fußballs suchen, um von dessen Glanz etwas abzubekommen. Aber es gibt auch viele Politiker, die dem populärsten deutschen Sport massiv unter die Arme greifen oder die Vereinspolitik gleich mitbestimmen. Der CSU-Politiker Edmund Stoiber ist genauso ein Beispiel dafür wie seine SPD-Kollegen Kurt Beck oder Willi Lemke. Stoiber sitzt im Aufsichtsrat des FC Bayern und ist Vorsitzender des Verwaltungsbeirates des Vereins.
Beck ist nicht nur oberster Fan des FC Kaiserslautern, sondern half als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident tatkräftig mit, um den Verein vor zehn Jahren vor dem wirtschaftlichen Untergang zu retten. Lemke wechselte vom Managerposten des SV Werder Bremen direkt auf den Senatorenstuhl für Bildung an der Weser. Schon in dieser Zeit wurde er Aufsichtsratschef des Vereins, der er heute noch ist. Hauptberuflich arbeitet er inzwischen als Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport.
Die Macht des DFB
Der Deutsche Fußballbund (DFB) ist mit fast sieben Millionen Mitgliedern der größte Einzelsportverband der Welt. Über 26.000 Vereine sind unter seinem Dach vereint.
Kein Wunder, dass die Politik auf diese Macht Rücksicht nimmt. Nicht nur, dass über Jahrzehnte der Fußball von Rathäusern, Landes- und Bundesregierungen vor allem steuerlich protegiert wurde. Auch die Kosten für die Polizeieinsätze rund um Spiele der ersten drei professionellen Fußballligen übernimmt bislang der Staat. Die Deutsche Polizeigewerkschaft schätzt die dafür anfallenden Kosten auf über 100 Millionen Euro pro Saison.
FIFA gibt Politik die Richtung vor
In welchem Maße sich die Politik dem Fußball unterordnet, wird regelmäßig deutlich, wenn es um die Vergabe von Fußballweltmeisterschaften geht. Ähnlich wie das Internationale Olympische Komitee diktiert auch der Weltfußballverband FIFA der Politik seine Bedingungen. Und diese pariert, wie in Deutschland am Beispiel der WM-Vergabe 2006 zu beobachten war.
Unter anderem räumte da die Bundesregierung der FIFA eine weitgehende Steuerbefreiung ein. Die Vertreter eines demokratisch begründeten Rechtsstaats beugten sich den Forderungen einer Organisation mit Sitz in der Schweiz. Rund 250 Millionen Euro sollen Deutschland dadurch entgangen sein, während knapp zwei Milliarden Euro in die FIFA-Kasse geflossen sind.
Wirtschaftsfaktor Fußball
Längst ist der Fußball zum Wirtschaftsfaktor geworden. Millionengehälter für die Spieler sind normal, die beiden Champions-League-Finalisten FC Bayern und Borussia Dortmund setzen gemeinsam knapp 560 Millionen Euro um, Tendenz steigend. Im Vereinsumfeld der Top-Bundesligisten sind kaum mehr regionale Sponsoren zu finden, sondern die ersten Adressen der deutschen Wirtschaft: Im Aufsichtsrat der FC Bayern München AG sind unter anderem Vertreter von Audi, VW,Telekom, Adidas und UniCredit.
Während 1959 laut DFB-Statut ein Vertragsspieler maximal 400 DM erhalten durfte, gibt es heute nach oben keine Grenzen mehr. Die Bundesliga als Ganzes setzt mehr als zwei Milliarden Euro pro Saison um. Mit den Einnahmen ist auch die Bedeutung des Fußballs als Wirtschaftsmacht und gesellschaftliche Größe gewachsen.