Am Abend des 13.05.2013 hat eine Gruppe von engagierten Anti-Militarist_innen durch Sprechchöre und lautes Klatschen für den vorzeitigen Abbruch einer Veranstaltung des örtlichen Ablegers des Bundesverbandes Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) gesorgt. Der BSH ist hervorgegangen aus der Bundesarbeitsgemeinschaft studierender Reservisten und agiert als eine Vorfeldorganisation der Bundeswehr an den Hochschulen. Eingeladen für den Vortrag war der ehemalige Fallschirmspringer Johannes Clair. Die Aktivist_innen protestierten mit ihrer Aktion gegen das Vordringen der Bundeswehr in den universitären Raum. Es war bereits die zweite Veranstaltung des BSH in diesem Jahr in Göttingen, die durch Proteste verhindert wurde.
Als der Referent den Vortrag um kurz nach 18:00 Uhr in einem Hörsaal des Zentralen Hörsaalgebäudes auf dem Campus der Uni Göttingen eröffnen wollte, hinderten ihn frenetischer Beifall und Protestrufe am Weitersprechen. Sobald er erneut zum Reden ansetzte, wiederholte sich die Reaktion aus dem Publikum. Nach etwa anderthalb Stunden gaben die Veranstalter_innen entnervt auf und erklärten den Vortrag offiziell für gescheitert.
Der BSH verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel „in allen Fragen der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik an Hochschulen und im politischen Raum Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und den sicherheitspolitischen Diskurs im akademischen Umfeld zu fördern.“ Dabei betont er besonders die „Notwendigkeit von Streitkräften“. Der BSH ist über den Reservistenverband, bei dem sich auch der Sitz des Vereins befindet, unmittelbar an die Bundeswehr angebunden. Über diesen erhält der BSH auch finanzielle Zuwendungen. Eine Aktivistin erklärt dazu: „Die Tätigkeit des BSH zielt darauf ab, durch eine vermeintlich objektive Behandlung militärischer Themen das Image der Bundeswehr an den Hochschulen und in der Öffentlichkeit zu verbessern. Gleichzeitig versucht das Militär auf diesem Wege akademischen Nachwuchs zu rekrutieren.“ Der eingeladene Referent Johannes Clair fügt sich in diese Strategie nahtlos ein. Er nimmt für sich in Anspruch die vermeintlich unpolitische Sicht des „einfachen Soldaten“ zu präsentieren. Unter diesem Label betreibt er allerdings kaum verhüllte Kriegspropaganda und versucht Angriffskriege unter deutscher Beteiligung als Hilfseinsätze darzustellen.
Die Aktivist_innen zeigten sich erfreut, dass es gelang die Veranstaltung zu verhindern. Gleichzeitig versicherten sie, auch in Zukunft bei militaristischen Veranstaltungen in Göttingen beherzt einzuschreiten. „Heute ist es erneut gelungen, das Werben für Kriegstreiberei und Mord an der Uni Göttingen zu unterbinden. Auch zukünftig werden wir der Bundeswehr den öffentlichen Raum nehmen, auch wenn sie versucht diesen unter dem Deckmantel pseudoziviler Organisationen zu erobern.“