Die Refugee Bus Tour in Offenburg

Refugees welcome?

Aktivist_innen der Refugee Bus Tour demonstrieren im Offenburger Sammellager und vor dem Polizeirevier.

Eine unerwartete Wendung nahm das 3. Treffen der Initiative zur Gründung einer anarchistischen/libertären Gruppe in Offenburg. Noch bevor das Treffen richtig anfangen konnte, erreichten uns mehrere Anrufe mit ähnlichem Inhalt: Bei einer Kundgebung am Offenburger Asylbewerberheim sei es zu einem Polizeieinsatz und Ingewahrseinnahmen von Aktivist_innen gekommen. Die übrigen Teilnehmer_innen der Aktion befänden sich nun vor dem Offenburger Polizeirevier und würden dort auf ihre Situation aufmerksam machen.

 

Nach einer kurzen Diskussion beschlossen wir, uns ebenfalls dorthin zu begeben, um uns mit ihnen zu solidarisieren. Wir schnappten uns noch schnell Transpi, Fahne, Getränke, Knabberkram und machten uns auf. Trommelklänge und Gesänge waren schon von Weitem zu hören. Acht Flüchtlinge hatten sich mit Transparenten direkt vor dem Revier postiert. Nach einigen Gesprächen kristallierte sich die Vorgeschichte heraus:

 

Die Flüchtlinge waren Teil der Refugee Bus Tour, die alle Sammellager in Baden-Württemberg aufsucht, um die dortigen Zustände zu dokumentieren und den Bewohner_innen Mut im Kampf gegen die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik zu machen. Nachdem sie das Asylbewerberheim Baden-Baden besucht hatten, beschlossen sie spontan, einen Abstecher nach Offenburg zu machen. Dort wurden sie schon von Polizei in Uniform und Zivil erwartet. Die Ausländerbehörde des Ortenaukreises hatte ein Hausverbot für die Aktivist_innen verhängt, um einen möglichen Kontakt mit den dort lebenden Menschen zu verhindern. Es kam zu unschönen Szenen: Aktivist_innen wurden gestoßen, eine Kamera beschädigt und schließlich der Kameramann in Gewahrsam genommen.

 

Daraufhin zogen sie zum Polizeirevier. Der in Gewahrsam genommene Aktivist war in der Zwischenzeit wieder frei gelassen worden. Nun versuchten die Aktivist_innen, die Öffentlichkeit einzubinden. Sie verteilten Flugblätter in englischer, französischer und deutscher Sprache, die Zeitung „The voice of refugees and migrants“, skandierten Parolen gegen die Abschiebepraxis und Rassismus und unterhielten sich mit interessierten Passant_innen. Etwa eine Stunde lang demonstrierten wir gemeinsam mit den Aktivist_innen. Dann fuhren wir mit ihnen zurück zum Sammellager in der Lise-Meitner-Straße 27. Es war den Aktivist_innen wichtig, dort noch einmal vorbei zu gehen, um zu zeigen, dass sie alle wohlauf sind und sie sich in ihrer Bewegungsfreiheit nicht einschränken lassen. Erneut verhinderte die anwesende Polizei, dass die Gebäude betreten werden konnten. Besonders widerlich war der Kommentar eines Polizisten zu den meist englisch sprechenden Menschen: „Die sollen deutsch reden. Wir sind hier schließlich in Deutschland!“ Trotz des Polizeieinsatzes kam es zu einem regen und intensiven Austausch zwischen den Aktivist_innen, den Bewohner_innen und uns. Nach einer weiteren Stunde verabschiedeten sich die Aktivist_innen und fuhren nach Stuttgart zurück – am nächsten Tag stand eine weitere Etappe der Tour an.

 

Die Refugee Bus Tour ist eine weitere Aktion von Flüchtlingen in Deutschland, bei der die betroffenen Menschen selbst aktiv werden und sich nicht ihrem „Schicksal“ ergeben. Auf Youtube sind schon einige Videos von Crosspoint zur Tour erschienen.

 

Wir solidarisieren uns mit den Aktivist_innen der Tour.

Wer bleiben will, soll bleiben.

Wer kommen will, soll kommen.

Grenzen weg!

 

[Initiative zur Gründung einer anarchistischen/libertären gruppe in Offenburg und der Ortenau am 09.05.2013]