Tausende demonstrieren in Athen für linkes Medienprojekt
Von Fabian Köhler
Kaum Freiwillige, zu geringe Spenden, fehlendes Engagement: Als die deutsche Indymedia im November mit einem Hilferuf vor dem eigenen Aus warnte, blieb die Resonanz in der linken Bewegung verhalten. Dass es auch anders geht, zeigten vergangene Woche griechische Demonstranten. Bis zu 3000 von ihnen protestierten für den Erhalt der griechischen Version des weltumspannenden linken Medienprojekts.
Der Erfolg der Plattform, die es linken Aktivisten ermöglicht eigene Inhalte zu publizieren, hat ihre Ursprünge in Seattle. Als sich dort 1999 die Mächtigen der Welt im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) trafen um Märkte weiter zu liberalisieren, erweiterten auch amerikanische Autonome ihren Aktionsradius: Dem Kampf um die Straße folgte der „Kampf um die Nachrichten“. Aktivisten wurden zu Journalisten, Medienkonsumenten wurden zu Medienmachern.
14 Jahre später steht das Projekt in Deutschland wie in Griechenland vor dem Aus. Doch genauso unterschiedlich die Reaktionen auf die Krise ausfallen, so wenig haben die Probleme der beiden Plattformen etwas miteinander gemein. Während das deutsche Indymedia vor allem am fehlenden Interesse der linken Bewegung scheitert, ist es in Griechenland der Staat, der das Projekt seit April 2012 mit Zensurmaßnahmen drangsaliert.
Dutzende Solidaritätsveranstaltungen gab es seitdem in Griechenland. Die mit 3000 Demonstranten größte fand am Donnerstag letzter Woche im Zentrum Athens statt. Einen Monat zuvor spannten Aktivisten ein riesiges Solidaritätsbanner an die Athener Universität. 72 Festnahmen gab es allein an diesem Tag. Kaum mehr als einige unverbindliche Solidaritätserklärungen sind hingegen bisher zum Hilferuf der deutschen Indymedia im Netz zu finden.
„Eine Warnung“ sollte der griechische Fall auch für Deutschland sein, schreibt ein deutscher Unterstützer ausgerechnet auf Twitter. Denn neben Desinteresse sind es vor allem soziale Netze und Blogs, die der linken Plattform Konkurrenz machen, erklärte Indymedia Deutschland im vergangenen November. Diese mögen zwar komfortabler in der Nutzung sein, sind aber auch weit anfälliger für Zensurmaßnahmen als ein selbstverwaltetes Medienprojekt.