Für den 1. Mai 2013 wird zu einem klassenkämpferischen und antikapitalistischen Block auf der Gewerkschaftsdemo aufgerufen. Unter dem Motto "RISE UP! - Für eine solidarische und klassenlose Gesellschaft" sollen eigene Inhalte in die DGB-Demo getragen werden. Die Gruppen aus dem Bündnis beantworten im folgenden einige "häufig gestellte Fragen".
Was ist der 1. Mai überhaupt?
Anfang 1886 rief die nordamerikanische Arbeiter_innenbewegung einen
Generalstreik zur Durchsetzung des 8 Stunden Tages aus. Am 1. Mai des
Jahres begann auf dem Haymarket in Chicago ein mehrtägiger Streik, der
brutal durch die Polizei niedergeschlagen wurde. Es folgten
Auseinandersetzungen, in deren Verlauf mindestens 21 Arbeiter_innen
ermordet und über 200 verletzt wurden. Seit 1890 findet der 1. Mai daher
als internationaler Kampftag der Arbeiter_innen in der ganzen Welt
statt. Der Charakter ist in verschiedenen Ländern und im Laufe der Zeit
recht unterschiedlich ausgefallen. In Deutschland haben die Nazis 1933
den 1. Mai zum „Tag der nationalen Arbeit“ umgetauft, was sich als „Tag
der Arbeit“ leider immer noch hält. Dabei waren die Ursprünge ganz klar
gegen die Lohnarbeit gerichtet, von einer Art Arbeitsfetisch oder
Nationalismus konnte keine Rede sein. Heute haben sich hierzulande die
sozialdemokratisch dominierten Maifeste mit Bockwurst und Bier
durchgesetzt. In vielen Städten finden aber auch revolutionäre 1.
Mai-Demos statt oder es gibt antikapitalistische Blöcke auf den
DGB-Demos – so wie dieses Jahr in Hamburg.
Wer seid ihr und was sind die Inhalte eures Blocks auf der Gewerkschaftsdemo?
Wir sind ein Bündnis verschiedener Gruppen aus der radikalen Linken.
Auch wenn wir konzeptionelle und politische Unterschiede haben – z.B.
ein eher anarchistisches oder kommunistisches Selbstverständnis –, eint
uns der Ansatz in soziale Kämpfe intervenieren zu wollen. Auch die
Ablehnung jeder nationalistischen Standortlogik, die Arbeiter_innen
verschiedener Länder und Betriebe gegeneinander ausspielt, ist bei uns
Konsens. Wir kritisieren die Sozialpartnerschaft zwischen Gewerkschaften
und Unternehmen, weil der Kapitalismus immer auf Herrschaft, Ausbeutung
und Unterdrückung beruht. Dem Schmusekurs zwischen DGB-Führung und
Kapital, der Standortkonkurrenz und den „Sachzwängen“ des Kapitalismus
wollen wir eine andere Perspektive entgegenstellen. Uns geht es um eine
Verbindung von Kämpfen im Betrieb, im Jobcenter, in Schule und Uni mit
den politischen Kämpfen der Linken. Ja, letztlich um eine Perspektive
jenseits von Staat und Kapital. Ein inhaltlicher Schwerpunkt ist in
diesem Jahr die Solidarität mit den Kämpfen in Südeuropa, die sich gegen
die europäische Krisenpolitik richten.
Wenn ihr soviel Kritik an den Gewerkschaften habt, warum ein Block auf der DGB-Demo?
Wir wollen zeigen, dass wir mit dem sozialpartnerschaftlichen Kurs der
Gewerkschaften nicht einverstanden sind. Daher auch der Name
„klassenkämpferischer/antikapitalistischer Block“. Auf den
Gewerkschaftsdemos am 1. Mai sind sehr verschiedene Menschen, die
meisten kommen aus Betrieben und sind gewerkschaftlich aktiv. Wir finden
es richtig, gerade hier mit eigenen Inhalten aufzutreten und die
bestehende Unzufriedenheit mit der Gewerkschaftsführung aufzunehmen. Wir
wollen die gesellschaftlichen Kräfte stärken, die an der Basis aktiv
sind und für eine andere Gesellschaft streiten. Uns geht es um
Basisorganisation in verschiedenen Bereichen, die die Grundlage zur
Überwindung von Spaltungslinien und zur Stärkung einer kämpferischen
Bewegung sind. Für uns ist es wesentlich für unsere eigenen Interessen
zu kämpfen und uns zu organisieren. Selbstermächtigung ist hier das
Stichwort. Wir wollen aber auch deutlich machen, dass der Kapitalismus
nicht alternativlos ist. Ein allseits gutes Leben für alle ist nur mit
einer grundlegend anderen Gesellschaft zu haben. Wir wollen den
Kapitalismus überwinden und nicht mit Reformen an ihm herumdoktorn. Aber
eine rein abstrakte Ablehnung des Systems bringt uns nicht weiter. Wir
müssen uns immer fragen, wo die Kräfte zu finden sind, die ein Interesse
an einer Überwindung des Kapitalismus haben. Ganz allgemein und etwas
vereinfacht gesagt, sind das für uns immer noch die Lohnabhängigen, die
täglich ihre Arbeitskraft verkaufen müssen – seien sie beschäftigt oder
im Ruhestand, erwerbslos oder in Ausbildung. Auch wenn ihre konkreten
Einkommens- und Lebenssituationen heute zweifellos recht unterschiedlich
ausfallen.
Am 1. Mai finden in mehreren Städten Naziaufmärsche statt. So zum
Beispiel in Frankfurt am Main, Dortmund und Berlin. Warum macht ihr
trotzdem euren Block auf der DGB-Demo und beteiligt euch nicht an den
antifaschistischen Mobilisierungen?
Der 1. Mai ist für uns ein zentraler Tag, an dem die politische Linke in
all ihrer Breite gesellschaftlich wahrnehmbar wird. Die unsägliche
Tradition der Faschisten am 1. Mai aufzumarschieren, ist in der Tat ein
Problem. Wir halten es aber für angebracht, am 1. Mai mit eigenen
Inhalten auf die Straße zu gehen und den Tag nicht den Nazis zu
überlassen. Die antifaschistischen Mobilisierungen genießen natürlich
unsere volle Sympathie. Wir sind zuversichtlich, dass es den
Genoss_innen vor Ort gelingen wird, dem „rechten Antikapitalismus“ – der
letztlich mit seinem Rassismus, Antisemitismus und völkischen Denken
nichts anderes als die Unterwerfung der Lohnabhängigen unter ein
vermeintlich „deutsches Kapital“ bedeuten würde – entschlossen
entgegenzutreten.
Wie wird euer Block genau aussehen?
Wir wünschen uns einen offenen, bunten und lauten Block. Auf Schildern
und Transparenten werden wir unsere Inhalte in die Demo tragen. Dabei
werden wir weder mit Kritik am DGB sparen, noch mit radikalistischen
Phrasen auf identitäre Abgrenzung setzen. Es wird auch keine ermüdenden
Selbstdarstellungen einzelner politischer Gruppen geben, sondern wir
setzen bewusst auf einen kollektiven klassenkämpferischen und
antikapitalistischen Ausdruck. Redebeiträge sind überwiegend von
Aktivst_innen aus Basiskämpfen geplant. So wollen wir auch
verdeutlichen, dass es nicht allein die linken Gruppen und
Organisationen sind, die uns aus der Defensive der Sozialen- und
Klassenkämpfe herausführen werden. Wir hoffen, dass sich möglichst viele
Menschen trotz der frühen Uhrzeit beteiligen und zu einem guten
Gelingen beitragen. Also kommt am 1. Mai um 10:30 Uhr auf den
Spielbudenplatz in Hamburg und helft mit einen starken Block auf die
Beine zu stellen!