"Vermummt und gewaltbereit - Polizeigewalt in Deutschland" - unter diesem Titel zeigt die Gruppe RZB im Rahmen des Filmfestivals Globale in Berlin eine Ausstellung zu einem Thema, das in der linken Szene zwar omnipräsent zu sein scheint, darüber hinaus aber schwer zu vermitteln ist. Vom 11.-17. April 2013 werden die Plakate im regenbogenKINO in Berlin-Kreuzberg zu besichtigen sein. Im Anschluss an den Film "Black Block" (Samstag, 13.4., 23 Uhr), der sich mit den Ereignissen rund um den G8-Gipfel 2001 in Genua beschäftigt, werden zwei VertreterInnen der Gruppe mit allen Gästen über das Thema Polizeigewalt diskutieren.
Sind DemogängerInnen oder Fußballfans von Polizeigewalt betroffen, nimmt eine breite Öffentlichkeit daran kaum Notiz oder Anstoß, sind jedoch Menschen in ihrem normalen Lebensalltag die Leidtragenden, wie jüngst im Fall einer durch Cops misshandelten jungen Frau in München, wird die Problematik polizeilicher Gewaltausübung und Grenzüberschreitung auch breiter diskutiert. Der strukturelle Zusammenhang wird jedoch nur selten thematisiert. Die Austellung soll hingegen verdeutlichen, dass diese Situationen verschiedene Aspekte des Phänomens Polizeigewalt darstellen.
Es geht daher um Zwangsräumungen, rassistische Polizeigewalt, um den gewalttätigen Polizeieinsatz bei einer bürgerlichen Demo gegen Stuttgart21 oder auch um den Fall von Teresa Z. Letztere rief bei einem Streit mit ihrem Freund die Polizei um Hilfe, doch anstatt den Freund einfach auf Distanz zu halten, haben die "GesetzeshüterInnen" sie gezwungen auf die Wache zu kommen. Sie wurde beschimpft, gefesselt und schließlich mehrmals so hart ins Gesicht geschlagen, dass ihre Augenhöhlenknochen gebrochen und die Hornhaut beschädigt wurde.
Die Ausstellung zeigt außerdem wie unkontrollierbar polizeiliche Waffen wie Nervengase, Wasserwerfer oder Gummigeschosse sind und welche Folgen diese haben können. Dabei wird deutlich, dass polizeiliches Handeln keineswegs nur reaktiv und zur Verhinderung von bestimmten Handlungen stattfindet, sondern oft aktiv und zur Abschreckung eingesetzt wird. Fälle, in denen Uniformierte ihre Nummern abkleben bevor sie gewalttätig werden oder der Einsatz von "Agents provcateurs", also zivilen BeamtInnen, die auf Demonstrationen bewusst Konflikte provozieren, zeigen dies deutlich.
Ein wirksames Vorgehen gegen übergriffige und gewalttätige Cops ist jedoch kaum möglich. Entweder scheitert die notwendige Identifizierung der TäterInnen in Uniform schon an ihrer fehlenden Kennzeichnung oder am Korpsgeist der KollegInnen, an Falschaussagen sowie Gerichten, die vor allem den "StaatsdienInnen" Glauben schenken. Die Ausstellung verweist daher auch auf die Notwendigkeit einer umfassenden Kennzeichnungspflicht und unabhängiger Kontrollgremien, mit allen notwendigen Befugnissen, um angezeigten Fällen von Polizeigewalt unvoreingenommen nachzugehen.
Erstmalig zu sehen war die Ausstellung anlässlich des Europäischen Polizeikongresses auf dem Alexanderplatz am 14. und 15. Februar dieses Jahres. Während im Berlin Congress Center VertreterInnen von Polizei, Staat und Rüstungsunternehmen über eine weitergehende Vernetzung und moderne Überwachungstechnologien diskutierten, sollte die Ausstellung für ein zufälliges Laufpublikum einen Kontrapunkt zu diesem beängstigenden Spektakel hinter verschlossenen Türen setzen. Mit großformatigen Bildern und prägnanten Informationstexten wird auf skandalöse Praktiken aufmerksam gemacht. Die Ausstellung ist demnächst auch in anderen Städten zu sehen.
Wenn ihr auch Interesse habt, die Austellung zu Euch zu holen, schreibt einfach an: polizeigewalt@posteo.org