Schweigen, wenn der Staat kommt

Erstveröffentlicht: 
03.04.2013

"Die Sache bleibt unter uns" - das Gesetz des Schweigens gilt nicht nur in der kriminellen Geheimwelt mafiöser Gruppierungen. Nicht nur unter Rockern wie den "Hells Angels" und den "Bandidos", wo selbst ein Messer im Bauch nicht mit Fremdeinwirkung, sondern eigener Tollpatschigkeit einhergeht. Eher würden sie sich die Zunge abbeißen, als der Justiz Erhellendes zum Tathergang zu bieten. Oder bei Spätaussiedlern der ersten und zweiten Generation, die unter anderem - und dies in großer Zahl vorwiegend in den 1980er- und 1990er-Jahren - nach Pforzheim kamen. Wer der "Haidach-Gang" angehörte und gegen den Verhaltenskodex verstieß, nahm es lieber in Kauf, kahlgeschoren zu werden oder einen Quadratmeter Waldboden blattfrei zu lecken. Der Zusammenhalt, auch wenn's weh tat, hatte historische Gründe: Es ging in der Diaspora der Russlanddeutschen in der ehemaligen Sowjetunion gegen den repressiven Staat und seine Unterdrückungswerkzeuge wie Polizei und Geheimdienst. Genauso sieht es auch bei den Yeziden aus dem Nordirak aus. Zu Zehntausenden flohen die Angehörigen dieser verfolgten religiösen Minderheit nach dem Sturz Saddam Husseins nach Westeuropa. Sie machen den Großteil der irakischen Flüchtlinge aus. Rund 2000  Iraker leben mittlerweile in Pforzheim. Die Kripo sieht keinen Zusammenhang der tätlichen Auseinandersetzung am Ostermontag mit dem Brandanschlag auf ein von Yeziden geführtes Friseurgeschäft am Baumgässchen Ende Februar. Dabei war ein Schaden von rund 70000 Euro entstanden. Der Betreiber ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Einen fremdenfeindlichen Hintergrund hält die Polizei für unwahrscheinlich. ol