Er kämpfte an vorderster Front gegen die Schulreform, vertrat als Rechtsanwalt Pelz-Produzenten und die umstrittene Textil-Kette „Kik“. Nun wurde das Privathaus des Abgeordneten Walter Scheuerl (51) mit Farbgläsern beworfen. In einem Bekennerschreiben, das Donnerstag bei der MOPO einging, werfen die anonymen Angreifer Scheuerl sein Engagement für „Kik“ vor.
In der Nacht zum Donnerstag hatten Unbekannte Scheuerls Haus in Blankenese mit zwei mit blauer Farbe gefüllten Gläsern beworfen. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen, weil die Polizei eine politische Tat vermutete. Eine richtige Entscheidung. Denn in dem Bekennerschreiben – anderthalb mit Schreibmaschine beschriebene DIN-A4-Seiten – werfen die Angreifer Scheuerl sein Engagement für „Kik“ vor. Der 51-Jährige sei „umtriebig engagiert gegen emanzipative Regungen aller Art (Schulreform, Netzrückkauf, Tierschutz…)“ und „für Kik dafür zuständig, unliebsame Kritik zu unterdrücken und gerichtlich zu unterbinden“.
Außerdem habe man das Haus des „Kik“-Geschäftsführers Michael Arretz sowie drei Hamburger Filialen der Textil-Kette in Wilhelmsburg, Billstedt und Altona „mit Farbe und Steinen bearbeitet“, schreibt die Gruppe. Die Attacken auf die Filialen bestätigte die Polizei, einen Angriff auf das Haus des „Kik“-Managers habe es jedoch nicht gegeben.
Die Autoren werfen „Kik“ vor, durch die Arbeitsbedingungen in den Fabriken in Asien und in den Filialen in Europa Zehntausenden Menschen „seelischen und körperlichen Schaden“ zuzufügen. Allein bei einem Feuer in einer Textilfabrik in Karachi (Pakistan) seien im September vergangenen Jahres mehr als 250 Arbeiter ums Leben gekommen. Der Angriff auf „die globale kapitalistische Textilherstellung“ sei daher „dringend erforderlich“ gewesen.
Scheuerl, der parteiloses Mitglied der CDU-Bürgerschaftsfraktion ist, sagte Donnerstag, dass er bereits seit Juli 2011 nicht mehr für „Kik“ tätig gewesen sei. Und: „Ob die in dem Schreiben erwähnten tragischen und von mir persönlich zutiefst bedauerten Ereignisse tatsächlich in einem Zusammenhang mit Kik stehen, kann ich nicht beurteilen. Ich habe von diesen Ereignissen durch die Presse erfahren, ebenso wie vermutlich die feigen Farbattentäter.“
Er habe „große Hochachtung für Menschen, die sich aufrichtig für die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den Ländern der Dritten Welt einsetzen“. Dieser Einsatz werde allerdings durch Straftäter wie die Verfasser des Bekennerschreibens diskreditiert. Von den Tätern fehlt – abgesehen von ihrem Brief – jede Spur.