Das diesjährige deutsche Klimacamp findet von Montag, dem 17. August
bis Sonntag, den 23. August im Rhein-Main-Gebiet statt. Hier der Aufruf
der Vorbereitungsgruppe:
Seit Beginn der 1980er Jahre sprechen
Wissenschaftler vermehrt von einer drohenden Klimaänderung. Es ist
mittlerweile unbestritten, dass der Mensch einen großen Anteil daran
hat. Die „Klimakatastrophe“ ist medial allgegenwärtig. Auch ist
unbestritten, dass die Qualitäten der Umwelt und des Sozialen sich
wechselseitig bedingen und zumindest mittelfristig verstärkt in
Beziehung zueinander stehen.
Für immer mehr Menschen wird
sichtbar, dass die Ökonomie des Profitmachens und die Ideologie vom
grenzenlosen Wachstum eine folgenreiche Zerstörung sozialer und
ökologischer Lebensräume nach sich bringen.Doch mittlerweile gilt alles
als klimaschonend: Die (neue) US-Politik, die deutsche sowieso, Autos,
und Flugreisen, überall klebt das Etikett „klimaschonend“ nun dran. Es
wurde erkannt, dass sich mit dem „Klimasiegel“ prima werben lässt. Aber
dies führt zur totalen Verwässerung. Wie sollen Gruppen noch
wahrgenommen werden, die ernsthaft gegen Klimazerstörung kämpfen, wenn
das doch eh schon alle machen? Von daher ist es nicht nur unser Ziel,
die Dringlichkeit des Problems bewusst zu machen. Vor allem geht es uns
darum sich abzugrenzen von marktorientierten und
herrschaftsorientierten Lösungsansätzen, und ein klares Profil und
eigene Positionen zu entwickeln.
Der Betrieb und Ausbau von Flughäfen, von Müllverbrennungsanlagen wie
in Frankfurt, von Atomkraftwerken wie in Biblis oder der geplante Bau
der Kohlekraftwerke Staudinger, Mainz/Wiesbaden und Mannheim stehen
beispielhaft für Umweltzerstörung und nachhaltige Schädigung sozialer
und ökologischer Lebensqualität - auch über das Rhein-Main-Gebiet
hinaus.
Schlecht bezahlte Jobs mit hohen Gesundheitsbelastungen,
wie z.B. am Frankfurter Flughafen und bei den Fluggesellschaften, die –
gesponsert durch Steuerbefreiung - nicht nur eine scheinbar billige
"grenzenlose" Jetset-Fern-Reiselust ermöglichen, sind nur ein Aspekt.
Ein weiterer sind hoch subventionierte profitable "Just in Time"-Unternehmungen, z.B. Blumen aus Kolumbien. Produziert von schlecht entlohnten Arbeiterinnen unter miserablen Arbeitsbedingungen und mit Hilfe von reichlich "Pflanzenschutzgift" lassen sie in so manchen Wohnzimmern eine heile Welt erblühen. Als tagtägliche Zugabe gibt es oben drauf Lärm und Abgasdreck des Flugverkehrs - mal hochkonzentriert oder aber fast unsichtbar und für viele in der Region erstmal kaum wahrzunehmen.
Ähnliches gilt für die Energieversorgung, wo uns die Energieanbieter, unterstützt durch die Politik die Wahl zwischen Pest und Cholera – Atomkraftwerke oder Kohlekraftwerke – lassen.
Der derzeitige beschleunigte Klimawandel ist nicht zuletzt Folge eines zerstörerischen Ausbeutungsverhältnisses Mensch – Natur. Dies bedeutet in vielen Teilen der Welt die Vernichtung ökologischen Lebensraums, wie z.B. die großflächigen Abholzungen des Regenwaldes, die für klimatische Instabilitäten und Verwüstungen überall auf der Welt sorgen. Die Lebensbedingungen für viele werden immer unerträglicher – Armut, Hunger, Krieg und soziale Verelendung verstärken sich oder sind direkt oder indirekt die Folge. Oftmals gibt es für die davon betroffenen Menschen nur die Flucht und Migration als letzten Ausweg.
Dieser Zusammenhang, aber auch die Wahl des Ortes für das diesjährige Klimacamp, bedingen, die Aufmerksamkeit auch auf die inneren Grenzen des nationalen und europäischen Grenzregimes zu richten. An Deutschlands Abschiebeflughafen Nr.1, dem Frankfurter Flughafen mit dem exterritorialen Internierungslager und dem Flughafenverfahren zeigt sich das ungeschminkte Gesicht eines Abschiebe- und Grenzsystems "Festung Europa", das z.B. bei uns Flüchtlinge abgeschottet wegsperrt oder an anderer Stelle dem Ertrinken preisgibt.
Wir wollen mit dem Klimacamp den Versuch wagen, zum kreativen Nachdenken und Entwickeln möglicher Alternativen einzuladen. Es soll ein Ort für Netzwerke des Querdenkens und Querhandelns sein. Es soll Raum geben für vielfältige Aktionen, für sinnlich erfahrbaren Protest und Widerstand.
Das Camp lebt von der Beteiligung unterschiedlicher Menschen und Gruppen die den Zusammenhang von "Klimakatastrophe" und sozial-ökologischen Folgen im Blick haben. Inhaltliche Beiträge von Einzelpersonen und Gruppen in Form von Workshops, Diskussions- und Informationsveranstaltungen während der 10 Tage sind notwendig und willkommen – klinkt euch ein, macht mit.
Allerdings, eine Einschränkung ist gewollt - das Camp wird keine Plattform für Wahlkampf und Vereinnahmungen jedweder Couleur sein!
Schon für den Auf- und Abbau des Camps werden viele kreative Köpfe und zupackende Hände gebraucht. Also auch schon vor dem 17. und nach dem 23. August sind HelferInnen sehr willkommen. Je mehr Beteiligung umso weniger Stress und umso mehr Qualität.
Das Klimacamp ist auf direkte materielle Unterstützung in Form von Geld- oder Materialspenden angewiesen.