Bremen: Soliaktion für Unruh-Besetzer_innen

unruhebleibt

Am 31.12.2012 wurde am Teerhof in Bremen ein Transparent in Solidarität mit den Besetzer_innen der Unruh Spedition angebracht.

Die Besetzung ereignete sich am Freitag den 12.10.12 in der Bremer Neustadt. Es gelang durch eine militante Verteidigung das gesamte Areal für einige Stunden der Kontrolle der Staatsmacht zu entziehen. Erst Wasserwerfer, Räumpanzer und SEK Beamte konnten die Aktion beenden.

Es ging „von Anfang an nicht in erster Linie um das Schaffen eines konkreten, nutzbaren Raumes für widerständige Strukturen. Es ging darum, einen politischen Konflikt um die Verteilung von Eigentum und den damit verbundenen Ungleichheiten öffentlich sichtbar zu machen.


Wenn Luxuswohnungen in der Überseestadt gebaut werden, Mietpreise steigen, jede freie Fläche in der Stadt möglichst profitabel verwertet wird und dem gegenüber ein akuter Wohnungsmangel, gerade an bezahlbarem Wohnraum, steht, gibt es keine Alternative zu der unmittelbaren Aneignung von Räumen, Häusern und Plätzen.“ (Pressemitteilung II der Besetzer_innen vom 16.10.)

 

In diesem Sinne auch der Transpi Spruch: „Gewalttätig sind die Verhältnisse - Wichtig der Widerstand dagegen- Die Unruhe bleibt. “

 

Einige weitere Gedanken:

 

Die Gesellschaft in der wir leben, gründet sich auf vielfältig verwobenen Gewaltverhältnissen, welche Menschen an einem selbstbestimmten Leben hindern. Wir haben gelernt damit zu leben und auch wenn uns das nicht immer bewusst ist, sind wir es, die diese Verhältnisse zu einem sehr großen Teil täglich reproduzieren – doch damit auch verändern können. Rassismus, Sexismus, Klasse … sind nur einige Formen von Unterdrückung, welche strukturell und direkt zu Gewalt werden. Beispielhaft sind der ungleiche Zugang zu Ressourcen (Wissen, Wohnraum, Gebrauchsgegenstände, …), unterschiedliche Stellung aufgrund von Geschlecht, Status, Herkunft und/oder ökonomische Ungleichheiten, die reguliert und abgesichert werden in Form von Repressionen wie Polizeigewalt und Knast.

 

Ein Weg zur Veränderung kann es sein, die Gewaltverhältnisse grundsätzlich in Frage zu stellen und eine Unversöhnlichkeit mit dem Bestehenden durch militantes Handeln erkennbar werden zu lassen.

Hierzu zählen Besetzungen von Plätzen, Häusern und Grünflächen; sowie Angriffe auf kapitalistische Infrastrukturen, Repressionsorgane und staatliche Behörden. Ebenso sind auch selbstorganisierter Streik, Sabotage, unangemeldete Demonstrationen, Blockaden von Zwangsräumungen oder auch individuelle Verweigerungshaltungen von wichtiger Bedeutung. Sich Kontrollen und Autoritäten widersetzen; Karriere, materiellen und finanziellen Überfluss ablehnen aber auch Klauen oder „Schwarzfahren“ sind mögliche Beispiele.

 

Die Schaffung von herrschaftsfreien Alternativen des Zusammenlebens können genauso eine Perspektive bieten. Solche können in Raum und Zeit lokalisierbar wie auch nicht örtlich sein – besetzte Häuser könnten als Wohnprojekte oder als Stadtteilzentren Orte für Organisierung, kollektive Solidarstrukturen, Umverteilung und antikommerzielle Gegenkultur sein, an denen sich Menschen in gleichberechtigten, herrschaftsfreien Beziehungen begegnen.

 

Ebenso können Kämpfe gegen den sexistischen und rassistischen Normalzustand, staatlich organisierte Fremdbestimmung, Atomtransporte, Naziaufmärsche, kapitalistische Ausbeutung, Zerstörung der Umwelt, neoliberale Stadtplanung, Ausbeutung von Tieren, das Knastsystem oder gegen totale Technisierung und Überwachung und so weiter, nicht isoliert voneinander betrachtet werden, da sie nicht getrennt voneinander existieren. Ein Kampf für eine freie, gleichberechtigte, herrschaftslose und solidarische Gesellschaft kann nur erfolgreich sein, wenn wir kollektiv alle Formen von Diskriminierung, Unterdrückung und Ausbeutung überwinden.

 

Um andere Formen des Zusammenlebens zu entwickeln, brauchen wir Orte fern von staatlicher Kontrolle und Zeit frei von Zwang und Verwertungsdruck. Der Zugang muss frei für alle sein und Ressourcen für alle gleich nutzbar und nicht nur für privilegierte Teile einer Gesellschaft.

 

Mit Verhandlungen und Verträgen erkennen wir meist widerstandslos die Gewaltverhältnisse an und entscheiden uns gegen einen radikalen Kampf mit einer herrschaftsfreien Perspektive. Wir lassen uns befrieden und ziehen uns in „Freiräume“ zurück, die uns früher oder später wieder genommen werden. Ohne es zu wollen, werden wir zu einem Teil der Verhältnisse, reproduzieren diese etwas bunter und sichern deren Erhalt, in dem wir uns an ihren Missständen abarbeiten.

 

„Es kann in diesem System nur noch darum gehen, den Kopf möglichst lange über Wasser zu halten, während man auf den Rücken derjenigen steht, die bereits niedergedrückt wurden. Wir solidarisieren uns mit allen Unterdrückten und Ausgebeuteten weltweit – und mit jenen, die gegen die herrschende Ordnung für eine befreite Gesellschaft und ein selbstbestimmtes Leben kämpfen. Für eine Welt, in der „Freiräume“ unnötig sind!“ (Pressemitteilung I der Besetzer_innen vom 12.10.)

 

Es lebe die Autonomie, es lebe der Anarchie - Solidarität mit allen Besetzer_innen!!!