Sechs Tote in Kairo - neue Proteste

Proteste in Kairo

Die Auseinandersetzungen in Kairo dauerten die gesamte Nacht bis zum Donnerstagmittag an. Nach dem Angriff der Islamisten auf das sit in vor dem Präsidentenpalast waren Tausende den Angegriffenen zur Hilfe geeint. Ein grosser Demozug formierte sich am frühen Abend, nachdem die Nachrichten von der Attacke die Runde in Kairio machte.  Außerdem machten sich hunderte Ultras von Al Ahly auf den Weg zum Präsidentenpalast. Die Islamisten benutzen Messer und Steine, teilweise waren sie auch mit Schrotgewehren bewaffnet, etliche Mursigegner und auch Reporter wurden von sogenannten Vogelschrot im Gesicht schwer verletzt. Teilweise war der islamistische Mob extra in Bussen aus der Provinz herangekarrt worden.


Die ägptischen Medien sprechen von mittlerweile über 700 Verletzten und sechs Toten. Am Abend intervenierten die Bullen, die vorher trotz der Ankündigung der Islamisten, zum Amtssitz von Mursi marschieren zu wollen, nicht zu sehen gewesen waren.
Sie schoben sich teilweise auch zwischen die kämpfenden Parteien, woraufhin sich die Kämpfe weg vom Präsidentenpalast in andere Teile des Stadtteils Heliopolis verschoben, wo beide Seiten mit Molotows und Steinen kämpften, vereinzelt wurden auch Schusswaffen eingesetzt.
 
Erst heute Mittag zogen sich die letzten Demonstranten aus der Gegend um den Präsidentenpalast zurück, wo mittlerweile einige Panzer aufgefahren wurden und  die Islamisten nun ihrerseits Zelte vor dem Palast errichtet hatten.
Nach einer Ankündigung der Republikanischen Garden, den Platz vor dem Präsidentensitz bis 15.00 Uhr Ortzeit räumen zu wollen, ist nun mittlerweile auch teilweise der islamistische Mob abgezogen.
Derzeit sammeln aus Protest gegen den Überfall der Islamsten sich an zwei zentralen Moscheen und einer Kirche Demonstrationszüge. Es ist noch unklar, ob sie direkt bis zum Amtsitz von Mursi ziehen wollen, es gibt Aufrufen, heute friedlich zu demonstrieren.  Es gibt eine  eigenen Aufruf von Fauengruppen, sich geschlossen an der Demo zu beteiligen, die Islamisten hatte gestern auch einen Demozug von Frauen angegriffen. Die Armee hat unterdessen neue Mauern aus Betonquadern in der Gegend um den Präsidentenpalast errichtet.
 
Nach dem faschistischen Überfall in Kairo kam es in zahlreichen ägptischen Städten zu Demonstrationen, Angriffen auf Büros und Repräsentanten der Moslembrüder. Ihre Zentrale in Ismailiya, dem Geburtsort der Moslembrüder wurde ebenso niedergebrannt, wie ein Büro in Suez. In Alexandra bezog Sobhi Saleh, ein führender Kader der Moslembrüder, reichlich Schläge, sein Auto wurde erst zerlegt und dann angezündet. Hier lieferten sich dreitausend Demonstranten heftige Kämpfe mit ebensovielen Islamisten.
In Zagazig, ebenfalls im Nildelta, flogen aus einer Menge Mototows auf das Moslembrüderbüro, zwei Autos von Moslembrüdern wurden angesteckt. In Damanhour kam es ebenfalls zu heftigen Zusammenstössen mit den Islamisten.
 
Muris selber will heute im Staatsfernsehen eine Ansprache halten (Mubarak lässt grüssen), für ihn wird es langsam enger, selbst sieben seiner "Berater", darunter Rafiq Habib, eine bekannte Grösse der Moslembrüder, sind von ihm abgerückt und haben demonstrativ ihre Posten aufgegeben. Die Moslembrüder hatten schon bei den Auseinandersetzungen letzte Woche die Unterstützung radikalislamistischer Gruppen nötig, die ihre Kader landesweit zum Schutz der Büros der Moslembrüder mobilisierten. Den USA, die Mursi bisher massiv hofiert haben, dürfte diese Entwicklung nicht gefallen und auch die Moslembrüder sind kein monolithischer Block.