"Freitag der Wut" auf dem Tahrir Platz

"Freitag der Wut" auf dem Tahrir Platz

Es sind nach wie vor bewegte Stunden in Kairo, wir versuchen in Streiflichtern die derzeitigen Ereignisse zusammen zu fassen. Zu den Hintergründen verweisen wir auf unsere Berichte der letzten Tage. Nach dem Vorgehen des "Sicherheitskräfte" gegen die aktuellen Proteste in der Mohamed Mahmoud Strasse findet die für morgen angekündigte Kundgebung auf dem Tahrir Platz immer breitere Unterstützung.

 

Fast alle linken und säkularen Gruppen rufen mittlerweile zu der morgigen Kundgebung auf, wesentliche Organisationen der koptischen Minderheit haben sich ebenfalls den Aufrufen zu einem "Freitag der Wut" angeschlossen.  
In der Verfassungsgebenden Versammlung sind die Islamisten mittlerweile unter sich.
Die Vertreter der koptischen Minderheit haben diese ebenso verlassen, wie praktisch alle anderen Mitglieder, die nicht den Moslembrüder oder radikalislamistischen Gruppen angehören.

Tausende Ultras des zweitgrössten Fussballclubs Kairos, Zamalek, waren bereits am Mittwoch zur Generalstaatsanwaltschaft in Kairo marschiert, um Gerechtigkeit für den Tod ihres Gefährten Shehab El-Din Ahmed zu fordern, der vor einem Jahr bei den Kämpfen in der Mohamed Mahmoud Strasse getötet worden war.

In der Mohamed Mahmoud Strasse versammelten sich heute mehrere tausend Menschen zu Protesten, es werden mittlerweile deutlich mehr Leute, die sich den Protesten anschliessen.
Das Gebäude des französischen Gymnasiums, von dessen Dach aus die "Sicherheitskräfte" in den vergangenen Tagen die Demonstranten mit Steinen, Büromöbeln und Computer aus beworfen hatten, ist mittlerweile durch Molotows völlig ausgebrannt.

In der Strasse selber kam es heute nur zu vereinzelten Auseinerdersetzungen mit den Bullen.

Die Proteste beschränken sich jedoch nicht nur auf Kairo. In Port Said fand eine Solidaritätsdemo statt, im Zuge der Proteste gab es Angriffe auf das örtliche Hauptquartier der Bullen, anschliessend kam es zu Zusammenstössen mit den Bullen vor dem Büro der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit, dem politischen Arm der Moslembrüder.
In Ismailia gab es ebenfalls Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Moslembrüdern vor dem Büro der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit. Bereits am Montag gab es eine grössere Demo in Alexandria zum Jahrestag.

Den Moslembrüdern dürften in den nächsten Wochen auch weitere soziale Proteste ins Haus stehen.

Ende letzter Woche wurde nun das Abkommen mit dem IWF über Kredite in Höhe von 4,8 Milliarden Dollar, über das schon der Millitärat verhandelt hatte, unterzeichnet.
Ägyptens Haushaltsdefizit ist extrem, der SCAF hatte über die Hälfte der Devisenvoräte auflösen müssen, um die Währung zu stützen und einen kurzfristigen Crash zu vermeiden.

Grosse Teile des Staatshaushalts fliessen in einen ineffektiven öffentlichen Sektor, sowie in die traditionelle Subventionierung von Grundnahrungsmitteln, Brenn- und Kraftstoffen.

Bisher sind noch keine Einzelheiten der zu erwartenen massiven Einschnitte öffentlich geworden, als ein Testballon soll der Preis für Superkraftstoff nächste Woche angehoben werden.

Präsident Mursi hat mittlerweile alle Macht an sich gerissen.

Heute entliess er den Generalstaatsanwalt Mahmud, der ihm bis zuletzt die Stirn geboten hatte.
Gleichzeitig erklärte er, keiner seiner Entscheidungen könne von irgendeinem Gericht infrage gestellt werden, ebenso werde die Verfassungsgebende Versammlung "ihre Auftrag erfüllen", niemand habe das Recht, diese aufzulösen.
Zuletzt hatte es mehrere juristische Auseinandersetzungen um die Zusammensetzung der Verfassungsgebenden Versammlung, und die Dominanz der Islamisten darin, gegeben .
Mit seinen neuen Dekreten kann keine seiner Anordnungen bis zum Zusammentreten eines neuen Parlaments, das erst noch gewählt werden muss, sowie dem Inkraftreten der neuen Verfassung, die ja noch erarbeitet wird, infrage gestellt werden.

Ägyptische Gefährten und kritische Medien sprechen bereits von einem "neuem Pharao", aber wie zitierten wir schon vor Monaten und vor dem Wahlsieg von Mursi,  eine auf den Demos in Kairo sehr beliebte Parole: "Nieder mit dem nächsten ägyptischen Präsidenten!"

Videos und Bilder:

al ahram zu Dienstag:

http://youtu.be/IisKvuXsVOA

Bilder zu Mittwoch:

http://www.demotix.com/news/1622232/egyptian-protesters-clashed-police-t...

http://www.demotix.com/news/1622749/protesters-clash-security-mohmed-mahmoud-st-fourth-day#media-1622722

 

weitere Videos

 

http://youtu.be/8bww-xsqMB8

 

http://youtu.be/IqPATO6I1Ig

 

http://youtu.be/ZnxE6RUaf4Q

 

http://youtu.be/7h6ukzqalJ8