Vom 18. bis zum 20. Mai will die Bundeswehr an der Berufsschule II in Rosenheim Nachwuchs rekrutieren. In einem offenen Brief wurde die Schulleitung aufgefordert, diesen Reklameeinsatz zu verhindern. Die Schulleitung hält allerdings am geplanten „Einsatz an der Heimatfront“ der Bundeswehr fest.
Antimilitarist_innen, welche gegen den Bundeswehreinsatz protestieren wollen, werden von den Behörden schikaniert.
Seit geraumer Zeit stiften AntimilitaristInnen und Erwerbslosengruppen bundesweit Unruhe bei Reklame-Einsätzen der Bundeswehr. Ihr Schwerpunkt sind die Rekrutierungsveranstaltungen der Bundeswehr an Arbeitsämtern, Messen und Schulen. Selbst in der oberbayerischen Kleinstadt Rosenheim regt sich Widerstand, als bekannt wurde, das die Bundeswehr an die Berufsschule II kommen sollte. Es gab einen offenen Brief, diverse Flyeraktionen etc. (Dokumentation). Doch die Schulleitung hält am geplanten „Einsatz an der Heimatfront“ der Bundeswehr fest, also planten Antimiltaristen_innen für Montag (18.05) eine antimilitaristische Kundgebung. In dem Aufruf welche von neun Rosenheimer Gruppen unterstützt wird heißt es unter anderem: „Die Bundeswehr plagen Nachwuchssorgen. Dies ist angesichts der immer zahlreicheren und zunehmend eskalierenden Auslandseinsätze kein Wunder. Dieses Imageproblem versucht das Militär durch sozialkundlichen „Nachhilfeunterricht“ durch speziell geschulte Jugendoffiziere zu beheben.“
Doch die Rosenheimer Behörden (Bundeswehr,Schulleitung, Polizei und Ordnungsamt) versuchen die Proteste zu behindern. Der Anmelder der Kundgebung erhielt den Auflagenbescheid erst am gestrigen Freitag und in diesem wird skandalöser Weise eine Soundanlage und sogar ein Megaphon untersagt. Es wird vermutet, dass der Auflagenbescheid bewusst erst kurz vor dem Wochenende ausgegeben wurde um eine Klage zu verhindern (es ist schwer am Wochenende eine_n kompetenten Anwalt zu finden). „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, das wir in einem Zustand leben, in dem
es zwar in Ordnung ist, wenn die Bundeswehr Propagandaveranstaltungen in Pausenhöfen durchführt, um Menschenmaterial für die Verteidigung
Deutschlands am Hindukusch zu rekrutieren, eine Kundgebung dagegen aber jeglicher Möglichkeit beraubt wird, sich öffentlich Gehör zu verschaffen.“ heißt es dazu in einem Mail der infogruppe rosenheim. Als Reaktion auf die Behördenwillkür wurde nun zu der Kundgebung noch eine Demonstration (mit Soundanlage) „gegen Militarisierung und Behördenwillkür“ angemeldet.
„ Wir lassen uns nicht verarschen. Es ist das Letzte, dass die Bundeswehr immer mehr Veranstaltungen an Schulen durchführt. Es ist das
allerletzte, dass das Rosenheimer Ordnungsamt im Einvernehmen mit Polizei und Schulleitung jeglichen hörbaren Protest gegen die zunehmende
Militarisierung des öffentlichen Raumes zu unterbinden versucht. Das werden wir nicht hinnehmen.“ heißt es in dem E-Mail weiter.
Am kommenden Montag gibt es nun also um 7:30 Uhr ein antimilitaristisches Frühstück vor der Berufsschule II und um 16:00 Uhr startet die Demo ebenfalls vor der Berufsschule II. Rosenheimer Antimilitarist_innen betonten gegenüber indymedia, sie würden sich über Unterstützung aus anderen Städten und Dörfern sehr freuen.
Aktuelle Infos gibt es auf: www.frieden-rosenheim.de.vu
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Nur zur Dokumentation, Aktionen im Vorfeld (Quelle: www.frieden-rosenheim.de.vu)
Fr 15.05. Als Reaktion auf das Verbot von Kundgebungsmitteln wie ein Megafon, wurde für Mo 18.05. eine Demonstration „gegen Militarisierung und Behördenwillkür“ angemeldet. Die Demo startet um 16:00 Uhr an der Berufsschule II (Wittelsbacherstr). Das antimilitaristische Frühstück findet selbstverständlich trotzdem am Mo 18.05 ab 7:30 Uhr statt.
Fr 15.05. antimilitaristische Proteste werden Versucht mit diversen Mitte zu verhindern. Für die Kundgebung am Montagvormittag, wurde eine Lautsprecheranlage und sogar ein Megaphon untersagt.
Fr 15.05. Die Materialien "gegen Totschlagargumente "sind angekommen und stehen für den Bundeswehreinsatz nächste Woche zur Verfügung.
Fr 15.05. Heute wurden die neuen Flyer (Vorderseite, Rückseite) werden vor Schulbeginn verteilt.
Do 14.05. Die neuen Flyer (Vorderseite, Rückseite) sind aus der Druckerei gekommen, wer welche braucht einfach melden frieden-rosenheim@gmx.de
Do 14.05. Der Aufruf zum antimilitaristischen Frühstück wird vor Schulbeginn an die Schüler_innen verteilt.
Mi 13.05. Vor Schulbeginn werden Flyer verteilt. Wir sind überrauscht über die positiven Reaktionen. Sogar Lehrer finden unsere Aktion gut und ermutiegen uns zum weitermachen.
Di 12.05. Der Schulleiter antwortet auf unseren offenen Brief
Mo 11.05. Der Aufruf " Einsatz an der Heimatfront – Bundeswehr Raus, aus der Berufsschule II in Rosenheim antimilitaristisches Frühstück am Mo. 18.05. um 7:30 Uhr" wird veröffentlicht und der Rektor per E-Mail über die Kundgebung informiert
So 10.05. Die Flyer für die Schüler_innen der BS II sind fertig layoutet (Vorderseite, Rückseite) und sind in Druck gegeangen. Wir lassen die Flyer in einer höheren Auflage drucken, wenn ihr welche braucht, mailt an: frieden-rosenheim@gmx.de
So 10.05. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Rosenheim und die Junge GEW Rosenheim unterstützen die Protestaktionen
Sa. 09.05. Der Arbeitskreis Antifaschismus Rosenheim fordert unter dem Motto " Antifaschismus statt Militarisierung" die Absage der Bundeswehrveranstaltung an der BS II.
Sa. 09.05. auf der antifaschistischen Demonstration in Wasserburg werden die Flugblätter "Bundeswehr wegputzen" verteilt und in einem Redebeitrag der Infogruppe Rosenheim wird die die Militarisierung des öffentlichen Raums, am Beispiel der Berufsschule II in Rosenheim, kritisiert
Sa. 09.05. attac Rosenheim unterstützt die Proteste gegen die Bundeswehrpropaganda an der Berufsschule II in Rosenheim
Fr 08.05. Anonyme Schüler_innen mailen uns, sie hätten während der ersten Unterrichtsstunde Plakate „Ja morden“ an der BS II angebracht Zur Vormittagspause seien diese bereits wieder entfernt worden. Scheinbar ist kritisches Material zur Bundeswehr an der BS II nicht erwünscht
Do 07.05. Für Montag 18.05. wurde eine antimilitaristische Kundgebung vor der Berufschule II angemeldet.
Do 07.05. Das Regionalfernsehen Oberbayern berichtet über den Bundeswehreinsatz in der BS II
Do, 07.05. Das Aktionsbündnis für kostenlose Bildung Rosenheim fordert den Rektor der Berufsschule II in einem E-Mail auf
die Kriegspropaganda an der BS II Schule nicht zuzulassen.
Mi, 06.05. Die Friedensinitiative Traunstein-Traunreut-Trostberg unterstützt die Aktionenn
Mi, 06.05. Radio Galaxi berichtet über den offenen Brief des Friedesbündniss
Mi, 06.05. Diese Unterseite geht online.
Di,, 05.05. Das Aktionsbündnis für Kostenlose Bildung Rosenheim (AKB) beschließt die unterstütz die Aktionen gegen die Bundeswehr an der Berufsschule II
Mo, 04.05. Ein Radiobeitrag zu Militarisierung im öffentlichen Raum, geht online. Auf die Rekrutierungsversuche der Bundeswehr an Rosenheims Schulen wird eingegangen.
So, 03.05. www.frieden-rosenheim.de wird um links und Materialien zum Thema Bundeswehr an Schulen ergänzt.
Fr, 01.05. Auf der 1.Mai Kundgebung des Rosenheimer DGB und dem 1.Mai Fest in der Vetternwirtschaft werden die Flugblätter „Bundeswehr wegputzen“ verteilt.
Do, 30.04. Das Friedensbündnis Rosenheim sendet einen offenen Brief an den Rektor der Berufsschule II.
Mi, 29.04. Die Infogruppe Rosenheim informiert in ihrem Infomail über die Bundeswehrpropaganda an der BS II.
Di. 28.04. Vorbereitungstreffen für Proteste gegen die Bundeswehrpropaganda an der BS II.
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Auch nur zur Dokumentation, ein Brief des Arbeitskreis Antifaschismus an die Schulleitung (Quelle: http://www.akantifaschismus.de.vu ):
An
Albert Huber (Schulleiter)
Staatliche Berufsschule II Rosenheim
Wittelsbacherstr. 16a
83022 Rosenheim
info@bs2ro.de
Rosenheim, 09.05.2009
Antifaschismus statt Militarismus - Bundeswehrveranstaltung absagen
Sehr geehrter Herr Huber,
gestern jährt sich zum 64. Mal der Tag der Kapitulation der Wehrmacht. Die militärische Niederlage Hitler-Deutschlands gegen die Alliierten verstehen wir nach wie vor als Wohltat, als Befreiung vom Faschismus! Wir wissen nicht ob sie an ihrer Schule einen solchen Tag feiern, aber wir hoffen es.
Dem Hitlerfaschismus vorangegangen war neben vielen anderen Widerlichkeiten die bedingungslose Militarisierung der Gesellschaft. Beispielhaft ist die Umstellung des gesamten Produktionsprozesses. Hier in der Region rief der Unternehmer Anton Kathrein senior, der etwa 50 Zwangsarbeiterinnen ausbeutete, der Belegschaft im Januar 1943 entgegen:
Es gilt heute die letzten Arbeitsreserven auszuschöpfen. Wir wollen der kämpfenden Gruppe in unermüdlicher und rastloser Arbeit die Waffen schmieden, die sie zur erfolgreichen Beendigung des Krieges braucht.
Mit diesen Scheiss Waffen wusste die Wehrmacht einiges anzustellen:
Sie wirkte mit an der Deportation in Konzentrationslager, wenn Menschen nicht gerade an Ort und Stelle erschossen wurden. Gebirgsjäger, die beispielsweise auch in Brannenburg stationiert waren und sind (Als Gebirgspioniere), verübten zahlreiche Massaker an der Zivilbevölkerung Italiens, in Distomo, Kommeno, auf Kephallonia und so weiter und so fort.
Trotz all dieser Schweinereien galt die Wehrmacht bei weiten Teilen der Bevölkerung bis in die 90er Jahre hinein als „sauber“. Trotz Kriegsverbrechen und Mitwirkung an der systematischen Vernichtung allen jüdischen Lebens: Die Wehrmacht darf nach wie vor als Vorbild für die heutige Bundeswehr dienen, wie die Verwendung des Lehrbuchs „Einsatznah Ausbilden“ beweist.
Der achte Mai 1945 war der Tag, an dem der Wehrmacht schlussendlicher Einhalt geboten werden konnte. Von da an sollte Deutschland entwaffnet, demokratisiert und entnazifiziert werden. Vielleicht wäre es besser völlig zerschlagen worden. Denn – vor allem im Westen – begannen die alten Eliten sich abermals zu organisieren. Unter dem formalen Mantel demokratischer Wahlen setzen sich die alten Köpfe binnen kürzester Zeit wieder an die Macht und wo es nicht zu „anstößig“ wirkte, wurden die alten Inhalte und Werte aus der Nazi-Zeit wieder übernommen – von dem, was die Alliierten ausdrücklich verboten, gerade einmal abgesehen.
Vor diesem Hintergrund wundert es also nicht, dass schon im Jahr 1955, also nur 10 Jahre nach Ende der Wehrmacht, die Bundeswehr gegründet wurde. Der Name „Bundeswehr“ wurde übrigens auf Vorschlag des FDP – Bundestagsabgeordneten Hasso von Manteuffel, eines früheren Wehrmachtsgenerals, gewählt. Was wäre ein guter Deutscher auch ohne seine Waffe gewesen? Nein Leute, wir wissen es besser: gut und deutsch – diese beiden Worte passen nicht in einen gemeinsamen Satz!
Heute sind wir im „Krisenjahr“ 2009 und dem deutschen Heer wird ein 500-Millionen-Euro Konjunkurpaket in den Arsch geschoben.
Vor zehn Jahren hat uns Joseph Fischer erklärt, dass Deutschland nicht trotz, sondern gerade wegen Auschwitz Krieg führen müssen. Weil Deutschland schon den schlimmsten Massenmord der Geschichte begangen hat, ist es nach Argumentation des grünen Joschka also besonders qualifiziert zur Kriegsführung.
Durch diesen grundlegenden außenpolitischen Wandel hin zum deutschen Angriffskrieg sind heute Truppen der Bundeswehr unter anderem in Afghanistan, vor der Küste Somalias, im Kongo, auf dem Balkan, in Georgien, im Sudan und an der libanesischen Küste stationiert. Und sie sind dort nicht zum Kaffeekränzchen, sondern in imperialistischer Absicht stehen sie da um auf Befehl oder im eigenen Ermessen zu kontrollieren, zu patroullieren, zu schießen und zu töten.
Aber nicht nur in aller Welt, auch vor unserer Haustüre ist die Bundeswehr tagtäglich aktiv: So genannte Verbindungskommandos gehen nach dem Willen des Gesetzgebers ein und aus in der öffentlichen Verwaltung und penetrieren damit die kreisfreien Städte und Landratsämter. Damit wird die Infrastruktur geschaffen, im Falle des Notstands das zivile Leben dem Militär zu unterstellen.
Denn Bundeswehreinsätze im Inneren sind wieder „in“, wie der G8 – Gipfel in Heiligendamm und die Fußballweltmeisterschaft gezeigt haben und wie wir es jedes Jahr bei der NATO Kriegskonferenz in München erleben. Im Rahmen sogenannter Amtshilfe arbeiten Bundeswehr und Polizei Hand in Hand zur Unterdrückung antimilitaristscher Bewegungen.
Da Schweinereine wie die Verteidigung der Bundesrepublik am Hindukusch oder der Einsatz der Streitkräfte im Inneren inzwischen gesellschaftlich etabliert sind, als „normal“ empfunden und von weiten Teilen der Bevölkerung für gut geheißen werden, besteht bei der Deutschen Bundeswehr ein stetiger Bedarf an Soldaten und militärischem Fachpersonal. Um diesen Bedarf zu decken dringt das Militär immer tiefer in das zivilgesellschaftliche Leben ein.
Eine besonders widerliche Methode der Nachwuchsrekrutierung ist das Werben an Schulen, wo ganz gezielt die Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher ausgenutzt wird um diese zu einer mörderischen Karriere zu bewegen.
Vom 18. bis 20. Mai soll die Bundeswehr auch in Rosenheim an ihrer Berufsschule II Station machen. Wir fordern sie auf, sagen sie sie diese Kriegspropagandaveranstaltung ab. Erklären sie ihre Schule zur militärfreien Zone. Informieren sie stattdessen über die Kriegsverbrechen der deutschen Soldaten (insbesondere der Divisionen aus der Region) und die Unterstützung Rosenheimer Unternehmen für den deutschen Faschismus. Zeigen sie ihren Schüler_innen das ein Leben jenseits von Gewalt, Nationen, Geschlechtern und Verwertung erstrebenswert ist.
Lehren sie Tucholsky (Zitat: „Soldaten sind Mörder statt Krieg.
Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus !