Die "Ratio" des ökonomischen Subjekts als die Irrationalität der "Volkswirtschaft". Über Alfred Sohn-Rethel

Initiative Sozialistisches Forum

Jour fixe

Herbst / Winter 2012 / 2013

 

Der Einleitungstext „Drum Linkspartei?“
sowie das Kommentierte Programm unter: www.isf-freiburg.org

 

Mittwoch, 7. November

 

Die „Ratio“ des ökonomischen Subjekts als die Irrationalität der „Volkswirtschaft“

Über Alfred Sohn-Rethel

 

Die Frühschriften Alfred Sohn-Rethels, vor allem seine 1928 bei dem austro­­mar­xistischen Ökonomen Emil Lederer in Heidelberg eingereichte Dissertation, sind die Vorstufe seiner bekannten Studien über den Zusammenhang von „Warenform und Denkform“ sowie über „Ökonomie und Klassenstruktur des deutschen Faschismus“. Darüber hinaus haben die frühen Arbeiten einen systematischen Wert. Denn Sohn-Rethel weist darin nach, daß die bürgerliche Volkswirtschaftslehre mit ihrem metho­do­­logischen Individualismus auf verlorenem Posten steht. Zugleich versucht er die kapitalistisch-bürgerlich Gesellschaft zu verstehen als eine Gesellschaft, die es eigentlich gar nicht geben dürfte, da die egoistischen Handlungen jedes einzelnen jedwede Gesellschaftlichkeit negieren. Gleichwohl bringen die wirtschaftenden Individuen durch ihr privatives Verhalten eine Gesellschaft hervor, die ihnen in steigendem Maße als objektives, unerbittlich nach eigenen Gesetzen ablaufendes Marktgeschehens gegenübersteht. Da die wirtschaftlichen Zusammenhänge in zunehmendem Maße „inkongruent“, wie Sohn-Rethel sagt, zur wirtschaftlichen Rationalität der einzelnen Subjekte sind, können letztere auch nicht als Schlüssel zum Verständnis der Wirtschaft dienen, wie es die bürgerliche Volkswirtschaft nach wie vor behauptet. Die Wirtschaft ist nicht aus der Ratio der Individuen zu erklären, sondern umgekehrt. Hier sehen wir schon den Kern des Programms, an dem Sohn-Rethel zeitlebens festhalten wird, um die „Rationalität“ aus der kapitalistischen Gesellschaft zu erklären.

 

Es spricht Oliver Schlaudt (Heidelberg), der (mit Carl Freytag) gerade das Buch „Von der Analytik des Wirtschaftens zur Theorie der Volkswirtschaft“ von Alfred Sohn-Rethel (ça ira 2012) herausgegeben hat.

 

Um 20°° im Jos Fritz-Café, Wilhelmstraße 15 (Spechtpassage).