Als wir uns vor einem halben Jahr als das „Göttinger Bündnis Bleiberecht für Roma“ gegründet haben, hatten wir uns fest vorgenommen, dem herrschenden Antiziganismus etwas entgegenzusetzen und Abschiebungen von Roma konsequent zu verhindern und ein Bleiberecht für alle! zu erstreiten. Die für den Auftakt organisierten Aktionstage mit einer Ausstellung, Theater, Party und einer großen Demonstration im März dieses Jahres gaben Anlass für einen hoffnungsvollen Kampagnenstart.
Doch die Abschiebungen von Romni und Roma haben nicht aufgehört. Im Gegenteil: Erst vor zwei Monaten wurde ein junger Roma (Ashkali) aus Göttingen nach Pristina abgeschoben. Ein junger Mensch, der hier 20 von seinen 21 Lebensjahren gelebt hatte. Und diese Abschiebung wurde auch noch mit der Nichterfüllung einer Integrationsvereinbarung begründet, die dem Fass den Boden ausschlägt: wo denn, wenn nicht hier, soll sich ein Mensch integriert haben, der sein ganzes Leben hier gelebt hat? Im Kosovo, wo er nur die ersten 4 Monate seines Lebens verbracht hat. Ganz bestimmt nicht. Nein, die ganze Integrationsdebatte erweist sich hier als die Farce, die sie schon immer war: eine Ideologie zur Herstellung eines angeblich auf gleichen Grundwerten und Tugenden aufbauenden, homogenen Volkskörpers, aus dessen Mitte Fremde, nicht Integrierte entfernt werden müssen. Eine gewalttätige Ideologie, die mittels Abschiebungen - gerade in der auch hier langsam ankommenden Krise – ein einig Volk schafft.
In Göttingen und Umgebung sind mehrere Hundert, in Deutschland mehrere Tausend und in der EU mehrere Zehntausend Roma aktuell von Abschiebung bedroht. Wir betonen dies an dieser Stelle nochmal, weil uns die europäische Dimension des institutionellen Antiziganismus so wichtig zu benennen ist. Denn so löblich die nach wie vor bestehenden Beschlüsse von Stadt und Landkreis Göttingen gegen Abschiebungen von Roma in den Kosovo sind, so beispielhaft sind die trotzdem mit aller Gewalt durchgeführten Abschiebungen aus dem Hause Schünemann für die europäische Wirklichkeit der Roma:
Hier in Deutschland leben sie in Kettenduldung und sozialer Ausgrenzung, in Frankfreich werden auch unter Hollande Massendeportationen vollzogen und ganze Roma-Siedlungen dem Erdboden gleich gemacht. In Ungarn formieren sich die Rechtsradikalen immer wieder neu, zum Beispiel in den Gruppen „Für eine bessere Zukunft“ und „Neue Ungarische Garde“. Beide entsprangen dem mittlerweile verbotenen paramilitärischen Arm der faschistischen Jobbik, der „Ungarische Garde“. Ihre Angriffe auf Roma reißen nicht ab und sind immer wieder traurige Höhepunkte der Tagesprese. In Großbritannien nehmen die zuständigen Sozialbehörden arbeitslosen Roma ihre Kinder ganz offiziell weg. Das Argument ist ganz simpel: Arbeitslose Eltern seien nicht in der Lage, ihre Familien zu unterhalten. In der Slowakei sind die als "Zwangssterilisationen" überführten "Behandlungen" an Romafrauen, die vorher nicht über den Sinn und die Konsequenzen des Eingriffes informiert wurden, trauriges Zeugnis einer bedrückenden Tradition.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete das Bündnis am 02. Oktober 2012
einen sehr gut besuchten Filmabend im Rosenwinkel, bei dem der klare
Wunsch der Roma laut wurde, die Wut über den rassistischen Alltag, der
geprägt ist durch Armut, Ausgrenzung und Abschiebung, auf die Straße zu
bringen.
Gemeinsam mit den Roma aus dem Rosenwinkel ruft das Bündnis deshalb für den kommenden Samstag, 13. Oktober zu einer Demonstration und Kundgebung auf. Wir treffen uns um 11 Uhr im Rosenwinkel und ziehen über die Unterkünfte Hagenweg / Neuer Weg in die Stadt. Um 12:30 werden wir uns zu einer Kundgebung am Gänseliesel versammeln.
Pressemitteilung des Göttinger Bündnis Bleiberecht für Roma, 09.10.2012
" „Bleiberecht für alle!“
Antirassistische Demonstration | Samstag, 13.10.2012 | 11.00 Uhr | Rosenwinkel, GÖ
Göttinger Roma rufen auf zu einer Demonstration für ein bedingungsloses Bleiberecht.
Das Göttinger Bündnis Bleiberecht für Roma unterstützt ihre berechtigte
Forderung und lädt zur Teilnahme an dieser Demonstration ein. Anlass
sind die anhaltenden Abschiebungen von Romni und Roma. Erst vor zwei
Monaten wurde ein junger Roma (Ashkali) aus Göttingen nach Pristina
abgeschoben. Ein junger Mensch, der hier 20 von seinen 21 Lebensjahren
gelebt hatte. Und diese Abschiebung wurde auch noch mit der
Nichterfüllung einer Integrationsvereinbarung begründet, die dem Fass
den Boden ausschlägt: wo denn, wenn nicht hier, soll sich ein Mensch
integriert haben, der sein ganzes Leben hier gelebt hat? Im Kosovo, wo
er nur die ersten 4 Monate seines Lebens verbracht hat. Ganz bestimmt
nicht.
In Göttingen und Umgebung sind mehrere Hundert, in Deutschland mehrere Tausend und in der EU mehrere Zehntausend Roma aktuell von Abschiebung bedroht. Und so löblich die nach wie vor bestehenden Beschlüsse von Stadt und Landkreis Göttingen gegen Abschiebungen von Roma in den Kosovo sind, so beispielhaft sind die trotzdem mit aller Gewalt durchgeführten Abschiebungen durch die Göttinger Ausländerbehörde und das niedersächsische Innenminsterium für die europäische Wirklichkeit der Roma:
In Frankreich werden auch unter Hollande Massenabschiebungen vollzogen und ganze Roma-Siedlungen dem Erdboden gleich gemacht. In Ungarn formieren sich die Rechtsradikalen immer wieder neu, zum Beispiel in den Gruppen „Für eine bessere Zukunft“ und „Neue Ungarische Garde“. Ihre Angriffe auf Roma reißen nicht ab und sind immer wieder traurige Höhepunkte in der Tagespresse. In Großbritannien nehmen die zuständigen Sozialbehörden arbeitslosen Roma ihre Kinder ganz offiziell weg. Das Argument ist ganz simpel: Arbeitslose Eltern seien nicht in der Lage, ihre Familien zu unterhalten. In der Slowakei sind die als "Zwangssterilisationen" überführten "Behandlungen" an Romafrauen, die vorher nicht über den Sinn und die Konsequenzen des Eingriffes informiert wurden, trauriges Zeugnis einer erschreckenden Tradition.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete das Bündnis letzte Woche einen Filmabend im Rosenwinkel, bei dem von Seiten der Roma der klare Wunsch aufkam, die Wut über den rassistischen Alltag, der geprägt ist durch Armut, Ausgrenzung und Abschiebung, auf die Straße zu bringen.
Am 8. September diesen Jahres startete von Würzburg aus der „Refugee
Protest March to Berlin“. Geflüchtete reisen durch Deutschland, teils zu
Fuß, teils mit dem Bus um gegen die „herrschenden Gesetze für
Flüchtlinge“ zu protestieren. In mehreren deutschen Städten haben sich
Geflüchtete zusammengeschlossen und Protestcamps in den Innenstädten
errichtet... Nur einige Beispiele für die unzähligen Kämpfe von
Geflüchteten.
Wir rufen Euch deshalb gemeinsam mit allen Geflüchteten und
Unterstützer_innen am Samstag, den 13.Oktober um 11.00 Uhr zu einer
Demonstration ab dem Rosenwinkel auf, die durch die Innenstadt geht und
gegen 12.30 am Kornmarkt mit einer Abschlusskundgebung enden wird.