[Erding] Putzkolonne "nicht deutsch genug"

Erstveröffentlicht: 
11.09.2012

Erding - Ein Erdinger hat eine zuvor engagierte Putzkolonne nicht in das Anwesen seiner Freundin gelassen, weil die Kolonne aus Ausländern besteht. Die Objektleiterin ist fassungslos: „So etwas habe ich in meinen 22 Jahren im Beruf nie erlebt.“

 

Renate Haslinger kann es noch immer nicht glauben. Am Montagvormittag war die Objektleiterin von Cleaning Express Gebäudedienste aus Ottenhofen zusammen mit einer Reinigungsmannschaft nach Erding gefahren. Drei Wohneinheiten in einem Mietshaus sollten gesäubert werden, damit sie für die anstehende Vermietung bereit sind.

Die Wohnungen sahen Haslinger und ihre vier Reinigungskräfte aber nicht von innen. „Ich bin gerade mal aus dem Auto ausgestiegen, da hab ich schon jemanden schreien gehört: Ausländer!“, erzählt sie. Der Jemand war der Lebensgefährte der Vermieterin, der unserer Zeitung erklärte: „Es ist doch auch in anderen Branchen üblich, dass vorher angekündigt wird, wenn Arbeiter mit ausländischen Wurzeln kommen. Ich war verärgert, denn ich wollte, dass ich darüber informiert werde.“

Er beteuert, niemanden beschimpft oder weggeschickt zu haben. Sein Anliegen: „Ich wusste nicht, wie meine Mieter mit ausländischen Putzkräften umgehen würden, deshalb wollte ich eine Konfrontation mit ihnen schon im Vorfeld vermeiden. Man liest doch immer wieder, dass bei solchen Arbeiten irgendwas gestohlen wird, davor hatte ich Angst.“

Geschäftsführerin Birgit Schellhase sah aber keinen Grund, ihren Kunden vorab zu informieren. „Ich muss niemanden fragen, wen er denn gerne zum Putzen da haben möchte. Das ist doch lächerlich“, empört sie sich. Auch Silvia Petrovic, eine der vier Reinigungskräfte, hatte sich den Wochenstart anders vorgestellt. Sie versuchte noch, die Situation im Gespräch mit dem Vermieter aufzulösen. „Ich habe ihm erklärt, dass ich in Deutschland geboren wurde, hier zur Schule ging und auch einen deutschen Pass habe. Und außerdem zählt doch nur die Leistung, ganz egal, wo man herkommt“, sagt sie. Der Vermieter habe das aber nicht akzeptiert. Der 20-Jährigen soll er Folgendes entgegnet haben: „Ich weiß ja nicht einmal, ob Sie richtig bezahlt werden. Sie bekommen fünf Euro und die Firma schiebt den Rest ein. Ich möchte einfach, dass alles in Ordnung ist und es keine Probleme gibt.“

Diese Vermutungen wies Petrovic von sich, auch Schellhase versichert: „Es wird bei uns der normale Tariflohn bezahlt, jeder Mitarbeiter hat einen Vertrag.“

Der Putzlappen blieb am frühen Montag aber trocken, denn die Mannschaft zog nach einem Telefonat mit der Chefin ab. „Von mir aus hätten sie dann aber schon putzen können“, sagt der Hausbesitzer.