Die suspendierte Gattung. Kritik der deutsch-europäischen Flüchtlingspolitik. Vortrag von Danyal (Hamburg)

Mittwoch, 4. Juli - Die suspendierte Gattung. Zur Kritik der deutsch-europäischen Flüchtlingspolitik

Mehr als 1.500 Exilsuchende starben 2011 in jenem Gewässer, das den wesentlichen vom verüberflüssigten Teil der Gattung trennt. Der vielen anderen nimmt sich „Frontex" an, die Apparatur zur militärischen Abriegelung der europäischen Außengrenzen gegen das überflüssige Leben, oder, wenn der eine, die andere doch durchschlüpft, die Heimatfront aus regierungsamtlicher Schikane, kulturalistischer Betreuungsökonomie und nächtlichem Abschiebekommando. Den Flüchtlingen aus den Ruinen des Weltmarkts oder vor Despotien wie dem Iran wird ihre Überflüssigkeit vom Kapital erneut eingehämmert: Man kaserniert sie, damit sie nur ja keine Freude haben an ihrer Selbstbefreiung aus unmittelbarem Zwang; man drangsaliert sie, damit sie sich wieder aus freiem Willen verflüchtigen. Die Subjektivität, wird ihnen abgesprochen, d.h. die Ermächtigung zur Selbsterhaltung, und dies im Interesse der nationalen Arbeitskraft. Der politische Souverän, der Menschen als Deutsche konstituiert, stundet die Fungibilität der nationalen Arbeitskraft; er täuscht ihr kapitale Wertigkeit nur vor, um die nationale Formierung zu garantieren. Wer vor Hunger, Krieg und Tugendterrorismus flieht, wird zum Ausschuß einer vernunftwidrigen Soziezät, die von den konkreten Individuen absieht, um sie zu Exemplaren der kapitalisierten Gattung zu stempeln. Kein politischer Souverän existiert, der ihr Leben zu schützen wagt, und keine Zwangsgewalt, die sie als zugehörig identifiziert und fähig wäre, ihre Selbstverwertung zu verbürgen.

 

 

Es spricht Danyal (Hamburg), Autor des Blogs „Cosmoproletarian Solidarity"

 

Um 20°° im Jos Fritz-Café, Wilhelmstr. 15 (Spechtpassage).

 

 

Initiative Sozialistisches Forum

Jour fixe

Frühjahr/Sommer 2012

 

 

Der Einleitungstext „Occupy reason!"
sowie das Kommentierte Programm unter: www.isf-freiburg.org