Seit einem Monat besetzen Anti-Kohle-Aktivist_innen einen Teil des Hambacher Forstes, der voraussichtlich ab Oktober für die Weiterführung der Braunkohleabbaggerung gerodet werden wird. Am 14. April wurden während eines Kulturfestes im Hambacher Forst Plattformen in alte Eichen des Waldes gezogen, die noch immer bewohnt werden. Die Aktivist_innen, die noch immer auf - und unter - den Bäumen ausharren, wählten die Form der Besetzung als direkte Aktion, weil sie nicht daran glauben dass der Braunkohleabbau auf parlamentarischem Wege gestoppt werden wird. Die Nicht-Thematisierung der Braunkohleverstromung im Rheinland im Wahlkampf und in den Koalitionsverhandlungen, wodurch das Gerede von der Energiewende zur hohlen Phrase verkommt, gibt ihnen nun Recht.
Auf der Besetzung werden Veranstaltungen für den Sommer und den Herbst geplant. Bisher gab es aus der Region viel Zuspruch für die Besetzer_Innen.
„Während des Wahlkampfes in NRW wurde auf allen Seiten von Energiewende und Klimaschutzzielen geredet. Völlig ausgeblendet wurde aber, dass mit dem rheinischen Braunkohlerevier Europas größter Einzelemittend von CO2 im Rheinland angesiedelt ist. Wer nicht das Ziel verfolgt, die Braunkohleverstromung zwischen Köln und Aachen zu stoppen, und dafür glaubwürdige Pläne vorweist, sollte nicht von Klimaschutz sprechen“, sagt Betina Setzer im Baum, auf ihrer Plattform sitzend, mit Blick auf Europas größten Tagebau, Hambach.
„Die Tagebaue Hambach, Garzweiler und Inden besitzen weitreichende Genehmigungen für den Braunkohleabbau. Darauf wird in der Politik stets verwiesen, wenn es um Braunkohle geht. Wenn wir den Generationen, die nach uns auf diesem Planeten leben wollen erzählen werden: Wir waren zwar für Klimaschutz, es gab aber auf Papier geschriebene Regelungen die dem im Wege standen, werden sie uns auslachen: zurecht!" sagt Peter Neumayer, ein anderer Besetzer.
Da aber von vornherein gar keine Hoffnungen in die parlamentarische
Politik gesetzt wurde, gibt es auf der Waldbesetzung auch keine
Enttäuschung dass das Thema während den Wahlen keine Rolle spielte: „Von Anfang an war uns Bewusst, dass wir außerparlamentarisch eine breite Bewegung aufbauen müssen um etwas zu erreichen. Mir persönlich fehlt nicht nur das Vetrauen in die parlamentarische Politik, sondern ich glaube sogar, dass der Parlamentarismus ein entscheidender Faktor dabei ist, dass kein
tatsächlicher Klimaschutz zustande kommt. Das liegt auch daran, dass die Entscheidungen nicht da getroffen werden, wo die Auswirkungen davon zu ertragen sind. Die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft sind allesamt nicht von der Umsiedlung betroffen, und sind auch nicht diejenigen die bereits heute unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Deshalb geht es uns um eine Verlagerung der Entscheidungshoheit zu den jeweils Betroffenen.“ sagt Peter Neumeyer.
So wird auf der Waldbesetzung also weiter daran gearbeitet ein Widerstands-Netzwerk zu spinnen, die Infrastruktur weiter auszubauen, und Veranstaltungen zu organisieren. Vom 29 Juni bis zum 8. Juli wird ein Skill-Sharing-Camp auf der Waldbesetzung stattfinden, auf dem Fähigkeiten für die Aktionen und Protest ausgetauscht werden sollen, aber auch darüber hinaus. Im August wird es eine Beteiligung am Klimacamp in Manheim geben und für Anfang Oktober - der ersten Woche in der gefällt werden darf - ist eine Aktionswoche geplant.
In der Region wird die Waldbesetzung fast durchgehend positiv aufgenommen. Viele Anwohner_innen kommen vorbei, sprechen ihren Zuspruch aus und unterstützen die Besetzer_innen mit Sach- und Geldspenden und beteiligen sich am Programm.
Kontakt:hambacherforst@riseup.net
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