Die klare Haltung des niedersächsischen SPD-Spitzenkandidaten Stephan Weil kommt bei den Gorleben-Gegnern an. Weil schließt ein Atommüllendlager in Gorleben kategorisch aus. "Und das nicht aus regionalistischem Übereifer, wie wir es von bayrischen Unionspolitikern kennen, die schon vor einer Erkundung möglicher Gesteinsformationen bekräftigen, Bayern käme für die Lagerung hochradioaktiver Abfälle nicht in Frage", betont die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI). So habe Weil nicht ausgeschlossen, dass auch Niedersachsen als Suchraum weiter in Frage käme.
In einem kleinen Kreis hatten Ende April Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel sowie die Ministerpräsidenten David McAllister (CDU) und Winfried Kretschmann (Grüne) getagt, um sich über einen Neuanfang bei der Suche nach einem möglichen Atomendlager zu verständigen. Zwar wolle man sich dabei auf eine „weiße Karte“ möglicher Standorte einigen. Gorleben, das per Handstreich 1977 zum möglichen Standort deklariert wurde, solle aber auf der Liste bleiben.
Weil hält diese Argumentation wie die großen Umweltverbände und die BI für reine Taktiererei. "Sätze des niedersächsischen Umweltministers Birkner, nach denen die Nichteignung Gorlebens noch nicht bewiesen sei, sind doch bizarr. Der Salzstock ist auch aus geologischen Gründen ungeeignet, das muss man klar sagen", heißt es in Zeitungsberichten.
Auch in einem anderen Punkt pflichtet der den Anti-Atom-Initiativen bei: Bei einem solchen Jahrtausendprojekt jetzt den „schnellen Kompromiss“ zu suchen, sei verfehlt, sagte Weil: "Das Thema Endlager ist doch keine politische Alltagsware."
"Eine umfassende und ehrliche Atommülldebatte muss einer Wahl möglicher Standorte vorausgehen, dass Gorleben nicht geht, leugnet nur noch der niedersächsische Umweltminister Stefan Birkner, der es besser wissen müsste", sagte Wolfgang Ehmke (BI). So werde bisher überhaupt nicht die Problematik bedacht, dass in jenem Endlager X nicht nur hochradioaktive Abfälle, sondern auch Müll gelagert werden soll, der die Einlagerungsspezifikationen für den Schacht Konrad nicht erfüllt.
"Das hat weitgehende Folgen für ein Endlagerkonzept", unterstreicht BI-Sprecher Lennart Müller.
Die Gorleben-Gegner rechnen damit, dass die Endlagerdebatte nach den Wahlen in Nordrhein-Westfalen wieder Fahrt aufnimmt.
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