Heraus zum 1. Mai: Das hat das Jos Fritz Café in der Spechtpassage seit 25 Jahren ganz wörtlich genommen. Damit ist es nun passé.
Flohmarkt, Kinderfest und Hock verteilten sich Jahr für Jahr an diesem einen Tag auf die legal abgesperrte Wilhelmstraße. Das große Straßenfest zog sich hin bis spät in den Abend, in den vergangenen Jahren wanderte das Partyvolk später weiter. In diesem Jahr werden die etwa 3000 potenziellen Festgäste am 1. Mai ohne Straßenfest sein. Denn das traditionelle Straßenfest in der Wilhelmstraße ist zum ersten Mal nicht genehmigt worden.
Die Stadt verweist auf massive Anwohnerbeschwerden im Zusammenhang mit dem Fest, letztendlich sei das Bürgerforum nach gravierenden nächtlichen Störungen im Vorjahr beim Amt für öffentliche Ordnung vorstellig geworden. Von Seiten des Bürgerforums allerdings wird mit Nachdruck betont: "Wir haben im Amt für öffentliche Ordnung ausdrücklich gesagt, dass wir das Spechtfest mit dem Straßenfest wollen, nur die ungenehmigten Veranstaltungen, die viel später und lauter sind, in der Belfortstraße und in der Adlerstraße, und die nichts mit dem Spechtpassagenfest zu tun haben, sind für die Anwohner nicht zu ertragen."
Die Polizei hatte dem Amt für öffentliche Ordnung da schon die Empfehlung ausgesprochen, der beantragten Straßensperrung nicht zuzustimmen. Im Vorjahr nämlich sei vor allem in der angrenzenden Belfortstraße und in der Wilhelmstraße drei Nächte hintereinander dröhnende Draußenparty jeweils bis gegen vier Uhr morgens gewesen. Ein Polizeisprecher erklärt: "Nach unserer Analyse vermuten wir, dass die nächtlichen Ruhestörungen durch eine Sperrung der Wilhelmstraße begünstigt werden, deshalb haben wir von der Sperrung abgeraten." Dass das auch ein Einschnitt in die Festkultur sei, sei der Polizei bewusst, aber man müsse auch den Bedürfnissen der Anwohner Rechnung tragen.
Jos Fritz Café-Betreiber Horst-Günther Glanz hatte am 10. April den Antrag auf Fest-Genehmigung und Straßensperrung beim Amt gestellt, am 26. April kam per Fax die unerwartete Absage. "Seit Jahrzehnten halten wir uns hier an alle Vorschriften und Auflagen und feiern friedliche Feste", sagt Horst-Günther Glanz, "das Ganze ist nicht zu kapieren." In der Begründung des Amtes heißt es, dass sich in den vergangenen Jahren "in diesem Bereich weitere Veranstaltungen angeschlossen haben, die von der Stadt Freiburg nicht genehmigt waren." Im Zusammenhang mit diesen Veranstaltungen sei es zu erheblichen Störungen der Anwohner gekommen, "mehrfach waren Polizeieinsätze erforderlich." Die betrafen jedoch nicht das 1. Mai-Fest rings um Wilhelmstraße und Spechtpassage. Dennoch agiert Glanz konform: Flohmarkt, Kuchenstände und Bierwagen hat er abgesagt. Das Spielmobil wird in der Spechtpassage ein reduziertes Kinderprogramm anbieten. Und natürlich wird – inklusive Konzerten – gefeiert. In der Passage.