Demokratische Gruppen zeigen Präsenz

Erstveröffentlicht: 
10.04.2012

ESSLINGEN/PLOCHINGEN: Rechtsextreme kommen nicht zu den angekündigten Aufmärschen ins Neckartal
In Esslingen und Plochingen kam es am Samstag nicht zu den befürchteten Neonazi-Aufmärschen. Stattdessen zeigten demokratische Gruppierungen Präsenz: Ein breites Bündnis, von Gewerkschaften über Parteien bis hin zu den Kirchen, machte mobil und erteilte rechtsextremem Gedankengut eine Absage.


Die NPD Baden-Württemberg und weitere rechtsextreme Gruppierungen wollten am Ostersamstag in verschiedenen Städten an Fils und Neckar aufmarschieren. Sie hatten unter anderem in Plochingen und Esslingen Kundgebungen angemeldet, die jedoch vom Landkreis und der Stadt Esslingen als zuständige Polizeibehörden nicht genehmigt worden waren.


Solche Verbote wurden in anderen Städten in der Vergangenheit immer wieder durch Gerichtsentscheide gekippt, in diesen beiden Fällen jedoch offensichtlich nicht - zumindest war bis Samstagvormittag nichts bekannt.


Die Neonazis hatten unter dem Motto „Soziale Gerechtigkeit“ für ihre Aufmärsche geworben, der Blick auf die Rednerliste ließ allerdings tiefer blicken. Angekündigt waren Thomas Baumann, bei dem 2009 große Mengen an Chemikalien für einen Sprengstoffanschlag gefunden worden waren, und Martin Krämer, Vorsitzender der NPD-Nachwuchsorganisation JN und Verfechter einer rigiden Ausländerpolitik.


Die Gegendemonstranten sprachen sich für Solidarität und Toleranz aus. „Wir lassen uns nicht aufspalten in Volksdeutsche und Ausländer. Alle, die hier leben, haben ein Recht hier zu leben“, hieß es bei der Kundgebung am Esslinger Bahnhof, wo die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und weitere antifaschistische Gruppen einen Infostand aufgebaut hatten. Rund 100 Leute hatten sich um die Antifaschisten gesammelt, die gut informiert waren. Sie wussten, dass 60 bis 80 Neonazis in Geislingen aufgetreten und dann in den Zug Richtung Stuttgart gestiegen waren.


Der konnte allerdings wegen einer Streckensperrung nicht fahren: In zwei Kabelschächten in der Nähe der Gleise hatten Unbekannte Feuer gelegt, teilte die Göppinger Polizei später mit.


Als sich abzeichnete, dass es in Esslingen keinen Aufmarsch geben würde, machte sich ein Teil der Gegendemonstranten auf den Weg nach Göppingen.Die am Bahnhof positionierten Polizisten harrten aus. Die NPD kam aber an diesem Tag nicht nach Esslingen.


Weiterhin vor Ort blieben auch die Vertreter am zweiten Infostand gegenüber dem Palmschen Bau. Dort informierten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und das überparteiliche Bündnis Courage, das sich vor kurzem neu formiert hat und viele Gruppierungen vom Sportverein bis zu den Kirchen und der Esslinger Moschee umfasst. Man habe interessante Gespräche geführt, viele Passanten hätten sich in eine Liste eingetragen, um Informationen des Bündnisses zu erhalten, berichtet Frank Böhringer vom DGB. 

 

Auch in Plochingen wurde am Samstag kein Aufmarsch von Rechtsextremisten gesichtet. Stattdessen kamen 130 bis 150 Menschen auf dem Marktplatz zusammen, um ein Zeichen für Toleranz zu setzen. Sie waren von den Parteien und Kirchen kurzfristig mobilisiert worden. Angesichts der Osterfeiertage sammelten sie sich zum „stillen Protest“ ohne Ansprachen, erklärte Bürgermeister Frank Buß, der ebenso wie seine Amtsleiter dabei war.